Aimee Carter: Das göttliche Mädchen (Buch)

Aimee Carter
Das göttliche Mädchen
(The Goddess Test)
Übersetzung aus dem Englischen von Freya Gehrke
Mira, 2012, Taschenbuch, 302 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-86278-326-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Nachdem Vampire und Werwölfe nicht mehr so ziehen wie früher, haben vor allem die amerikanischen Autorinnen ein anderes Feld für sich entdeckt: Die griechisch-römische Mythologie bietet gerade für Liebesgeschichten und Dramen ein weites Feld, das den meisten jungen Leserinnen nicht mehr bekannt ist. Sie mögen zwar von den Göttern gehört haben, die wenigsten aber dürften die Geschichten zu diesen kennen. Aimee Carter ist auf diese Welle aufgesprungen, wie „Das göttliche Mädchen“ beweist. Der Roman ist Auftakt zu einer Serie.

Kate Winters ist ein ganz normaler Teenager, wenn man davon absieht, dass sie schon sehr früh erwachsen werden musste. Ihre Mutter ist schon seit vielen Jahren schwerkrank und nun mehren sich die Zeichen, dass sie den Kampf gegen den Krebs endgültig verliert. Um ihr in den letzten Lebenstagen Frieden zu schenken, zieht Kate mit der Sterbenden in einen von der Welt vergessenen Ort namens Eden. Dort beziehen sie ein kleines Haus. Das Mädchen versucht auch, in der örtlichen High School Fuß zu fassen, was gar nicht so einfach ist, da sie vor Sorge fast vergeht. Doch in der lebenslustigen Ava findet sie bald eine Freundin, die sie aufmuntert und stützt.

Kate beginnt sich langsam wohlzufühlen, da überschlagen sich die Ereignisse. Erst verletzt sich Ava bei ihrem übermütigen Treiben so schwer, dass sie stirbt, dann taucht auch noch ein unheimlicher Fremder namens Henry auf, der ihr ein überraschendes Angebot macht: Wenn sie einwilligt, mit ihm zu kommen und sein „Wintermädchen“ zu werden, dann kann er vielleicht ihre Mutter retten. Kate lässt sich auf den Handel ein, weil sie keine andere Wahl mehr hat. Sie zieht nach Eden Manor, nur um dort zu erkennen, dass ihr geheimnisvoller Henry mehr mit den griechischen Göttern gemein hat, als sie denkt. Außerdem muss sie sieben Prüfungen bestehen, um ihr Versprechen zu verfüllen. Wenn ihr dies nicht gelingt, dann stirbt nicht nur ihre Mutter, sondern auch sie. So ist es anderen Mädchen vor ihr ergangen, die in einer ähnlichen Position wie sie waren.

„Das göttliche Mädchen“ ist eines jener Bücher, die sich bewusst an Teenager richten und sich wenig um klassische Mythen und Sagen scheren. Die griechischen Götter gehen hier mit der Zeit und tragen gängige amerikanische Namen, sodass Kenner der alten Geschichten erst einmal raten können, wer wer ist. Immerhin begeht die Autorin nicht den Fehler, die Legende von Persephone direkt nachzuerzählen, stattdessen spielt sie mit den Motiven daraus.

Die Geschichte nimmt sich viel Zeit, die junge Heldin und ihr Umfeld einzuführen. Das dient nicht nur, um bei den Leserinnen Vertrauen zu wecken, sondern auch um die Figuren einzubringen, die später auch noch eine wichtige Rolle spielen. Denn nicht nur Henry ist ein Gott, nämlich Hades, auch einige der anderen mit denen es Kate zu tun bekommt, sind nicht so menschlich wie es scheint.

Die Handlung selbst ist eher mäßig spannend. Zwar sorgt eine Intrige für die notwendige Spannung und Dramatik, aber es geht in erster Linie um die Beziehung zwischen Henry und Kate, die sich ja erst entwickeln muss. Letztendlich nutzt die Autorin den klassischen Hintergrund nur als exotische Kulisse für eine Geschichte, die auch mit ganz normalen Menschen hätte spielen können. Die Elemente der Sage werden nur sehr verhalten eingesetzt und zugunsten der Liebe ein wenig verdreht. Immerhin ist die Geschichte flott geschrieben und lässt sich ohne Längen lesen.

Alles in allem ist „Das göttliche Mädchen“ ein Liebesroman für Leserinnen im Teenager-Alter, die die mythischen Elemente zwar lustig finden dürften, denen die Fantasy in der Geschichte aber nicht wirklich wichtig sind. Wer mehr in dieser Richtung erwartet, wird bitter enttäuscht.