Hiki (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 29. Januar 2012 09:32
Banana Nangoku
Hiki
Aus dem Japanischen von Burkhard Höfler
EMA, 2011, Taschenbuch, 192 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7688-6
Von Irene Salzmann
Banana Nangoku wurde an einem 9. Oktober in Yokohama geboren. Sie arbeitete als Assistentin von Mikiyo Tsuda an „Princess Princess“, bevor sie ihre eigenen Ideen zu publizieren begann. Seit 2003 sind von Banana Nangoku rund ein Dutzend Titel erschienen, die sich überwiegend an etwas reifere Leser wenden. Auf ein bestimmtes Genre ist sie nicht festgelegt, denn man findet Comedy und Drama, Phantastik und Realismus, Het und Boys Love/Girls Love. Der Oneshot „Hiki“ ist ihr erster Manga, der in Deutschland veröffentlicht wurde.
Rin und Yada entdecken in eine Schublade eingeklemmt eine Zeichnung, wie sie Kinder für eine Schatzsuche angefertigt haben könnten. Neugierig folgen sie den Hinweisen bis zu einem abgesperrten Gelände. Ihre Mitschüler Jizo und Himeko, die dort zu ihnen stoßen, lassen sich überreden, mit ihnen über den Zaun zu steigen und sich an der Suche zu beteiligen. Was sie finden, ist eine Kommode, die jemand dort entsorgt hat. Die Schubladen sind leer; die unterste klemmt. Rin tastet in ihr herum und bekommt etwas zu fassen: ein Büschel Haare. Weil es zu regnen beginnt, kehren die Jugendlichen nach Hause zurück. Dort erwartet Rin eine böse Überraschung, und er weiß bald nicht mehr, ob er träumt oder das, was er erlebt, die Wahrheit ist.
Ein Mädchen namens Sakiko steckt in der Schublade seiner Kommode. Aber nicht nur von dort aus greift sie nach ihm. Plötzlich steckt sie auch in seiner Schultasche und in seiner Hosentasche. Als ein Lehrer den verstörten Zustand des Jungen bemerkt und ihm zu helfen versucht, wird er prompt ein Opfer Sakikos. Wer ist sie? Was will sie von Rin? Warum kann er sich nicht an sie erinnern? Als er glaubt zu wissen, wer sie ist, scheint es jedoch schon zu spät zu sein – und das Grauen geht in die zweite Runde…
„Hiki“ ist ein Horror-Manga, der ganz ohne die typischen Splatter-Elemente auskommt, d. h., es werden keine Tonnen von Blut, Gedärm und Augäpfeln ausgeleert. Das Grauen wird durch eine scheinbar absurde Situation erzeugt, von einem Mädchen, das aus einer Schublade zu krabbeln versucht und überall dort auftaucht, wo Rin etwas heraus- oder aufzieht. Als er herausfindet, wer Sakiko ist, wird alles, was für ihn zuvor Realität war, auf den Kopf gestellt, wobei sich sein neues Wissen sonderbarerweise nicht mit den Erinnerungen seines Vaters und seiner Freunde deckt. Doch auch an ihnen gehen die Geschehnisse nicht spurlos vorüber, denn sie sehen Sakiko, werden Zeugen des Unheimlichen, und auch für sie ist danach alles anders. Eine richtige Erklärung für die Phänomene oder eine Auflösung gibt es nicht. In Folge bleibt der Leser etwas verwirrt und sich gruselnd zurück. Allerdings hat man nicht den Eindruck, dass etwas fehlt, denn die Spirale dreht sich einfach weiter. Der Vergleich zu anderen Horror-Mangas wie „Ring“, „Redrum“ oder „Goth“ drängt sich auf.
Die Zeichnungen sind klar, realistisch und wirklich schön. Ein Besuch der Homepage von Banana Nangoku lohnt sich, denn dort kann man einige ihrer Bilder in Farbe sehen. Weitere Publikationen in Deutschland und ein Artbook von ihr wären wünschenswert!
„Hiki“ ist ein spannender, sehr apart gezeichneter Horror-Manga, der sich an Leserinnen und Leser ab 14 Jahre wendet und auch dem reiferen Publikum gefällt.