Jutta Profijt: Kühlfach zu vermieten (Buch)

Jutta Profijt
Kühlfach zu vermieten
Titelillustration von Lisa Helm
dtv, 2010, Taschenbuch, 302 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-423-21256-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Pascha ist zurück, der Proletengeist macht erneut das, was er am Besten kann. Martin, den einzigen Menschen, der ihn hören kann, nerven, hübschen Mädchen und attraktiven Frauen nachspannen und natürlich Verbrechen aufklären. Dieses Mal haben es Martin und seine Kollegen vom Gerichtsmedizinischen Institut aber auch wirklich schwer erwischt. Nicht nur, dass Köln von einer so noch nie erlebten Hitzewelle heimgesucht wird, die die Leute dahinrafft, sie müssen auch noch umziehen und bekommen einen neuen Chef.

Der smarte Typ mit den Slippern an den Füßen macht sich dann auch gleich überall „beliebt“. Sparen ist angesagt, Obduktionen werden verschoben oder gar nicht gemacht, das Aufbewahren der Leichen in den Kühlfächern der Polizei in Rechnung gestellt, ja Kühlfächer an Bestattungsunternehmer vermietet.

Dass dabei immer wieder Leichen vertauscht werden, Verblichene verlorengehen oder gestohlen werden und Hinweise auf ein stark Halluzinationen auslösendes Narkosemittel, das für die vielen Leichen verantwortlich sein könnte, ignoriert wird, ist da bei weitem noch nicht das Schlimmste. Oh nein, denn Pascha, unser vorlauter Geist, hat sich verliebt und nervt Martin nun damit, seiner Angebeteten stellvertretend seine Gefühle zu offenbaren – was bei Martins Freundin so gar nicht gut ankommt.

Sind Sie jetzt verwirrt? Dann greifen Sie selbst zum Buch – dann wird sich das Tohuwabohu zwar nicht auflösen, dafür aber werden die Lachmuskeln erneut kräftig trainiert. Nach dem fulminanten ersten Band der Erlebnisse des ermordeten Kleingauners Pascha und seines Sprachrohrs in die Welt, und dem etwas gemäßigtem Nachfolgeband, nimmt die Handlung vorliegend wieder deutlich Fahrt auf. Spritzig geht es zu, spaßig und mit jeder Menge an pointierten Lebensweis- und Wahrheiten gespickt wartet ein unterhaltsamer Plot auf den Leser.

Natürlich lebt der Roman wieder von den Unterschieden der beiden Protagonisten. Auf der einen Seite, der Prolet aus dem Bilderbuch, vorlaut, primitiv, ein wenig obszön und voller Energie, auf der anderen Seite Martin, der schüchterne, alternativ angehauchte Rechtsmediziner, ein Weichei und Sitzpinkler aus dem Bilderbuch. Dass sie, die einander im wirklichen Leben nie begegnet geschweige denn irgendwie näher miteinander zu tun gehabt hätten, nun nur zusammen weiterkommen, macht erneut einen Großteil des Reizes des Buches aus.

Die amüsanten Dialoge der Beiden sorgen für kräftiges Zwerchfelltraining, die abwechslungsreiche Handlung mit einer so nicht vorhersehbaren Auflösung des Rätsels unterhält spannend und kurzweilig. Auch wenn einige der Figuren gar zu überzeichnet werden, ist der Spaßfaktor erneut groß, sodass die Zeit der Lektüre wie im Fluge vergeht.