David Chandler: Der Thron der Barbaren – Ancient Blades 3 (Buch)

David Chandler
Der Thron der Barbaren
Ancient Blades 3
(Honour Among Thieves)
Aus dem amerikanischen Englisch von Andreas Decker
Titelillustration von Oliver Wetter
Piper, 2012, Paperback, 608 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-26756-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Man hat es wirklich nicht einfach als Dieb! Ich meine nun auch wirklich nicht die Gefahren, wenn man über Dächer balanciert oder in Fenster einsteigt, noch nicht einmal die Häscher des Vogts von Ness, sondern das Schicksal und die Hexen, die sich gegen unseren Erzähler Malden verschworen haben.

Erinnern wir uns. Da hatte Malden sich doch nun wirklich mühsam und unter großen Entbehrungen einen Namen gemacht. Nicht etwa als strahlender Held – auch wenn er einer ist – oder als Helfer der Armen und Kranken, sondern als Dieb ist er in seiner Heimat bekannt wie ein bunter Hund. Hinter Cutbill, dem Meister der Diebesgilde, ist er inzwischen die Nummer zwei, da schlägt das Schicksal einmal mehr erbarmungslos zu. Zusammen mit der von ihm angebeteten Hexe Cythera, deren Verlobten, dem Ritter Croy, der zufälligerweise auch noch Maldens bester Freund ist. und einem Zwerg begleitete er einen Barbaren. Sie stiegen in Wolkenklinge, den Berg der einst die berühmteste Stadt der Zwerge beherbergte ein und stießen nicht nur auf Elfen-Überlebende sondern auch auf Sprengpulver. Als die Wolkenklinge in die Luft flog war der seit Jahrhunderten verschlossene Weg für die Barbaren in die fruchtbaren Ebenen des Königreichs endlich frei.

Drei große befestigte Städte gibt es im Königreich. Zwei fallen schnell den angreifenden Horden zum Opfer, in Ness hat ausgerechnet Malden als Lord Bürgermeister die Macht übernommen. Zwar hat er dazu überhaupt keine Lust, doch wer sonst soll das Machtvakuum füllen, das die flüchtenden Adeligen hinterlassen haben? Mit einem der legendären Schwerter Ancient Blades bedacht, die eigentlich zur Vernichtung der Dämonen gedacht waren, erwartet er die Barbaren – und kann zum Glück auf seine Verbündeten zählen, sonst würde es mau aussehen in und um Ness…

David Chandler legt eine Trilogie vor, die für den Leser wenig wirklich Neues bereithält, aber trotzdem bestens unterhält. Geschickt nutzt er den edlen Dieb als Protagonisten um uns seine Geschichte einer archaischen Welt im Umbruch zu erzählen. Standen im ersten Teil noch die Stadt Ness und ihre Bewohner ganz im Zentrum des Geschehens, so hat er im Mittelteil der Trilogie seine Welt weiter ausgebaut. Nun kann er sich ganz seinen Figuren und deren Schicksal widmen. Dabei macht er es sich und seinen Gestalten nicht einfach. Immer wieder kommt es zu neuen Rückschlägen, hadern sie mit ihrem Schicksal, ihren Gefühlen und nicht zuletzt mit den Erwartungen ihrer Umwelt an sie. So sehr sie sich diesen Erwartungen entziehen möchten, letztlich treibt sie ihr Verantwortungsgefühl dazu, sich ihren Fährnissen zu stellen.

Auffallend, dass sich Chandler erfolgreich bemüht hat seine Barbaren ein wenig anders zu zeichnen. Natürlich sind dies auf den ersten Blick oberflächliche Schlagtots, die Erfüllung nur im Kampf und im Beserkertum finden. Doch dann unterfüttert er diese stereotype Ansicht mit einer Historie die aufzeigt, wie sie zu dem geworden sind, was sie sind, zeichnet insbesondere die beiden Ancient-Blades -räger unter den Barbaren als vielschichtige Persönlichkeiten.

Die letzte Schlacht um Ness und um das Königreich wird daher folgerichtig vor den Toren der freien Stadt entschieden. Hier treffen die früheren Verbündeten, Freunde und Liebhaber aufeinander, entscheidet sich ihr Schicksal. Das, und wie der Dieb Molden dabei sein Haupt aus der sich um seinen Hals liegenden Schlinge zieht, kann man im vorliegenden letzten Band der Trilogie, der letztlich ein wenig zu lang geworden ist, nachlesen.