Northlanders 5: Metall (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. Oktober 2011 12:54

Brian Wood
Northlanders 5
Metall
(Northlanders 29-34, 2009/2010)
Titelbild von Massimo Carnevale
Zeichnungen von Fiona Staples & Ricardo Burchelli
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, IBSN 978-3-86201-186-5
Von Christel Scheja
Wieder erzählt Brian Wood Geschichten der Nordleute, die über Jahrhunderte die Küsten Europas in Angst und Schrecken versetzten und dabei keine Gnade gegenüber den Einheimischen zeigten. Dass aber auch sie selbst nur Menschen mit Ängsten und Leidenschaften waren, wurde dabei gerne übersehen. Genau diese Seiten sind Thema der Comicserie, die auch in der fünften Graphic Novel wieder zwei abgeschlossene Geschichten bietet.
„Der Seeweg“ erzählt von Dag, der mit seinem Schiff in Richtung Westen aufbricht, obwohl niemand weiß, was jenseits der Wasserwüste liegt. Schon bald machen den Menschen nicht nur die Unbilden der Natur zu schaffen, sondern auch die Trostlosigkeit und Einöde der sie ausgeliefert sind. Das erste feste Land, auf das sie endlich treffen, scheint jedoch ein Zugang zur Unterwelt zu sein, voller Feuer und Rauch. In Panik vor dem Zorn der Götter fliehen sie in eine Eishölle, der sie endgültig dem Wahnsinn anheimfallen lässt – bis zu dem Tag, an dem grüne und fruchtbare Gestade in der Ferne auftauchen.
In „Metall“ rettet der junge Schmied Erik ein albinotisches Mädchen, das viel durch gewissenlose christliche Missionare durchmachen musste und stellt sich damit gegen die Obrigkeit und die neue Macht, die sich im frühmittelalterlichen Norwegen auszubreiten beginnt. Mehr und mehr lässt er sich von der Macht alter Bräuche einfangen und wird zu einem Berserker, der nur ein Ziel hat – den neuen Glauben auszurotten, wo er nur kann. Das Mädchen namens Ingrid heißt sein Verhalten zunächst gut, merkt aber dann, dass es sich nicht nach Rache und Vergeltung sehnt, sondern nach ganz anderen Dingen. Doch kann Erik ihr die jetzt wirklich noch geben?
Zugegebenermaßen sind die beiden Geschichten nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter, da überaus brutal und zynisch, aber sie zeigen die Nordländer von einer verletzlichen Seite, nämlich in den engen Banden ihres Aberglaubens und ihrer Ängste, die sie wie jeder andere Mensch besitzen.
Es braucht einige Zeit, bis die Seefahrer dem Wahnsinn verfallen – aber das ist in klaren und unmissverständlichen Bildern dargestellt und die Spannung resultiert mehr aus dem schleichenden Grauen als den Ausbrüchen der Gewalt.
Anders sieht es bei „Metall“ aus. Auch hier bestimmt altes Wissen die Geschichte, aber was zunächst wie ein Segen erscheint, wird für die beiden Protagonisten immer mehr zum Fluch, wenn sie nicht bereit sind, sich von dem, was sie in ihrem Bann hält, zu befreien.
Die Geschichten tauchen ein in die Mythen der Nordländer, die es fernab der Götter- und Heldensagen auch noch gab und zeigen, dass die überirdischen Mächte nicht nur genau so grausam wie die Natur sein können, aber auch zwei sehr unterschiedliche Gesichter haben, genau so wie das Christentum. Heraus kommt ein Comic, der vor allem durch sein eigenwilliges Ambiente und die ungewöhnlichen Themen auffällt und in den Bann schlagen kann, wenn man bereit ist, auch zwischen den Zeilen und in den Bildern lesen und nicht nur die Gewalt zu sehen.
Das macht „Metall“ zu einer weiteren gelungenen Graphic Novel aus der Reihe „Northlanders“, die vor allem düstere Comics vor historischem Setting mögen, in dem der Realismus groß geschrieben wird.