Steven Savile: Silber (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. Oktober 2011 18:14
Steven Saville
Silber
(Silver, 2010)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Joachim Riefer
Titelbild von Larry Rostant
Cross Cult, 2011, Hardcover, 420 Seiten, 22,90 EUR, ISBN 978-3-941248-38-0
Von Christel Scheja
Steven Saville dürfte den deutschen Lesern vor allem durch die Romane bekannt sein, die zu diversen Fernsehserien wie „Torchwood“, „Primeval“ und „Dr. Who“ oder für Videospiele wie „Pathfinder“ und „Battlefield 3“ verfasst hat. Weniger bekannt ist daher, dass er gelegentlich auch eigenständige Werke verfasst, so wie das hier vorliegende „Silber“.
Eine Frau betritt den Londoner U-Bahnhof Trafalgar Square. Das wäre nichts Besonderes, wenn sie nicht kurze Zeit später lichterloh in Flammen stehen und vor den Augen der Anwesenden verbrennen würde. Sie ist nur eine von dreizehn Menschen, die alle am gleichen Tag und zur selben Zeit in unterschiedlichen Großstädten Selbstmord begehen, davor aber auch noch vierzig Tage des Terrors und der Plagen verkünden. Und tatsächlich sterben schon Tage später Menschen in Berlin durch das Gas Sarin und in Rom durch vergiftetes Trinkwasser.
Die Sicherheitskräfte und Geheimdienste sind alarmiert, führen die Spuren doch in den Nahen Osten. Diesmal aber nicht in die arabische Welt, sondern die urchristliche. Alle Selbstmörder und Attentäter entstammen einem fanatischen Kult, die sich selbst die „Jünger des Judas“ nennen. Eine Spezialeinheit unter der Leitung von Sir Charles Windham versucht die Sektierer aufzuhalten, doch diese scheinen ihnen immer einen Schritt voraus zu sein und gute Gründe für ihr Handeln zu haben. Es kostet das Team wertvolle Zeit, mehr über „Die Jünger Jesu“ herauszufinden und das könnte fatal sein, denn eines der nächsten Ziele ist bereits klar – der Heilige Vater, der sich gerade zu einem Besuch in Deutschland befindet, soll ebenfalls sterben. So beginnt ein Wettlauf gegen einen unsichtbaren aber sehr zielstrebigen Gegner, der die Agenten quer durch Europa und ins „Heilige Land“ führt. Denn dort, nahe der Wiege der Christenheit, scheint auch die Lösung des Rätsels zu liegen.
Zwar ist die große Zeit der religiösen Verschwörungsthriller schon lange vorbei, aber gelegentlich erscheinen doch immer noch Nachzügler, die das Thema zwar ähnlich, aber doch ganz anders als Dan Brown und Co. angehen. Tatsächlich geht die Gefahr diesmal nicht von der katholischen Kirche und dem Vatikan aus, diese werden eher zum Opfer einer Sekte, die ihren Anfang mit Judas Iskariot und den dreißig Silberlingen nimmt. Beide spielen eine zentrale Rolle in der actionreichen Geschichte, in der die Personen sonst allerdings nur die Rolle von Schachfiguren einnehmen. Wie in einem Film führt der Autor durch die Handlung, lässt eher Taten als Gedanken sprechen und erläutert in Dialogen den Hintergrund.
Das sorgt allerdings auch dafür, dass die Geschichte an der Oberfläche bleibt und Manches nicht wirklich erklärt wird, da die Brücke von den Nachkommen des Judas’ und der Sekte der Sicadier, die mit der Festung Masada untergingen, zu der heutigen Sekte fehlt. Auch sind einige die Motive der Kultisten nicht immer ganz klar herausgearbeitet.
Die Personen bleiben insgesamt sehr blass, sie werden gerade einmal so weit charakterisiert, wie es nötig ist, um sie sympathisch zu machen. Aus diesem Grund verzichtet der Roman auf Schnörkel und ist ganz auf die Handlung ausgerichtet, die regelrecht wie ein Film abläuft.
Alles in allem liefert der Autor saubere Arbeit ab, auch wenn er nicht unbedingt etwas Neues erzählt, da viele Versatzstücke doch schon aus Werken wie „Iluminati“ und „Sakrileg“ bekannt sind. Besonders makaber ist für die deutsche Ausgabe nur, dass sie just an dem Wochenende erscheint, in dem auch der Papst in Deutschland weilt, glücklicherweise aber nicht in Koblenz, wie im Buch.
„Silber“ ist ein grundsolider und flott erzählter Mysterythriller, der zwar nicht sonderlich in die Tiefe geht und mit vielen bekannten Klischees arbeitet, aber dennoch gut unterhalten kann, weil er eine etwas andere Grundidee hat und diese so konsequent, bildhaft und spannend wie in einem guten Film erzählt.