Lisa J. Smith: Prinz des Schattenreichs – Nightworld 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. Februar 2012 18:16

Lisa J. Smith
Prinz des Schattenreichs
Nightworld 1
(Nightworld – Black Dawn, 1997)
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Cora Crettenand
cbt, 2009, Taschenbuch, 286 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-570-30634-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Für Maggie bricht die heile Welt zusammen, als mitten in der Nacht Beamte an der Tür klingeln und Familie Neely mitteilen, dass Miles, Maggies über alles geliebter Bruder, in den Bergen verunglückt ist. Seine Freundin Sylvia wurde Zeugin des tragischen Unfalls, doch ist etwas an ihrem Benehmen, das Zweifel in Maggie aufkommen lässt, dass Sylvias Trauer und ihre Geschichte echt sind.
Maggie folgt Sylvia, stellt sie zur Rede und sieht ihren Verdacht bestätigt, jedoch erhält sie keine Chance, mit ihrem Wissen zur Polizei zu gehen. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich mit einigen anderen Mädchen in der „Nightworld“ und soll versklavt werden. Es gelingt Maggie, zusammen mit Jeanne, P. J. und Cady zu entkommen, aber die Häscher bleiben ihnen auf den Fersen und holen auf, denn Cady ist krank und eine schnelle Flucht illusorisch.
In letzter Sekunde erfolgt die Rettung durch Prinz Delos, einen Vampir. Etwas verbindet ihn und Maggie, sodass er ihr immer wieder hilft, obwohl er ihr droht und sie fortzuschicken versucht, weil seine Nähe Gefahr für sie bedeutet. Doch Maggie ist Cadys Wohlergehen wichtiger, so dass sie sich zusammen mit ihren Freundinnen in Delos‘ Burg schleicht, um eine Heilerin zu finden.
Dort erfährt Maggie mehr über die Geschehnisse in dieser magischen Welt, den Konflikt zwischen Vampiren und Hexen, über Delos‘ und Cadys Rolle sowie die Erwartungen, die die Menschen an sie richten. Aber der uralte Vampir Hunter Redfern und die Hexe Sylvia sind mächtige Gegner, gegen die Delos glaubt, nicht ankommen zu können, so dass er sich lieber auf ihre Seite schlägt als das zu tun, was sein Gewissen ihm rät..
Seit Lisa J. Smith durch die Verfilmung der „Vampire Diaries“ im Zuge des „Twilight“-Hypes das breite Interesse der Leser erlangte, veröffentlicht cbt weitere Serien der Autorin: „Der magische Zirkel“, „Visionen der Nacht“ und „Nightworld“. Zu Letzterer liegen in den USA derzeit 10 Bände vor, die nun auch in Deutschland erscheinen, aber nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge. Zwar sollen die einzelnen Romane voneinander unabhängig sein, doch scheint sie ein roter Faden zusammenzuhalten, der später das große Ganze sichtbar machen wird.
Bei der Lektüre von „Prinz des Schattenreichs“ drängt sich der Eindruck auf, dass das Buch sehr schnell herunter geschrieben wurde und in erster Linie an Leserinnen zwischen 12 und 14 Jahre adressiert ist. Die Charaktere bleiben zu sehr an der Oberfläche und entwickeln keine Persönlichkeit. Maggies Sturheit, die andere immer wieder zum Umdenken bewegt, und der im Handumdrehen verliebte Prinz Delos, der ihr stets als Deus ex Machina aus der Patsche hilft, sind einfach zu schön, um wahr zu sein. Jeanne, Cady, P. J. und einige anderen sind die typischen Helferinnen in kleinen Rollen, wobei Namen für die Sklavinnen wie ‚Wäscherin ‚Nachttopfentlehrerin‘ und so weiter nicht wirklich lustig klingen. Ihre Gegner sind skrupellos und böse und bekommen am Ende, was sie verdient haben.
Die Handlung ist nicht minder simpel: Maggie will sich mit dem Tod ihres Bruders – es gibt keine Leiche – nicht abfinden, geht einem Verdacht nach, der sich bestätigt und landet, weil sie mehr weiß, als gut für sie ist, prompt in einer anderen Welt, wo sie schnell andere dazu inspiriert, gegen ihre Unterdrücker, die Vampire, aufzubegehren. Wann immer sie in Gefahr gerät, passiert etwas oder taucht jemand auf, der weiterhilft und auch das nötige Wissen vermittelt. Weder gibt es andere Handlungsebenen außer der von Maggie, noch finden sich überraschende Wendungen. Das Ende ist vorhersehbar und beantwortet alle direkt die Handlung betreffenden Fragen. Natürlich ist eine Romanze dabei, doch bleibt sie clean und jugendfrei.
Auch der Stil ist flüssig und sehr einfach gehalten mit kurzen Sätzen und unkomplizierten Worten.
Junge Mädchen, die das phantastische Genre gerade erst für sich entdeckt haben und denen die Romantic Fantasy oder der Horror für das reifere Publikum noch zu erotisch oder schaurig sind, dürften mit dieser Lektüre keine Schwierigkeiten haben, könnten sich aber irgendwann gelangweilt fühlen, falls die weiteren Bände keine Steigerung erfahren. Dem reiferen Publikum, das unter den Jugendbüchern beziehungsweise young-adult-Reihen durchaus die eine oder andere Perle entdecken kann, wird der „Prinz des Schattenreichs“ jedoch zu kindlich, geradlinig und spannungsarm sein.