Jan Mayen 3: Durchbruch in Maracaybo, Paul Alfred Müller (Buch)

Jan Mayen 3
Durchbruch in Maracaybo
Paul Alfred Müller:
Verlag Dieter von Reeken, 2011, Paperback, 318 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 978-3-940679-44-4

Von Carsten Kuhr

Zum Abschluss des zweiten Sammelbandes sah der Leser Ursuala van Tiel, die zukünftige Frau an der Seite Jan Mayens, von einem finsteren Widersacher entführt. Der Südamerikaner Micero wird uns als durchtrieben und unbeherrscht, gleichzeitig aber auch als fähiger Verbrecher geschildert. Nun gilt es für unser Helden-Trio, bestehend aus Jan Mayen, Barry und Pat, die Entführte zu befreien.

Zusammen mit einem von Micero, natürlich ungerechtfertigt geschassten, Ölarbeiter geht es auf in die wilde Bergwelt Lateinamerikas. Hier, in einem malerisch gelegenen Tal, stoßen sie nicht nur auf die Entführte, sondern auf ein regelrechtes Sanatorium komplett mit Swimming-pool und Pferdekoppel, in dem die Gefolgsleute des Verbrecherkönigs Urlaub machen. Dass Ursula van Tiel Jan und seine getreuen Helfer nicht wiedererkennt, ja nicht einmal ahnt, dass sie entführt wurde, stellt ihre Befreier von eine heikle Aufgabe – es gilt, die Beeinflussung durch mysteriöse Strahlen auszuschalten und erfolgreich zu fliehen.

Bei der Befreiung hat Jan Mayen einen Hinweis auf die verborgenen Forschungsstätten seines Vaters erhalten. Die Spur führt ihn nach Honduras. Hier, in einer der unzähligen, riesigen Kavernen, wird nicht nur von Miceros Leuten illegal Gold geschürft, sondern haben auch die Wissenschaftler im Dienste Dietrich Hartmanns ihre Forschungs- und Entwicklungsstätten aufgebaut. Ein Mordanschlag auf einen Höhlenforscher führt Jan Mayen auf die Spur in ein Reich, das an JulesVernes Reise zum Mittelpunkt der Erde erinnert.

Nach den beiden „Trilogien“ folgen zum Abschluss des Sammelbandes noch zwei Doppelabenteuer. Zum winen heißt es Abschied nehmen von Pat, dem Mann mit den krummen Beinen und der großen Nase, der einst als Gaucho auf einer Rinderfarm sein persönliches Glück zurückließ und nun im Gefolge Jan Mayens gerade rechtzeitig kommt, um die Heirat seiner einstigen Braut mit einem Taugenichts zu verhindern und seinen Platz an der Seite seiner wahren Liebe einzunehmen.

Den frei gewordene Platz im Triumvirat unserer Protagonisten nimmt Bunny ein, der sich bei der Verfolgung eines Halbbluts, der sich als Mörder einen Namen gemacht hat, gleich wirksam einbringt. Auf ihrer Jagd nach dem Schurken stoßen unsere Freunde dann geschickterweise auf einen Fluss voller Rohdiamanten, so dass die Mittel für Thule weiter aufgestockt werden können.

Auffällig ist, dass der Autor in diesem Zehnerband zunehmend dazu übergeht, Kurzzyklen in seine Serie einzubauen. Die Entführung und Befreiung Ursula van Tiels geht über vier Hefte, die Reise ins Erdinnere immerhin über drei. Den so gewonnenen Platz nutzt Müller nicht nur dazu, seine Handlung ein wenig breiter aufzustellen, mehr Verwicklungen einzubauen, sondern auch, seine Protagonisten und deren Antagonisten deutlicher herauszuarbeiten.

Vorliegend kommt sowohl der Freund utopisch-phantastischer Ideen wie auch der Abenteuerfan voll auf seine Kosten. In der Handlung um die Befreiung der entführten Braut fabuliert der Autor nicht nur spannend von einer Urwaldreise, die Erinnerungen an Burroughs Afrika-Beschreibungen aufkommen lässt, sondern führt mit einer Suggestionsmaschine, die ihre Opfer die Wirklichkeit vergessen und in immerwährend guter Laune entspannen lässt, eine interessante Idee ein. Dass nebenher die direkte Auseinandersetzung unseres gestählten Helden mit dem fiesen Micero ansteht trägt zur weiteren Dramatik bei.

In den drei Bänden der Reise ins Innere der Erde erwartet uns nicht nur ein faszinierendes Setting, sondern auch riesige Geschöpfe der ewigen Dämmerung, die die Texte atmosphärisch zu etwas Besonderem machen. Demgegenüber flachen die beiden Doppelbände etwas ab. Zwar lässt sich der Autor mit einem Fernseher, mit dessen Hilfe man von außen in Gebäude hineinsehen kann, und der berechtigten Warnung vor der Gefahr der Verletzung der Privat- und Intimsphäre wiederum etwas einfallen, doch den Einzelabenteuern mangelt es ein wenig an dem direkten Zusammenhang mit Jans „Mission“. Insbesondere der Ausflug in die Pampa mit der doch arg rührseligen Liebesgeschichte wirkt ein wenig aufgesetzt. Wenngleich dem Leser bei der Jagd nach dem mörderischen Halbblut keine technischen Ideen präsentiert werden, vermag die spannende Jagd, die in bester Abenteurer-Tradition angelegt ist, den Leser erneut an die Seiten zu bannen.

Insgesamt wieder ein Sammelband der aufzeigt, dass PAM nicht nur zu seiner Zeit ein Verfasser war, der seine Leser an die Seiten bannen konnte, für Spannung und Dramatik sorgte, sondern auch ein Autor war, der Ideen zuhauf hatte und dessen Werke sich auch heute, über 70 Jahre nach der Erstveröffentlichung, noch frisch und interessant lesen lassen.