Absolute Zero 1: Mission Sibirien (Comic)

Absolute Zero 1
Mission Sibirien
(Zéro absolu: Programme Siberia)
Konzept & Zeichnungen: Christophe Bec
Text: Richard Marazano
Übersetzung: Monja Reichert
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-324-9

Von Frank Drehmel

Mit „Absolute Zero“ veröffentlicht Splitter die mittlerweile siebte Serie, an der der 1969 in Rodez geborene Christophe Bec entweder als Szenarist und/oder Zeichner beteiligt ist, wobei diesmal Bec im Wesentlichen der künstlerische Part obliegt, während für die Story Marazano verantwortlich zeichnet, welcher für Splitter-Fans ebenfalls kein Unbekannter sein dürfte.

Die Handlung dieses ersten Albums der Trilogie kommt vergleichsweise simpel daher: ein Trupp von Marines hat den Auftrag, einer Forschungsstation auf dem Planeten Siberia einen Kontrollbesuch abzustatten, wobei einige Parameter des Jobs allerdings doch ungewöhnlich sind. Zum einen haben sie nur 24 Stunden Zeit, die Anlage zu überprüfen, da der Shuttle, der sie an ihr Ziel bringt, exakt nach dieser Zeit automatisch und unaufhaltbar den Planeten verlassen wird; zum zweiten gilt der sogenannte „Code Red“, der besagt: Materialschäden sind verboten, Personenverluste in Kauf zu nehmen. Schlussendlich bekommt jeder der Beteiligten ein Medikament verabreicht, über dessen Wirkung er im Unklaren gelassen wird.

Die Landung auf Siberia klappt problemlos; als sie allerdings vor der Station stehen, erkennen sie, dass sie augenscheinlich vollkommen verlassen ist. Nachdem sie sich Zugang verschafft haben, beginnen sie teamweise das Terrain zu erkunden, finden eine erste gefrorene Leiche und versuchen, die Energieversorgung des Komplexes wiederherzustellen. Ganz allmählich beginnen sich nicht nur deutliche Spannungen innerhalb der Gruppe breit zu machen, sondern zumindest einer von ihnen scheint gegenüber der unermesslichen Kälte des Ortes physisch immun zu sein.

Was in dieser kurzen Zusammenfassung ein gewisses Maß an Spannung verheißen mag, kommt im Comic selbst eher unspannend und dröge daher. Statt Mystery und unheimlichen Vorkommnissen zerren zwischenmenschlichen Nickligkeiten und stereotype, Testosteron geschwängerte Dialoge an den Nerven des Lesers, während die Handlung selbst keine Überraschungen bietet, sondern vom Aufwachen der Marines aus ihrem kryogenischen Schlaf bis hin zum ersten Toten vorhersehbar und lustlos dahinplätschert und letztlich nichts bietet, was man nicht schon in den ersten Szenen zahlreicher SF-Filme schon x-mal gesehen hat, wobei man dieser Stelle schmerzlichst eine musikalischen, „tension“-reiche Musik vermisst und die „Suspense“ im Wesentlich auf der Hoffnung basiert, dass noch etwas Spannendes geschieht.

Positiv hingegen ist einmal mehr Christophe Becs detailreiches, realismusnahes Artwork. Allerdings merkt man deutlich, das „Absolut Zero“ schon einige Jährchen – das erste Album erschien im Original 1997 bei Soleil – auf dem Buckel hat, Jahre, in denen sich Bec stilistisch insofern erkennbar weiterentwickelt hat, als er heute mutiger und ausgiebiger mit Verschattungen arbeitet und regelmäßig noch markantere, weniger comichafte Figuren sowie ein noch realistischeres Ambiente gestaltet. Dennoch sind die unterschiedlich Perspektiven, der Blick durch eine Art elektronisches Nachtsichtgerät, die blutroten Visionen, die seltsamen historischen Einschübe sowie der ganz normale Alltag visuell intensiv und mitreißend in Szene gesetzt und verleihen dem Comic zumindest jene optische Lebendigkeit, die ihm auf der inhaltlichen Ebene weitgehend fehlt.

Fazit: Eine stereotype, vorhersehbare, spannungsarme Story, die in diesem ersten Teil der Trilogie nichts bietet, was man nicht schon aus zahlreichen einschlägigen Filmen aus dem Effeff kennt. Immerhin ist Becs Visualisierung so ansprechend, dass die Langeweile sich auf die inhaltliche Ebene beschränkt.