Charles Hu: Handbuch für Zeitreisende (Buch)

Charles Yu
Handbuch für Zeitreisende
(How to live safety in an science fiction universe)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Peter Robert
Titelillustration von Adam Simpson
Rowohlt Polaris, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 268 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86252-022-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Sie sind unzufrieden mit ihrem Leben? Wollen die Vergangenheit, ihre Eltern, ihre Vorfahren oder gar sich selbst verändern? Dann buchen Sie eine – zugegeben nicht eben ganz billige -Fahrt in einer Zeitmaschine; und schon geht es ab in die Vergangenheit; die Zukunft ist nicht ganz so gefragt.

Irgendwann merken Sie es dann auch – sie können die Vergangenheit nicht ändern. Das Universum lässt das nicht zu. Wenn Sie dann, in ihrer abgrundtiefen Verzweiflung ihre Zeitmaschine schrotten, wenn Rauch aus dem Platinen quillt oder Sie einen Nervenzusammenbruch haben, komme ich ins Spiel. Charles Yu ist mein Name. Ich bin – wenn man es ganz genau nimmt – Zeitmaschinen-Mechaniker. Seit Jahr und Tag sitze ich mit meinem eigentlich nicht lebenden Hund Ed in einer Kiste; ja, die Kiste ist eine Zeitmaschine. Ich schlafe da, ich wohne da und ich werde vermutlich auch da sterben – wenn ich denn einmal sterben werde. Sie müssen nämlich wissen, dass in meiner Jobbeschreibung stand, dass ich ewig leben werde. Ob das stimmt fragen Sie mich? Fragen Sie mal lieber, ob ich, ob irgendein Mensch der seine Sinne noch beieinander hat, das überhaupt will. Und so habe ich mein ganz eigenes Handbuch für solche Trottel wie Sie und mich geschrieben: einen Führer, wie man es machen oder auch nicht machen soll. Vielleicht hilft er ja zumindest ein bisschen – auch wenn ich nicht wirklich daran glaube…

Dem Waschzettel kann man entnehmen, dass ein US-amerikanischer Journalist Yu mit niemand geringeren als Douglas Adams verglichen hat. Nun ist das natürlich so eine Sache – die „Per Anhalter durch die Galaxis“-Bücher sind Kult, Jeder, der damit verglichen wird, kann eigentlich nur verlieren. Dennoch ist der Vergleich nicht ganz von der Hand zu weisen.

Ähnlich wie bei Adams erwartet uns keine klinisch reine, hochtechnisierte Zukunftsvision à la „Star Trek“. Das Augenmerk des Autors liegt vielmehr in der pointier, ironischen Lebensweisheit seines Protagonisten. Dieser offenbart sich im Verlauf der recht kurzen Kapitel als ebenso zynisch wie selbstkritisch und lässt uns an seinen Lebensweisheiten teilhaben. Sei es, dass er die Mutter in einer Zeitschleife entsorgt, wie wir unsere Alten im Heim deponieren, oder es um käufliche Roboterliebe geht; verklausuliert spricht der Autor unsere modernen Lebens-Ungewohnheiten an und hält uns einen Spiegel vor.

Das hat Pepp und Tiefgang, ist unterhaltsam und stellenweise witzig, aber sicherlich nicht Jedermanns Geschmack.