Die Minimenschen Maxiausgabe 7 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Januar 2012 22:35
Die Minimenschen Maxiausgabe 7
Artwork: Pierre Seron
Szenarien: Pierre Seron, Mittéï
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2010, Hardcover, 176 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3363-6
Von Frank Drehmel
Bestimmte bisher ein lockerer Mix aus unterschiedlich langen Kurzgeschichten und Storys von Albumlänge das inhaltliche Bild der Reihe, so präsentiert uns Band 7 der Gesamtausgabe eine 11-seitige Shortstory sowie drei albumlange Geschichten, die zudem mehr oder weniger lose miteinander verbunden sind.
„Der Raub der Sabine“ („L'enlèvement de Sabine“)
Zwei Minimenschen tuckern mit ihrem Gleiter über eine Landstraße, als sie aus heiterem Himmel ein Felssturz trifft. Auch wenn sie glimpflich davon kommen, so scheint das nicht für den Großen zu gelten, der reglos unter einem Haufen Geröll liegt. Doch der Eindruck täuscht; und so befinden sich plötzlich nicht nur die beiden Verunfallten, sondern auch das zur Hilfe geeilte Rettungsteam der Kleinen in der Gewalt eines Riesen, der nichts Besseres zu tun hat, als die Gefangenen als Handlangern seiner unlauteren Machenschaften einzuspannen.
„Von Minimenschen und Menschenaffen“ („Petits hommes et hommes-singes“)
Die Börks aus dem Tal jenseits der Zeit (vgl. Band 6) haben, angestiftet durch den Herzog von Habsgut, beschlossen, ihren heimeligen Dschungel zu verlassen und sich die Stadt der Minimenschen Untertan zu machen. Und in der Tat haben Renauds Leute der archaischen Kraft der Affenwesen nicht viel entgegenzusetzen, so dass es in Eslapion schon bald drunter und drüber geht. Da mit Muskelschmalz nicht viel auszurichten ist, suchen Renaud und einige Freunde zum einen Hilfe bei den außerirdischen Gästen (vg. Band 6), zum anderen bei den daheim gebliebenen Frauen der kriegslüsternen männlichen Börks, die von der Eskapade ihrer Kerle alles andere als begeistert sind.
„Der Planet Ranxerox“ („Le Planète Ranxérox“)
Renaud, sein Kumpel Lapoutre sowie Sonntag haben sich breitschlagen lassen, die Fremden aus dem Tal des Mesozoikums auf ihre Heimatwelt – Ranxerox – zu begleiten, als Lapoutre das Heimweh und die Sehnsucht nach seiner süßen Cedille packt, kaum dass sie die Pluto-Umlaufbahn passiert haben. Also macht sich der Schmachtende in einer Rettungskapsel auf den Rückweg, während der tapfere Rest der Mannschaft weiter gen Ranxerox fliegt, nicht ahnend, dass sich ausgerechnet Cedille ebenfalls an Bord des Raumschiffs geschlichen hat und nun gemeinsam mit den anderen Abenteuer bestehen muss, die zwar nicht immer farbig und dreidimensional, dafür aber umso phantastischer und gefährlicher sind.
„Das weiße Loch“ („Le Trou blanc“)
Der Rückweg von Ranxerox führt unsere drei Minimenschen durch ein weißes Loch auf eine Erde, der nicht nur sämtliche Farben fehlen, sondern die – so legen jedenfalls mehrere Skelette von Großen nahe – vor geraumer Zeit von einem großen Unglück heimgesucht wurde. Und in der Tat befinden sie sich bald inmitten eines Kampfes der letzten Menschen gegen seltsame Roboter.
Inhaltlich bietet Band 7 sowohl Licht als auch Schatten. Zwar originell, aber letztlich weder durch inhaltliche Aspekte zu rechtfertigen, noch leserfreundlich, kommt das Layout der dritten Story daher, welche komplett in einem Querformat, 90° Grad zur normalen Leserichtung gegen den Uhrzeigersinn gekippt, konzipiert ist. Dadurch wirkt das Artwork selbst bei „normaler“ Panelgröße visuell merkwürdig gepresst und beengt, ganz abgesehen davon, dass es das Lesen rein technisch erschwert. Eher auf der Soll-Seite ist nach wie vor zu vermerken, dass die Minimensch zu selten mit der Welt der Großen konfrontiert werden und dadurch – wie in der zweiten und dritten Story des Sammelbandes – ein Alleinstellungsmerkmal ohne Not aufgegeben wird. Eindeutig auf der Haben-Seite können die zahlreichen skurrilen, zum Teil urkomischen und erfrischend originellen Ideen der letzten beiden Science-Fiction-lastigen Geschichten verbucht werden – seien es eine komplett fotokopierte Planetenoberfläche oder legosteinförmige Roboter –, wobei „Das weiße Loch“ zusätzlich mit einer gruseligen Atmosphäre aufwartet.
Ergänzt wird auch dieser siebte Sammelband durch äußerst amüsanten Ausführungen Bernd Weckwerts und Volker Harmanns zur Veröffentlichungspolitik insbesondere bei Bastei, die nicht nur Verunstaltungen des grafischen Inhalts quasi zum Programm machte, sondern die sich gerade auch durch alliterierende Grausamkeiten wie „Der Kurvenkratzer von Kap Kabeljau“ auszeichnete.
Fazit: Wegen der wahrhaft bizarren Ideen und des nach wie vor krass geilen Artworks ein Must have für jeden Funny-Freund.