Star Trek The Original Series 1: Feuertaufe: McCoy, David R. George III (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. Januar 2012 14:02
Star Trek The Original Series 1
Feuertaufe: McCoy – Die Herkunft der Schatten
David R. George III
(Star Trek – Crucible: McCoy – Provenance of Shadows, 2011)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Anika Klüver
Cross Cult, 2012, Taschenbuch, 812 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-942649-51-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Die klassische „Star Trek“-Serie ist mittlerweile ein fester Bestandteil der westlichen Popkultur, Gene Roddenberrys Vision einer friedlichen Zukunft hat sich in die Seelen von zwei Generationen eingebrannt, daran kann nun auch der Relaunch aus dem Jahr 2009 nichts mehr ändern. Einige Folgen haben sich dabei besonders tief in die Erinnerung der Fans eingegraben. Dazu gehört auch die 28. Folge, „Griff in die Geschichte“ („The City on the Edge of Forever”).
Durch ein Versehen injiziert sich der Schiffsarzt der Enterprise ein gespritztes Medikament, verliert McCoy für kurze Zeit den Verstand und flüchtet aufgrund von Paranoia durch das Zeitportal, das gerade untersucht wird. Kurze Zeit später hat das Außenteam keinen Kontakt mehr und muss feststellen, dass McCoy ganz offensichtlich die Geschichte verändert hat. Spock und Kirk reisen zurück, um herauszufinden, was passiert ist und begegnen im Jahr 1930 Edith Keeler, der willenstarken Leiterin einer Mission, die ihr Leben nachhaltig beeinflussen wird.
Hier setzt der Roman „Feuertaufe: McCoy – Die Herkunft der Schatten“ an. Zwar können Captain Kirk und Spock die Zeitlinie wieder herstellen, jedoch nicht, ohne ein großen Opfer zu bringen. Denn Edith Keeler ist die Schlüsselfigur der Geschichte – wenn sie im Jahr 1930 nicht von einem Auto überfahren wird, verhindert sie durch ihre Friedensbewegung, dass die USA in den Krieg eintritt und den faschistischen Achsenmächten Einhalt gebietet, sodass deren Siegeszug anhält und schließlich auch nach den Vereinigten Staaten greifen wird.
Noch lange haben die drei Männer unter den Nachwirkungen zu leiden, Kirk musste die Frau sterben lassen, in die er sich leidenschaftlich verliebt hat, und Dr. McCoy träumt immer wieder von einem anderen Leben, in dem er vergeblich darauf gehofft hat, dass jemand ihn zurückholt.
In der anderen Zeitlinie hadert er erst eine ganze Weile mit seinem Schicksal und versucht, Edith Keeler für sich zu gewinnen, geht dann aber fort, um sich ein anderes Leben aufzubauen. In dem kleinen Ort Hayden in der Nähe von Atlanta findet er Freunde und schließlich auch eine Arbeit, richtet sich schließlich ein ganz normales Leben ein. Nach und nach dämmert ihm aber auch, was in dieser neuen Welt anders läuft, denn auch er bekommt mit, wie einflussreich Edith Keeler wird. Doch kann ein Einzelner die Ereignisse wieder geradebiegen?
In der richtigen Welt lebt Leonard McCoy in seiner richtigen Zeit weiter, die zunächst mit Missionen der „Enterprise“ ausgefüllt wird, später auch mit den ein oder anderen Versuchen, sein Privatleben wieder in Ordnung zu bringen – das bedeutet, Frieden mit seiner Tochter Joanna zu schließen und irgendwann auch wieder jemanden an sich heran zu lassen, den er wirklich liebt. Aber immer kreuzt sein Weg auch den seiner besten Freunde Spock und Kirk.
Der Roman hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck. Die zugrunde liegende Idee ist nicht schlecht, aber sie wird auch nicht ganz überzeugend umgesetzt.
Während die Geschichte der alternativen Zeitlinie sehr lebendig und persönlich geschildert wird und einen McCoy zeigt, der mit den Gegebenheiten fertig werden muss, wirken die Erlebnisse des Schiffsarztes aus dem 23. Jahrhundert eher wie Nacherzählungen. Man erkennt den Inhalt der ein oder anderen Folge wieder, der Autor verschenkt jedoch die Möglichkeit, die Figuren die Erlebnisse reflektieren zu lassen. Die Innensichten von Kirk, Spock und McCoy bleiben sehr oberflächlich, die Figuren blass. Ihre ureigenen Gefühle bleiben leider verborgen und das sorgt für Distanz beim Leser. Auch fragt man sich lange Zeit, welche Verbindung die beiden Zeitlinien miteinander haben – und als es dann eine Erklärung gibt, fehlt ihr auch die richtige Überzeugungskraft, auch wenn sie durchaus logisch ist.
Punkten kann der Roman nur durch die atmosphärische Schilderung der Figuren, speziell der Hauptperson, auch wenn Vieles nur an der Oberfläche betrachtet wird. Zumindest erkennt man den brummigen Schiffsarzt der „Enterprise“ wieder und fühlt seine Verbundenheit zu den anderen Figuren.
Aber das ist auch schon alles. Ansonsten dümpelt der Roman ohne wirkliche Höhepunkte dahin. Er ist zwar flott geschrieben aber nicht wirklich spannend, da ihm überraschende Wendungen und Entwicklungen fehlen.
Alles in allem erweist sich „Feuertaufe: McCoy – Die Herkunft der Schatten“ als nette Hommage an die zentralen Figuren der klassischen „Star Trek“-Serie, die zwar sehr atmosphärisch geschrieben ist und an viele Schlüsselpunkte im Leben von McCoy, Kirk und Spock erinnert, aber leider keine wirklichen Überraschungen und Höhepunkte bietet.