Durandal – Die Bretonische Mark 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. April 2012 20:25
Durandal – Die Bretonische Mark 1
(Durandal: La marche de Bretagne)
Text: Nicolas Jarry
Zeichnungen: Gwendal Lemercier
Coverillustration: John Mac Cambridge
Übersetzung: Resel Rebiersch
Splitter, 2012, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-427-7
Von Frank Drehmel
Von Excalibur über Gram und Balmung bis hin zu Mimung sind mystische Schwerter quasi die Brot- und Butterwaffe des europäischen Helden von Welt. „Durandal“ gehört ebenfalls in jene Kategorie phallischer, todbringender mythischer Blankwaffen, ohne die sich ein echter Recke geradezu unmännlich nackt vorkommen muss.
Im „Rolandslied“, jenem altfranzösischen National-Epos, schwingt Mitte des achten Jahrhunderts der treue Paladin Karls des Großen, der bretonische Markgraf Roland, die wundertätige Klinge, sofern er nicht gerade in sein ebenfalls mystisch-mythisches Horn Olifant bläst. In seinem ersten Album des ersten Zyklus’ über das mächtige Stück spitzen Metalls möchte Autor Jarry nach eigenem Bekunden über einige Geheimnisse um dessen Herkunft fabulieren, eine Herkunft, die einige Mythologen beim halbgöttlichen Schmied Wieland verorten, für die es aber auch andere Erklärungsansätze gibt.
Wir schreiben das Jahr 772. Der Norden des Frankenreichs wird von brandschatzenden heidnischen Sachsenhorden heimgesucht; Grund genug für Karl den Großen; ein riesiges Heer auszuheben, um einen Straffeldzug gegen die Barbaren und ihr Heiligtum – den mächtigen Baum Irminsul – zu führen. Einer der tapferen Mannen des Königs überlebt jedoch die Vernichtung der Sachsen nicht: Ambrosius, Markgraf der Bretagne und seines Zeichens Besitzer Durandals.
Der jugendliche Roland, Sohn und Erbe des Ambrosius’, fordert nach dem Tod des alten Herren, fasziniert von der mythischen, Waffe, das Schwert für sich, allerdings wird ihm dieses Erbe von seiner Schwester Muriel, die um die dunkle Macht weiß, die in der Waffe wohnt, verwehrt. Stattdessen beauftragt sie einen Getreuen, Durandal der Dame Edda auszuhändigen, der Anhängerin eines nordischen Ordens tapferer Frauen, damit diese das Schwert fort von bretonischen Boden schaffe.
Vier Jahre gehen ins Land: Roland entwickelt sich zu einem veritablen Kämpfer, während in Island Durandal eine scheinbar sichere Heimstatt gefunden hat. Doch die Sicherheit ist trügerisch, da die Frauen eine Verräterin in ihren eigenen Reihen haben, die sich nicht nur scheut, ihrer aller Prophetin zu ermorden, sondern die auch versucht, das magische Schwert in ihren Besitz zu bringen. Im Frankenreich spitzt sich die militärische Lage ebenfalls erneut zu, sodass auch dort der Ruf nach der mächtigen Waffe ertönt.
Der Abwechslung halber möchte ich diesmal mit der kurzen Beurteilung des Artworks beginnen: das, was Gwendal Lemercier und die Digikore Studios zustande gebracht haben, ist ausgesprochen erfreulich. Sowohl im grafischen Duktus als auch der Koloration kommt dieses erste Album durch und durch lebendig daher: ein selbstbewusster, in der Stärke perfekt ausbalancierter Strich sorgt für gleichermaßen klare wie markante Konturen, während die Farbgebung der Hammer ist: kräftige, satte Farben, die sicherlich in ihrer Stärke beziehungsweise Klarheit so nicht in jeder Szene realistisch sind, erzeugen visuell rein farbliche zahlreiche Eyecatcher, die schon rein kolorativ der Geschichte eine hervorragende Dynamik verleihen.
Die Story selbst ist zwar in diesem Einführungsband alles in allem noch nicht sehr originell, sondern von eher überschaubarer Spannung, bietet aber insofern eine deutliche Abwechslung, als sie nicht eine tausendunderste abgeschmackte Interpretation des Artus- oder des Tristan-Sagenkreises darstellt. Auch wenn die Figuren nur beschränkt Entwicklungs- und Überraschungspotenzial bieten, so versprechen doch die Intrigen, der historische Hintergrund und die Fokussierung auf das Schwert einiges für die zukünftigen Alben.
Fazit: Lockere historische Fantasy, die zwar storyseitig noch nicht zu 100 Prozent überzeugen kann, die aber in so kurzweilig, lebendige Bilder gebannt wurde, dass das Lesen dennoch ein reines Vergnügen ist.