Buffy – The Vampire Slayer: Tales 1: Die Sage von der Jägerin (Comic)

Joss Whedon, Jane Espenson, Amber Benson und andere
Buffy – The Vampire Slayer: Tales 1
Die Sage von der Jägerin
(Tales of the Slayers OGN, Tales of the Slayers 1, Drawing on your Nightmares – Dames, Tales of the Vampires, 1998 – 2009)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Titelbild von Jo Chen
Zeichnungen von Tim Sale, Ted Naifeh, Dough Petrie u. a.
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-195-7

Von Petra Weddehage

Der Kampf zwischen Gut und Böse, Jägerin und Vampir währt seit Jahrtausenden. Dies sind die Geschichten.

Prolog: Hier wird ein Ereignis aus dem Leben der ersten Jägerin geschildert. Als diese fast aufgibt, erzählt ihr eine junge Frau etwas, das der Jägerin große Hoffnung macht.

„Gerechtigkeit“: In Gedichtform wird das Schicksal einer Jägerin erzählt, die im Mittelalter lebte. Obwohl sie das Böse bekämpfte und die Menschen vor einem furchtbaren Schicksal bewahrte, schlug die Dankbarkeit der von ihr Geretteten ins Gegenteil um. Das Böse macht sich den Aberglauben der Menschen zu Nutze, um die Jägerin zu besiegen.

„Unschuld“: Die Jägerin Claudine muss erkennen, dass ihr Liebster nicht der ist, für den sie ihn hält. Eine bittere Erkenntnis wird ihr offenbar.

„Einbildung“: 1813 gibt ein großer Ball Anlass zu allerlei Spekulationen. Während junge Adlige sich kennenlernen, um sich einen würdigen Partner fürs Leben zu finden, muss eine Frau sich verstellen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie ist eine Jägerin, und was sie tut, ist nicht gerade ladylike.

Diese und weitere Storys versinnbildlichen, was die Jägerinnen seit Äonen antreibt: das Böse zu erkennen und auszumerzen, dazu noch über sich selber hinauszuwachsen, um Gefahren zu meistern und auch die Risiken, die die Liebe mit sich bringt, nicht zu unterschätzen. Doch all diese Jägerinnen vor Buffy kämpften alleine. Buffy ließ es zu, Freunde zu gewinnen und so ihre Chancen zu erhöhen, im Kampf zu überleben. Mit der Hilfe dieser guten Menschen steigen ihre Aussichten, das vielfältig auftretende Böse in seine Schranken zu weisen. Ob es je ganz besiegt werden kann, ist fraglich, da die Wächter des Schicksals dies wohl nicht zulassen werden.

Die Fans lieben Buffy, Angel und ihre Mitstreiter. Was liegt also näher, als auch die anderen Jägerinnen zu ehren, die Mittel und Wege finden mussten, ihren Job zu erledigen. In früheren Zeiten war dies gerade für Frauen sehr schwer. Das wird vor allem sehr interessant in der Story „Einbildung“ gezeigt. Die Geschichte von „Sonnenblume“ beschreibt die grauenvolle Zeit von Hitlers Herrschaft. Die Jägerin in dieser Ära muss erkennen, dass das Böse auch als Mensch existieren kann und nicht immer ein Vampir dahintersteckt.

Seit dem Ende der Fernsehserie griff Joss Whedon auf das Medium Comic zurück. Fans von „Buffy“ waren begeistert, und als auch „Angel“ in die Reihe der Comic-Helden eingegliedert wurde, war dies ein Signal für viele Serien, die nicht mehr im Fernsehen liefen, ebenfalls das Medium zu wechseln. Seither tummeln sich Reihen wie „True Blood“ und „Farscape“ in der bunten Welt der Comics. Dabei ist dieser Geniestreich nicht neu. Die SF-Kult-Serie „Raumschiff Enterprise“ beziehungsweise „Star Trek“ machte es schon vor Jahren vor. Die „Star Wars“-Saga wurde ebenfalls in Buchform weitergeführt, und die Comics erfreuen sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Was ist so genial an dieser Version? Einfach alles! Die Helden beziehungsweise Antihelden wie Spike altern kaum noch. Mit grandiosen Zeichnungen werden Actionsequenzen dargestellt, die die Geldmittel für eine real gedrehte Serie in ungeahnte Höhen treiben würden. Dank spektakulärer Zeichnungen von so hervorragenden Künstlern wie P. Craig Russel oder Tim Sale ist die Hommage an die Jägerinnen durch alle Zeiten sehr gelungen.

Die verschiedenen Zeichenstile, die von Comic über knallbunte Skizzen à la „Kim Possible“ bis zum Crime-Noir-Stil reichen, in dem meist rote Farbakzente gesetzt werden, überzeugen dank ihrer Vielfältigkeit. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Das Cover täuscht ein wenig über den Inhalt hinweg. Hier sieht man Buffy, Angel und Spike in bewährter Pose, die eher Nebenrollen innehaben.

Leserinnen und Leser von Horrorgeschichten werden mit diesem Band einen Einstieg in die „Buffy“-Serie wagen können. Nach der Lektüre können sich Fans noch leichter in die Jägerinnen einfühlen, deren Leben verdammt einsam sein kann. Wahre „Buffy“-Anhänger kommen an diesem Comic nicht vorbei.