Smoke City 2 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. Januar 2012 21:18
Smoke City 2
(Smoke City: Tome 2)
Text: Benjamin Carré & Mathieu Mariolle
Zeichnungen & Farben: Benjamin Carré
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-290-7
Von Frank Drehmel
Nachdem Cole Valentine sich seiner fünf Mitwisser augenscheinlich durch Verrat entledigt hat, versucht er das Geschäft um den Diebstahl der Mumie mit Mr. Law zu einem glücklichen Ende zu führen. Doch das konspirative Treffen an den Piers der Stadt endet in einem Desaster, nicht nur, weil beide Protagonisten sich zu sehr misstrauen, um Beute beziehungsweise Bezahlung mit sich zu führen, sondern vor allem weil die Polizei am Ort der Übergabe eingreift. Während Cole angeschossen im eiskalten Wasser des Hafens versinkt, gelingt Mr. Law im Kugelhagel die Flucht in sein gesichertes Apartment.
Cole kann dem nassen Grab entkommen und rettet sich zu seinem alten Weggefährten Hideaki, der den Schwerverletzten notdürftig operiert. Gemeinsam begeben sich die beiden zu Mr. Law, um Carmen zu retten, die sie in der Gewalt des unheimlichen Geschäftsmannes vermuten. Doch auch dieser Plan endet im Chaos: Hideaki stirbt durch die Hand Mr. Laws, während dieser von Cole erschossen wird. Als schließlich die Polizei vor Ort eintrifft, finden sie die verstümmelte Leiche Laws, der jemand das Herz herausgeschnitten hat, und stecken Cole als mutmaßlichen Täter ins Irrenhaus. Doch auch hier findet Cole keine Ruhe, denn nach und nach dringen Erinnerungen an ein unheiliges Ritual an die Oberfläche seines Verstandes.
So stark und fesselnd die klassische Heist-Story des ersten Teils, so schwach und ermüdend kommt die Handlung dieses zweiten, abschließenden Albums daher. Der Geschichte fehlt jeglicher Flow, da das Augenmerk der Autoren ausschließlich auf der Konstruktion von Intrigen innerhalb von Intrigen innerhalb von Intrigen zu liegen scheint, auf Irreführungen des Lesers und langatmigen Erklärungen beziehungsweise Auflösungen der konstruierten Rätsel, in denen die Figuren gleichsam untergehen. Was im Kino in Filmen wie beispielsweise „Die üblichen Verdächtigen“ alleine aufgrund charismatischer Schauspieler und geschliffener Dialoge hervorragend funktioniert, gerät zumindest im vorliegenden spannungsarmen Comic gnadenlos unter die Räder.
Immer wenn das Ambiente und insbesondere die Architektur visuell im Mittelpunkt der Handlung stehen, läuft Benjamin Carré zur Höchstform auf. Die perspektivisch und farblich stimmungsvollen, malerischen, detailreichen Ansichten ziehen den Leser förmlich in die Bilder hinein, lassen ihn Nebel und Nässe spüren, den Straßenlärm Chinatowns hören. Demgegenüber wirken die Figuren fast schon grob und flächig, was zwar der Stimmung keinen Abbruch tut, jedoch unterm Strich einen etwas ungelenken, hölzernen Eindruck hinterlässt.
Fazit: Ein atmosphärisch in weiten Teilen mitreißendes Artwork kann die gequält umständliche und leblose Geschichte bedauerlicherweise nicht auffangen.