Rettungskreuzer Ikarus 46: Welt der Schlafenden, Irene Salzmann (Buch)

Rettungskreuzer Ikarus 46
Welt der Schlafenden
Irene Salzmann
Titelillustration von Andreas Adamus
Atlantis, 2012, Taschenpaperback, 124 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-014-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Nach wie vor hat der Wanderlustvirus die Völker der heimatlichen Milchstraße fest in seinem Griff. Ein Heilmittel, von allen Intelligenzien erhofft, ist trotz intensivster Forschungen nicht in Sicht. Einzig die Schwarze Flamme hat ein Serum, mit dem eine wirksame Impfung möglich ist, doch die Vorräte sind endlich und reichen auf keinen Fall, um größere Massen zu schützen.

Cornelius, Ex-Botschafter der Konföderation Anitalle, hat einen Speicherkristall mit Informationen aus den geheimen Archiven der Schwarzen Flamme Sally McLennane zugespielt. Als „Dank“ hat er zum einen seine Stellung als Botschafter verloren, zum anderen manipuliert Sally ihn, kaum auf Vortex Outpost angekommen, und entführt ihn auf den Rettungskreuzer „Phönix“ um die Welt der Schlafenden aufzusuchen, von denen die „Ikarus“ aus der Vergangenheit zu berichten wusste.

Die Tuman waren einst, vor 600 000 Jahren, für ihr Wissen und Können insbesondere auf dem Gebiet der Medizin bekannt. Schon einmal gelang es ihnen unter großen persönlichen Opfern, den Wanderlustvirus aufzuhalten, nun hofft man die im Kälteschlaf liegenden Wesen aufzuwecken und zu überzeugen, ihr Wissen einmal mehr zum Wohle der Galaxis einzusetzen.

Doch es gibt auch Verräter unter den Söldnern der Schwarze Flamme, Kämpfer, die im Dienst der Kallia stehen und die Mission torpedieren. Zum Glück aber hat sich auch der Vizianer Pakcheon der Expedition seines in den Dienst gepressten Liebhabers angeschlossen...

Irene Salzmann hat erneut einen der packendsten Ikarus Romane der letzten Zeit verfasst. Immer wieder bemüht sie sich erfolgreich darum, ein wenig tiefer zu blicken, ihre Gestalten ein wenig differenzierter und damit interessanter zu zeichnen als viele andere Autoren der Serie. Mit dem Ex-Botschafter Cornelius und dessen Freund und Liebhaber, dem Vizianer Pakcheon, hat sie sich hier nicht nur markante Figuren mit Ecken und Kanten angenommen, sie hat sich auch sehr einfühlsam des Themas gleichgeschlechtlicher Liebe noch dazu unter verschiedenen Spezies gewidmet. Das sind sicherlich ungewöhnliche Themen gerade für eine SF-Abenteuer-Serie, die „Rettungskreuer Ikarus“ aber gut zu Gesicht stehen. Verpackt hat sie dies einmal mehr in einen Text, der stilistisch angenehm zu lesen ist, inhaltlich packt und jede Menge unerwarteter Wendungen für den Fan bereit hält.

Das macht einfach Spaß, zusammen mit den Personen einzutauchen ins Abenteuer, die Rätsel der Vergangenheit zu lösen und vielleicht eine Hoffnung für die Zukunft zu finden. Da ist es dann auch gar nicht schlimm, dass die titelgebende Crew nicht auftaucht. Stattdessen wird der Rahmen breiter gespannt, ermöglicht der Exkurs ein differenzierteres Bild auf die Zustände in der Galaxis und bekommen wir so Hinweise auf Hintergründe und Entwicklungen, die uns sonst unbekannt blieben.