Enthologien 4: Cowboys, Enten & Indianer – High Noon in Entenhausen (Comic)

Enthologien 4
Cowboys, Enten & Indianer – High Noon in Entenhausen
Aus dem Italienischen von Gudrun Penndorf, Alexandra Ardelt, Michael Bregel, Joachim Stahl
Ehapa, 2010, Hardcover, 448 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3331-5

Von Irene Salzmann

„Enthologien“ 4 steht ganz im Zeichen des Wilden Westens. Die Geschichten stammen von italienischen Autoren und Zeichnern, darunter Romano Scarpa, und entstanden in den Jahren 1958 bis 2001. Sie alle sind in Deutschland bereits in verschiedenen Disney-Publikationen veröffentlicht worden.

Man darf davon ausgehen, dass selbst langjährigen Fans nicht alle Storys bekannt sind – die vorliegende Sammlerausgabe wendet sich ohnehin an ein erwachsenes Publikum, das die schönsten Abenteuer von Donald, Micky und all den anderen gern in edler Buchform und nicht als zerfleddertes Heft ins Regal stellen möchte.

15 Geschichten offeriert dieser Band, die teilweise vor demselben Hintergrund spielen, denn warum soll ein Künstler etwas neu erfinden, was er bereits erfolgreich inszeniert hat und das als Schauplatz noch einige weitere Storys verkraften kann?

In „Das leuchtende Totem“ begeben sich Donald und seine Neffen auf die Suche nach Uran, das sie gewinnbringend dem nächsten militärischen Stützpunkt verkaufen wollen. Prompt ziehen sie sich den Zorn eines Indianerstammes zu, doch einer von ihnen lässt die Ducks frei und will ihnen sogar den heiligen Totempfahl verkaufen, der offenbar aus Uran ist. Um die notwendige Summe auftreiben zu können, muss Donald Onkel Dagobert einweihen. Allerdings wartet auf beide eine herbe Enttäuschung. – Die Erzählung ist von 1958, doch hat man zu dieser Zeit bereits von der gefährlichen radioaktiven Strahlung des Schwermetalls gewusst, sodass man sich wundert, wie blauäugig die Ducks auf Schatzsuche gehen. Hätte es nicht ein anderes wertvolles Metall sein können?

In „Goofys Goldmine“ geschehen seltsame Dinge. Wie sich herausstellt, sind Kater Karlo und sein Komplize auf eine Goldader gestoßen, die sich bis in Goofys Claim erstreckt. Darum nehmen sie ihn und Micky gefangen, um in Ruhe das Gold abbauen zu können. Plötzlich kommt Micky eine Idee, wie er die beiden Gauner austricksen kann. – Ein nebensächliches, lustiges Detail wird zur Rettung.

„Calamity Minni“ ist enttäuscht, weil ihr Verlobter Micky nach einem kurzen Besuch wieder in den Westen zurückkehrt, da er als Sheriff wichtige Aufgaben erfüllen muss. Obwohl er und Goofy erklären, das Leben dort sei zu hart für eine zarte Frau, reist sie den beiden nach, lernt reiten und schießen und sorgt für eine dicke Überraschung. – Hier stand die Western-Legende Calamity Jane Pate, die in diversen Filmen und einigen „Lucky Luke“-Comics verewigt wurde, bei Disney natürlich nicht mit einem tragischen Ende.

Die Feindschaft zwischen Dagobert Duck und Klaas Klever zeigt allerlei bizarre Auswüchse, diesmal in Form von „Fliegenden Nuggets“. Natürlich gibt Dagobert Donald und dessen Neffen die Schuld, weil sie unwissentlich das Vermögen des Gegners zu Dagoberts Lasten vergrößert haben. – Jemand kann sich für noch so klug halten, doch ein unglücklicher Zufall vermag selbst einen scheinbar genialen Trick nichtig zu machen.

Die Geschichten sind farbenfroh und lustig erzählt. Die Figuren erfüllen ihre Rollen, wie man es von ihnen gewohnt ist: Dagobert versucht, seinen Reichtum zu mehren, aber nicht immer mir Erfolg. Donalds Pläne enden meist in einem Desaster, und selbst wenn er einmal das Richtige tut, ist Vetter Gustav der Glückspilz, der mit Daisy am Arm davon stolziert. Goofy ist linkisch und naiv, aber dank Micky wendet sich stets alles zum Guten, selbst wenn Kater Karlo im Vorteil zu sein scheint. Minni ist anhänglich, erweist sich aber auch als emanzipierte Frau.

Alles in allem ein grandioser Lesespaß für Disney-Fans ab 6 Jahre, in der edlen Hardcover-Ausgabe jedoch eher für die Hände des reiferen Publikums gedacht.