Wonderland 5: Geschichten aus dem Wunderland II (Comic)

Raven Gregory, Ralf Tedesco & Joe Brusha
Wonderland 5
Geschichten aus dem Wunderland II
(Tales from Wonderland Vol. 2, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Titelbild von J. Scott Campbell
Zeichnungen von Eduardo Ferigato, Rich Bonk, Axel Medellin u.a.
Panini, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 176 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-308-1

Von Christel Scheja

„Wonderland“ hat so gar nicht mehr mit dem Land aus Lewis Carrolls Visionen zu tun hat, denn die Künstler und Autoren leben sich nach dem Ende der Hauptreihe in weiteren Geschichten mit düsteren Phantasien aus, die in den „Geschichten aus dem Wunderland“ erscheinen.

Eine junge College-Studentin wird aufgrund ihrer japanischen Herkunft von den meisten Kommilitonen nicht beachtet und nur ungern gesehen. Auch mit ihrer lebenslustigen Wohnungsgenossin hat sie nicht viel zu tun. Deshalb holt sie sich eine Katze aus dem örtlichen Tierheim, um nicht ganz alleine zu sein. Die Abscheu, die ihre Mitbewohnerin von Anfang an empfindet, kommt allerdings nicht von ungefähr, denn der schwarze Kater ist nicht das, was er zu sein scheint. Ohne es zu wollen hat die junge Studentin nämlich die Grinsekatze aus ihrem Gefängnis befreit, die nun mit jedem Blutstropfen an Macht gewinnt und immer mehr Mordlust entwickelt, um endlich wieder das sein zu können, was sie ist.

Der Rote König fühlt sich immer wieder von einer Gefangenen angezogen, die in einer Höhle am Rande des Gartens eingesperrt ist. Als er sie befreit, ergreift die von Hass zerfressene Frau die Gelegenheit, um sich zur neuen Herrscherin über das Reich aufzuschwingen.

Auch in ihrer jetzigen Existenz sind Dideldum und Dideldei zwei Lausbuben, die es in sich haben und eine blutige Spur hinterlassen.

Auch die Geschichte um den verrückten Hutmacher geht spannend weiter, denn das Wunderland hält auch für ihn noch weitere unangenehme Überraschungen bereit.

Und das ist nicht alles, denn Mitte des 19. Jahrhunderts greift das Wunderland bereits nach anderen unschuldigen Seelen, um denen beizustehen, die ein Abkommen mit ihnen geschlossen haben...

Die „Geschichten aus dem Wunderland“ decken die Facetten des Wunderlandes ab, die in der Trilogie nicht angesprochen oder nur kurz angerissen wurden. So erfährt man ein wenig mehr über den Hintergrund, der die Familie Liddell erst zu dem gemacht hat, was sie eigentlich ist, denn nicht alle der Geschichten spielen in der Gegenwart, sondern greifen in das 19. Jahrhundert zurück, in dem alles seinen Anfang nahm. Mit der Vorlage hat das Ganze allerdings nicht mehr viel zu tun es geht hier nicht um eine skurrile und satirische Sicht auf die viktorianische Zeit und Gesellschaft und ein Plädoyer für die Fantasy.

Die Autoren und Künstler nutzen den Hintergrund wieder einmal mehr dazu, um möglichst blutige und brutale Geschichten zu erzählen. Da spritzt der rote Lebenssaft in rauen Massen, fliegen Köpfe und Gedärme. Keine Figur kommt ungeschoren davon, denn auch wenn ihnen körperlich nichts geschieht, so greift doch der Wahnsinn des Wunderlandes immer wieder schnell und grausam auf die Seelen über und erweckt die Abgründe selbst in den Köpfen der Unschuldigen.

Letztendlich sind die Geschichten auf den puren Splatter reduziert. Es geht nicht mehr darum eine intelligente oder hintergründige Handlung zu erzählen, sondern möglichst effektvoll Menschen und anderes um die Ecke zu bringen. Dementsprechend oberflächlich und klischeehaft geht es zu – der Hintergrund verkommt zu einem bloßen Setting.

Alles in allem bietet auch die zweite Ausgabe der „Geschichten aus dem Wunderland“ bitterböse Unterhaltung, die vor allem den Fans düsterer und blutiger Horror-Szenarien gefallen dürfte, da nicht am Gemetzel, hervorquellende Gedärme und anderem gespart wird.