Star Wars Sonderband 66 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 09. März 2012 21:42
Scott Allie
Star Wars Sonderband 66
Jedi – Die dunkle Seite
(Star Wars Jedi: The Dark Side # 1-5, Dark Horse, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Michael Nagula
Titelillustration und Zeichnungen von Mahmud Asrar
Panini, 2012, Paperback, 124 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86201-317-3
Von Christel Scheja
Die Neuauflage von „Star Wars: Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ bringt es mit sich, dass nicht nur alte Romane und Comics wieder neuaufgelegt, sondern auch neue Geschichten zu den Helden des ersten Films erfunden oder bereits bekannte ausgebaut werden. So ist „Jedi: Die dunkle Seite“ nicht nur brandaktuell, sondern erzählt eine düstere Episode aus dem Leben des Jedi-Meisters Qui-Gon Jinn, die bisher immer nur erwähnt wurde.
Lange vor Obi-Wan hat Qui-Gon bereits einen anderen Padawan. Gut sechzig Jahre vor der Schlacht von Yavin kümmert sich der noch junge Meister um den halbwüchsigen Xanathos. Der junge Mann ist eine Herausforderung, da ein eifriger, aber auch sehr ehrgeiziger Schüler. Er hasst Niederlagen und Schwäche ebenso sehr wie die Momente, in denen er gegenüber anderen zurückgestellt wird und nicht weiß wieso. So beginnt er massiv Eifersucht zu zeigen, als statt seiner eine andere Padawan auf eine neue Mission mitgehen soll, auch wenn es gute Gründe hat, ihn auf Coruscant zurückzulassen: Die Jedi wollen den plötzlichen Tod einer Priesterin auf Xanathos Heimatplaneten klären und es wäre für den Schüler vielleicht nicht gut, alte Bindungen wieder aufleben zu lassen… Gegen besseres Wissen entscheidet sich Qui-Gon dann doch, Xanathos mitzunehmen, denn er glaubt, dass eine Konfrontation mit seinem früheren Leben den Jüngling vielleicht ein wenig mehr Weisheit bringen kann.
Jedi-Meisterin Tahl, die beide begleitet und viel mehr Einsicht in den Geist der Wesen hat als Qui-Gon, erkennt als erste, dass nicht der Schüler auf die Probe gestellt werden wird, sondern der Meister selbst, denn die Ereignisse und alte Bindungen, die Xanathos unwillkürlich in den Bann ziehen, werden auch den Jedi-Meister nahe an die dunkle Seite der Macht führen.
„Die dunkle Seite“ greift ein Kapitel aus dem Leben von Qui-Gon Jinn auf, das bisher nur immer erwähnt, aber weder in einem Roman noch einem Comic konkreter thematisiert wurde. Die Graphic Novel erzählt die Ereignisse, die dazu führen, warum sich der Jedi-Meister lange weigerte, einen weiteren Padawan anzunehmen. Denn anders als Obi-Wan ist Xanathos heißblütiger und von Gefühlen beherrscht, erinnert daher mehr an jemanden wie Anakin. Als dann auch noch enge Blutsbande dazu kommen, wird er tief in die Intrigen seines Heimatplaneten mit hineingezogen und wendet sich vom Weg der Jedi ab, ohne es zu merken. Um ihn zu retten, muss Qui-Gon ebenfalls Dinge tun, die ihn nahe daran bringen, selbst in den Abgrund stürzen, aus dem es nur schwer ein Entkommen gibt. Leider erreicht die Geschichte inhaltlich und künstlerisch nicht ganz die Qualität anderer Sonderbände. Zwar sind gute Ansätze da, aber sie werden nicht weiter ausgeführt, da die Action dominiert und die Dialoge für die Schwere des Themas zu oberflächlich bleiben.
Auch von den Zeichnungen her kann der Band nicht überzeugen. Die Kampfposen stimmen und wirken dynamisch, die Gesichter sind jedoch oft viel zu unbewegt für die Situation.
Alles in allem ist schon früh abzusehen, wohin das Ganze führt, auch wenn man bisher nichts von diesen Geschehnissen gehört hat. So kann „Die dunkle Seite“ leider nicht ganz so überzeigen wie das Thema vermuten lässt. Fans spannender Jedi-Action werden gut versorgt, es fehlt nur etwas an Tiefgang, der die Motivation der Figuren deutlich genug gemacht hätte, um ihre Taten besser zu begründen. Insgesamt wirken Geschehnisse oft willkürlich aneinander gereiht und nicht selten viel zu deutlich vorhersehbar.