FVZA – Federal Vampire and Zombie Agency (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Januar 2012 22:45
FVZA – Federal Vampire and Zombie Agency
Text: David Hine
Zeichnungen: Roy Allan Martinez & Wayne Nichols
Titelbild: John Bolton
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Splitter, 2011, Hardcover, 172 Seiten, 22,80 EUR, ISBN 978-3-86869-444-4
Von Frank Drehmel
In der bei Radikal Publishing erschienen US-amerikanischen Mini-Serie führt uns Autor David Hine in eine alternative Welt, in der Zombies und Vampire in etwa den Stellenwert einer fiesen Grippe haben: infiziert durch Viren und ansteckend wie Hulle, wobei allerdings rund 90% der Opfer sterben anstatt selbst infektiös durch die Gegend zu staken.
Um der Seuche Herr zu werden gründete in dieser Welt ein Herr namens Ulysses S. Grant kurz nach dem Sezessionskrieg die „Federal Vampire and Zombie Agency“. Dieses und die Entwicklung eines Impfstoffes im Jahr 1950 sorgten dafür, dass Vampire und Zombies zwar nicht aus der Welt sind, aber ein solches Nischendasein fristeten, dass die FVZA im Jahre 1975 als überflüssig geschlossen und der letzte Direktor, Dr. Hugo Pecos, in den Ruhestand geschickt wurde. Der mittlerweile alte Mann hat jedoch seinen Glauben an einen erneuten epidemischen Ausbruch der Seuche nie aufgegeben und daher seine beiden Enkelkinder, Landra und Vidal, von klein auf im Geheimen für den Kampf gegen die Untoten geschult.
Und tatsächlich kehrt eines Tages im kleinen Örtchen Corben, Tennessee, der Zombie-Virus zurück. Auch wenn die Medien dieses Phänomen vertuschen, sieht sich der US-Präsident gezwungen, die FVZA wiederzubeleben sowie Pecos und mit ihm seinen beiden Enkelkinder aus dem Ruhestand zu reaktivieren. Schon bald stellt sich heraus, dass der erneute Ausbruch der Seuche ein erster Terroranschlag war, für den ein europäisches Netzwerk alter, mächtiger Vampire verantwortlich zeichnen soll, ein Netzwerk zu dem auch Pecos’ einstige Ehefrau Yaelis gehört, die der Alte vor langer Zeit nicht retten konnte.
Eine weitere Vampir- und Zombie-Story im Kielwasser einschlägiger Publikationen von „Twilight“ bis „The Walking Dead“. Um den Eindruck der Trittbrettfahrerei zu verwischen, rekurriert Autor David Hime nicht nur in einem Kurzinterview auf eine dubiose Website namens www.fvza.org, sondern es überrascht uns auch der Verantwortliche für diese Seite – Richard S. Dargan – in einem Vorwort zum Comic mit der Information, dass man schon 2001 ins Netz ging, also ein paar Jährchen bevor Edward Bella ans Höschen wollte.
Sei es wie es sei: sicher dürfte sein, dass ohne den Zombie-Hype im Comic und den Vampir-Hype in den Schlafzimmern pubertierender Mädchen und ihrer Mütter das vorliegenden FVZA-Tradepaperback kaum das Licht der Welt erblickt hätte, denn die Website selbst ist designtechnisch etwa auf den Niveau, das ein durchschnittlicher Zwölfjähriger nach drei Stunden Computer-AG hinbekäme, und erreicht vom Content her kaum durchschnittliches Fanfiction-Niveau. Dass der vorliegende Comic dennoch und trotz dieser Bürde megageil rüberkommt, ist in erster Linie dem extraordinären Artwork der beteiligten Künstler zu verdanken.
Während Himes Story zwar einige interessante und neue Erklärungs-Ansätze für Vampirismus und Zombietum andeutet, aber dramaturgisch nicht nur konventionell erzählt und aufgebaut ist, sondern letztlich zu sehr an der Oberfläche des Settings verhaftet bleibt – auf einige Besonderheiten des FVZA-Ansatzes geht Hime erst im Interview ein –, mit eher stereotypen Figuren aufwartet und einige Handlungsfäden nicht zu Ende führt oder zu abrupt kappt, blasen einem die Bilder das Hirn weg.
Einerseits bedrückend düster in der Farbgebung, anderseits jedoch innerhalb dieser Düsternis kontrastreich und klar, dynamisch in den Perspektiven und im Seitenaufbau sowie fast schon fotorealistisch in der Darstellung der Emotionen und des Grauens, das die zerfallende Körper der Zombies oder die animalischen Physiognomien der Vampire auslösen, erwecken die Künstler – Zeichner wie Digital-Koloristen – eine alternative Welt zu einem unheiligen Leben, wie es bisher nur in wenigen einschlägigen Comics gelungen ist.
Fazit: Dass die Story unterm Strich und trotz der interessanten Ausgangssituation etwas dünn und konventionell daherkommt, ist angesichts des grandiosen Artworks problemlos zu verschmerzen. Freunde des visuell gepflegten Horrors können also bedenkenlos zugreifen.