Professor Zamorra 40: Blutwende, Christian Montillon (Hrsg.) (Buch)

Professor Zamorra 40
Blutwende
Christian Montillon (Hrsg.)
Titelillustration von Sandoval
Zaubermond, 2011, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

Eigentlich hätte Volker Krämer vorliegenden Band mit einem seiner ganz eigenen Beiträge zum „Zamorra“-Universum füllen sollen. Dann erreichte die Nachricht von der schweren Erkrankung, der der sympathische Autor aus dem Ruhrpott nach kurzem Leidensweg erlag, die Fans und Kollegen.

Volker Krämer war der Mann, der die Serie nach dem Tod Werner Kurt Giesas maßgeblich prägte. Im Netz wie in der „Mystery Press“ sind diverse ergreifende Nachrufe nachzulesen, sodass ich mir an dieser Stelle weitere Ausführungen verkneife. Volker wird der Serie, seinen Freunden und Lesern, die immer auch seine besondere Art und Weise, ernste Themen in seiner Romane einfließen zu lassen, bewunderten, fehlen. Statt des angekündigten Romans erscheint, Volker gewidmet, eine Anthologie mit Geschichten um den streitbaren Kämpfer gegen die Dämonen.

Den Auftakt macht Simon Borner mit einer Story um eine aufgegebene unterirdische Forschungsstation von Uncle Sam; nur, dass der verantwortliche Kommisskopf auf der Suche nach der ultimativen PSI-Waffe letztlich doch noch fündig wurde – Zamorra stößt auf entführte Kinder.
Leider ohne wirkliche Überraschungseffekte, eine solide Story, die aber inhaltlich mit wenig Neuem aufwartet.

Oliver Fröhlich und Stefan Albertsen nehmen sich dann eines der Lieblingsthemen Volker Krämers an und berichten uns von einem Bergwerk. In den lang aufgegebenen Stollen hat sich etwas Uraltes aus seinem Gefängnis befreit. Etwas Böses, das sich ausgerechnet den Zweifler Dylan McMour als Opfer ausgesucht hat.
Eine Geschichte, die nicht ungeschickt mit Motiven spielt, die man aus Lovecraft’schen Werken kennt und viel Spannung für den Leser bereithält.

Christian Schwartz berichtet uns in einer sehr persönlichen Story von einem Wirrwolf namens Werner Kurt G.; eine Geschichte, die aus diversen, nächtelangen Telefonaten mit dem einstigen „Zamorra“-Autor entstanden ist, die mir aber zu abgedreht war, als dass sie mich wirklich packen konnte.

Manfred Rückert nutzt den Platz, um uns in der Geschichte, die mir am besten gefallen hat, von dem Fluch einer altägyptischen Totenmaske zu berichten. Das Land der Pharaonen, die Mumien und Ausgrabungen verbinden sich mit einem Fluch, der auch Nicole Duval befällt. Viel Flair der Großstadt am Nil, dazu eine Handlung, die eigentlich ein wenig mehr Platz verdient gehabt hätte und gut für einen eigenen „Zamorra“-Roman gereicht hätte.

Adrain Doyle stellt sich die Frage, ob körperliche Unsterblichkeit wirklich wünschenswert ist und greift die Geschichte von Nele und einer anderen Bekannten von Nikolaus auf, die ebenfalls von den Früchten aus dem Paradies gekostet hat. Viel Lokalkolorit und ein ernstes Thema verbinden sich zu einer interessanten, spannenden Handlung.

Den Abschluss macht Christian Montillon, der mit WKG und Volker dem jungen Merlin und dessen Bruder Asmodis auf der Spur ist.

Letztlich kein Verlegensheitsband, sondern ein Buch, das zum winen auf sehr persönliche Art von Volker Krämer aber auch Werner Kurt Giesa im „Zamorra“-Gewand Abschied nimmt, das aber insbesondere in den Beiträgen von Rückert und Doyle auch echte kurzweilige „Zamorra“-Abenteuer für den Leser bereithält.