Northlanders 5: Metall (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 01. Januar 2012 11:56
Brian Wood
Northlanders 5
Metall
(Northlanders 29-34, 2009/2010)
Titelbild von Massimo Carnevale
Zeichnungen von Fiona Staples & Ricardo Burchelli
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, IBSN 978-3-86201-186-5
Von Frank Drehmel
Der fünfte Sammelband aus Brian Woods „Northlander“-Serie, welche in miteinander unverbundenen Storylines die unterschiedlichsten Aspekte des Lebens der Nordmänner um die Wende des ersten Jahrtausends nach Christus comicfreundlich aufbereitet, enthält die Hefte 29 bis 34 und somit die Single-Issue-Story „Der Seeweg“ („The Sea Road“) sowie den Mehrteiler „Metall“ („Metal“).
Den Seeweg nach Westen, in unbekannte, Furcht erregende Gewässer, sucht um des Abenteuers und Ruhms willen der alternde Nordmann Dag, da ihn daheim nichts hält. Und so führt er seine Mannschaft erst in ein Land aus Feuer, dann in die Einsamkeit des ewigen Eises und später in den Wahnsinn, bis er schließlich an den grünen Gestaden Grönlands seine Erlösung findet.
Metall ist die Profession und Leidenschaft des hünenhaften Erik Thorssons, der als Schmied seinen Lebensunterhalt bestreitet und der sich mit der gesamten Kraft seiner riesigen Muskeln eisern und voller Fanatismus gegen die Christianisierung seiner Leute und die Abkehr von den alten Göttern stemmt. Zunächst befreit er die junge Ingrid aus den Klauen von Nonnen, die das albinotische Mädchen quälen und drangsalieren, und beginnt dann mit der Frau an seiner Seite seinen Ein-Mann-Feldzug nicht nur gegen die christlichen Fremden, sondern auch gegen seine Leute, die dem alten Glauben zugunsten fetten Profits und eines bequemen Lebens entsagen. Ein kleines Dorf nach dem anderen fällt unter der Streitaxt des zunehmend Wahnsinnigen, bis die Kirche schließlich einen nordmännischen Söldner entsendet, der es körperlich mir Erik aufnehmen kann: Karl den Schwarzen.
Während die Kurzgeschichte, „Der Seeweg“, in vergleichsweise ruhigen, fast schon zur Kontemplation einladenden kühlen Bilder atmosphärisch stimmig und ohne viel Geschwätz das Abdriften des Hauptprotagonisten in den Wahnsinn nachzeichnet, nähert sich der Autor in „Metall“ dem Irrsinn nicht nur in deutlich action- und dialoglastigerer Weise, sondern inszeniert das Ende auch insgesamt versöhnlicher. Dennoch ist die zweite Geschichte die deutlich schwächere, weil zwischen all der Gewalt und Gegengewalt und angesichts der meines Erachtens vollkommen überzeichneten Figur des Schmiedes die leisen Töne untergehen. Zahlreiche Fragen, wie die nach dem Verlust von individueller und gesellschaftlicher Identität, dem Bewahren der eigenen Kultur um den Preis privaten Glücks, verlieren sich zwischen all den wuchtigen Kampfgemälden und Götter-Visionen sowie den bedauerlicherweise oftmals platten Dialogen der relativ eindimensionalen Handlungsträger.
Fazit: Auch wenn die zweite Story an der Wucht der Handlung und der Bilder sowie der Überzeichnung des Helden leidet, allein schon auf Grund des atmosphärisch intensiven Artworks ein unter Strich empfehlenswertes Tradepaperback.