Susan Hubbard: Das Jahr der Vampire – Ariella Montero 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 22. Oktober 2011 12:29
Susan Hubbard
Das Jahr der Vampire
Ariella Montero 2
(The Year of Disappearances, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Anja Galic
Titelgestaltung von Geviert – Büro für Kommunikationsdesign unter Verwendung von Fotos von plainpicture/C&P (Federn), plainpicture/Ableimages (Gesicht)
cbj, 2011, Taschenbuch, TB, 414 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-570-40088-3
Von Irene Salzmann
Ariella Montero ist 14 Jahre alt und halb Mensch, halb Vampir, wobei der letztere Anteil dominant ist. Nachdem sie und ihr Vater, dem sie das Vampir-Erbe verdankt, bei einem Feuer beinahe ums Leben gekommen wären, hat sich Raphael Montero nach Irland zurückgezogen und unterhält nur brieflichen Kontakt zu seiner Familie. Ariella kam bei ihrer Mutter Sara und deren Freundin Dashay unter, die beide zu Vampiren gewandelt wurden.
In Homosassa Springs, einem kleinen Nest in Florida, wo sich die drei jungen Frauen niederließen, lernt Ariella Mysty, Autumn und deren Bruder Jesse kennen. Eines Tages verschwindet Mysty spurlos – sie ist nicht die Erste, und landesweit werden immer mehr Jugendliche vermisst. Der Verdacht fällt sowohl auf Jesse, der mit ihr ein Date hatte, sich aber kaum noch an die Vorkommnisse in jener Nacht erinnern kann, und auf Ariella, denn schon einmal wurde eine Freundin von ihr, Kathleen, ermordet.
Die Bewohner von Homosassa Springs lassen das Mädchen spüren, dass man sie für die Mörderin hält, so dass die Eltern beschließen, Ariella aufs College zu schicken. Dank ihrer Kenntnisse, die sie durch den Unterricht ihres Vaters erlangte, und eines gefälschten Ausweises wird sie in Hillhouse, wo einst ihre Mutter studierte, aufgenommen. Dort freundet sich Ariella mit ihrer Mitbewohnerin Bernadette und dem attraktiven Walker an, in den sie sich schließlich verliebt.
Doch das Unheil folgt Ariella auf dem Fuße: Immer mehr Studenten und Jugendliche greifen zu einer unheimlichen Droge, Autumns Besuch endet mit ihrem Tod, Ariella überrascht Walker und Bernadette im Bett, Malcolm, der zugab, Kathleen ermordet zu haben, taucht auf und enthüllt einen Plan, der das Verschwinden der Jugendlichen und den um sich greifenden Drogenkonsum in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Auch auf Ariella hat es die Organisation, die hinter allem steckt, abgesehen…
Man muss nicht „Das Zeichen des Vampirs“ gelesen haben, um sich in dem Folgeband, „Das Jahr der Vampire“, zurechtzufinden. Beide Romane sind in sich abgeschlossen: anderer Ort, andere Handlungsträger, andere Konflikte. Zweifellos werden weitere Bücher folgen, darauf weisen ein Cliffhanger und ein neuer Love-Interest hin („The Season of Risks“ liegt in den USA bereits vor).
Was die Romane verbindet, ist das Grundthema: Unter den Menschen leben unerkannt Vampire. Nicht alle jedoch streben nach friedlicher Koexistenz und dämmen ihren Blutdurst durch Ersatzstoffe ein. Es gibt Gruppierungen mit mehr oder minder diffusen Zielen, und die Nebulisten wollen sogar die Menschheit unter ihre Kontrolle bringen, um die Umwelt zu retten. Dabei gehen sie äußerst skrupellos vor, wie Ariella und ihre Freunde schon bald erfahren müssen.
Da sie sich nur Ihresgleichen anvertrauen kann, ist die Vierzehnjährige weitgehend auf sich allein gestellt. Wieder muss sie Enttäuschungen und Verluste verkraften, doch da sie für ihr Alter äußerst gebildet, abgeklärt und mit vampirischen Gaben gesegnet ist, gelingt ihr vieles, woran so mancher Erwachsener fast verzweifelt oder gar gescheitert wäre. Zusammen mit ihren Eltern und Dashay kann sie die Zusammenhänge aufdecken, aber der Gegner ist damit natürlich längst nicht geschlagen und bewahrt einige seiner Geheimnisse. Die Gefahr für Ariella wird sogar noch größer.
Ariella, aus deren Sicht die Geschehnisse beschrieben werden, wirkt manchmal schon zu altklug und zu ‚super‘. Aber es muss ja einen Grund geben, weshalb sie in den Augen der Nebulisten etwas Besonderes ist, und diese Fähigkeiten verleihen ihr gegenüber anderen einen Vorsprung.
Auch wenn es keine Action-Szenen gibt und die komplexe Handlung ruhig vor sich hin plätschert, sehr wohl mit einem sanften Spannungsbogen versehen, da die Tragödien rund um Ariella eskalieren und sie sich zunehmend fragen muss, wer Freund und wer Feind ist, zieht das Buch Leserinnen ab 14 Jahre in den Bann, und man möchte es erst aus der Hand legen, wenn man die letzte Seite umgeblättert hat.
Dem jungen Publikum wird ein vertrauter Hintergrund geboten – Schule, Familie, Freundschaften, Zickenkriege, Liebe –, der durch das phantastische Element aus dem Alltäglichen gehoben wird und in Folge so manche Überraschung verspricht.
Die Lektüre ist kurzweilig und macht Lust auf die Fortsetzung.