Uwe Post. Symbiose (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 13. Februar 2012 09:54
Uwe Post
Symbiose
Titelillustration von Ernst Wurdack
Atlantis, 2009, Paperback, 200 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-941258-11-2 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Die Erde im Jahr 2134: Aric ist ein großer Fan von Tiga, der Weltkaiserin. Anlässlich ihrer Krönung nimmt er an den Feierlichkeiten teil, stürzt durch eine Unachtsamkeit inmitten der Menge und wird fast zu Tode getrampelt. Nach seiner Gesundung ist er plötzlich selber ein Medienstar und darf hoffen, wenn er sich mit den richtigen Leuten umgibt, seiner großen Liebe zu begegnen.
Leop, ein kleiner Angestellter, ist heimlich in seine Kollegin Mooha verliebt. Diese verschwindet plötzlich, und auch ihre Homepage ist fort. Obwohl man ihm rät, die junge Frau zu vergessen, setzt er alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden.
Die Studentin Aniaa lebt mit ihrer Kommilitonin Pschist-i, einer Vyrroc, und deren Baby zusammen. So unterschiedlich sie auch sind, betrachten sie sich doch als kleine Familie. Das Idyll wird zerstört, als ein Arzt feststellt, dass das Kind an einer unbekannten Krankheit leidet und zur Behandlung auf seine Heimatwelt zurückkehren muss. Aniaas Freundin Vita entdeckt kurz darauf, dass die Krankheit offenbar von den Vyrroc bewusst auf die Erde gebracht wurde, um den Weltraumhai, der die Erde zu verschlingen droht, davon abzuhalten, auch Vyrroc zu schlucken…
Schon diese Inhaltsangabe macht deutlich, dass Uwe Post mit „Symbiose“ einen äußerst skurrilen SF-Roman geschrieben hat, eine Satire auf aktuelle Zustände und Genre-Klischees.
Es gibt drei wichtige Handlungsebenen, in denen die genannten Protagonisten agieren, bis die einzelnen Stränge im Rahmen eines unerwarteten Endes zusammengeführt werden. Dabei nimmt der Autor so Manches auf die Schippe: die Medienbesessenheit und den Konsumwahn, die es der Obrigkeit erleichtern, die breite Masse zu manipulieren, die namenlosen Fans (Fan – Fanatismus), welche unerreichbare Stars anhimmeln und zu allen Opfern bereit sind, um ihnen nahe zu sein, die Begeisterung für fortschrittlich-natürliche Technologien und alles Außerirdische, obwohl deren Freundschaft mit Vorsicht genossen werden sollte, und, und, und…
Was heute noch zu Debatten anregt, beispielsweise Reality-TV-Shows, Gentechnik, Bioprodukte, erneuerbare Energien etc., ist in der Zukunft Realität. Das Leben ist bequem, gesund, in jeglicher Hinsicht besser, doch die schöne Fassade wird schon bald niedergerissen, denn für den Fortschritt muss die Menschheit einen hohen Preis entrichten: Egoismus, Korruption, Machtkämpfe und Verrat könnten das Ende der Erde bedeuten.
Was den Charakteren, bei denen es sich um totale ‚Normalos‘ handelt, widerfährt, ist bizarr und wirkt vor der Kulisse des 22. Jahrhunderts trotz der Übertreibungen schlüssig und angemessen. Schöpfungen wie die Klokröten und die Spamtauben lassen den Leser schmunzeln.
Wenn man ein Faible für abgedrehte SF-Storys, Anti-Helden und schrill bunte Szenarien hat, kann man mit „Symbiose“ keinen Fehlgriff tun.