Roland – Ritter Ungestüm 5 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 17. Mai 2012 10:06
Francois Craenhals
Roland – Ritter Ungestüm 5
Der Geheimgang / Der Günstling des Königs / Die Falle
(Chevalier Ardent: Le Passage, 1981, Le Champion du Roi, 1983, La Piége, 1985)
Titelillustration und Zeichnungen von Francois Craenhals
Aus dem Französischen von Uli Pröfrock
Cross Cult, 2012, Hardcover, 158 Seiten, 29,80 EUR, ISBN 978-3-941248-75-5
Von Christel Scheja
Noch sind die Abenteuer von Ritter Roland nicht vorbei, die zwei ganze Generationen von jungen Comiclesern begeistert haben. Im fünften Band gibt es auch eine Überraschung – eine Geschichte, die noch nie auf Deutsch erschienen ist.
Nachdem Roland sich bei der Rettung von Prinzessin Gwendoline bewährt hat, kann König Artus nicht anders, als dem jungen Ritter eine Entschädigung für die Zerstörung seiner Burg zu zahlen und ihm so zu ermöglichen, diese wieder neu aufzubauen. Und auch die junge Königstochter bleibt noch eine Weile in seiner Nähe. Während Roland emsig damit beschäftigt ist, den Aufbau seiner Burg zu überwachen, gönnt er sich nur selten Augenblicke der Liebe, obwohl eines klar ist: die Zweisamkeit wird bald enden, da der König immer noch gegen die Verbindung der beiden ist. Dennoch nehmen sie sich das Recht heraus, zwei Tage alles um sich herum zu vergessen und sich ganz der Liebe hinzugeben. Doch kaum ist Gwendoline wieder an den Hof zurückgekehrt, kommt Roland auch nicht zur Ruhe, denn Artus erwählt ihm zu seinem Champion, und das bedeutet, dass er das nächste große Turnier ausrichten muss, zu dem Ritter aus aller Herren Länder kommen werden. Und nicht zuletzt wird Roland in der dritten Geschichte in das Abenteuer hineingezogen, das eine Gesandtschaft aus dem Land der Rus mit sich bringt. Es gilt einen jungen Fürsten aus der Gewalt der Steppenvölker, die Kiew bedrohen, zu befreien, doch der Verrat zieht weitere Kreise als gedacht.
Im Gegensatz zu den turbulenten Ereignissen des vorhergehenden Bandes sind die Abenteuer dieser Sammlung eher ruhig. In „Der Geheimgang“ passiert nur sehr wenig, der Künstler gönnt aber den jungen Verliebten auch einmal einige Tage nur für sich alleine, die noch Folgen haben werden, und zeigt, wie eine Burg im frühen Mittelalter errichtet wurde und was dabei alles von Nöten war. Die zweite Geschichte, „Der Günstling des Königs“, zeigt, dass Artus Roland zwar einiges zugesteht, aber nicht, das, was der junge Ritter eigentlich begehrt. Wieder gibt es hinter den Kulissen ein Kräftemessen zwischen dem Vater, der seine Tochter nicht loslassen will, und dem hitzköpfigen Ritter, der wieder einmal nahe daran ist, seinen Herrscher zu beleidigen. „Die Falle“ führt wieder in ein anderes Land und schildert eine der üblichen Abenteuergeschichten – aber die große Überraschung kommt am Ende und mischt die Karten wieder neu.
Die Geschichten um Roland sind sehr menschlich geworden. Es geht um Liebe und Eifersucht, nicht mehr um höhere Ziele, um den Groll, der zwischen dem Vater und dem ungewollten Schwiegersohn immer tiefere Gräben schafft. Auch wenn Roland älter geworden ist und sich mehr beherrschen kann als früher – die Katastrophe dürfte irgendwann nicht ausbleiben.
Alles in allem bekommt man wieder drei spannende Ritterabenteuer geboten, die detailreich, optisch sehr ansprechend und durchaus dynamisch gezeichnet sind, wenn es um Verfolgungsjagden und Kämpfe geht. Phantastische Elemente spart sich Craenhals diesmal, geht dafür aber mehr auf das Alltagsleben der Menschen ein, zeigt, was es alles bei der Ausrichtung eines Turniers zu bedenken gibt und führt nicht zuletzt in ein Land, das sonst meistens immer von Romanen und Comics außer Acht gelassen wird.
Das Ganze ist zwar nicht historischer erzählt als „Prinz Eisenherz“, wirkt aber dennoch gut recherchiert, was Kleidung, Bauwerke und Landschaften angeht. Doch einen Unterschied gibt es: Roland und seine Freunde wie Feinde sind sehr menschlich geworden und zeigen auch diesmal gute wie schlechte Seiten oder gar widersprüchliches Verhalten.
Die Geschichten um „Roland – Ritter Ungestüm“ im fünften Sammelband gewinnen wieder, da sie auch einmal andere Facetten des Ritterdaseins präsentieren und sich sehr stark auf die Figuren konzentrieren, was der Serie sehr gut tut. Durch die zeitlose Erzählweise sind die Abenteuer zudem auch heute noch für Jung und Alt interessant.