Merlin – Die neuen Abenteuer Vol. 4 (DVD)

Merlin – Die neuen Abenteuer Vol. 4
GB 2009/2010, Regie: Ed Fraiman, James Hawes u.a., mit Colin Morgan, Bradley James Richard Wilson u.a.

Von Christel Scheja

Die britische Fernsehserie „Merlin – Die neuen Abenteuer“ hat vor etwas mehr als drei Jahren der bereits angestaubten Sage um König Artus neuen Glanz verliehen, indem sie diese etwas anders als üblich interpretiert. Die Macher haben sich einfach dafür entschieden, aus dem Zauberer an der Seite des sagenhaften Herrschers einen gleichaltrigen Jungen zu machen, der erst noch in seine Rolle als weiter Zauberer schlüpfen muss. Dabei scheuen sie sich aber auch nicht, immer wieder Elemente aus dem Sagenkreis mit einzubinden, die eigentlich anderen Figuren zugeordnet werden.

In der zweiten Hälfte der zweiten Staffel, die nur einen Monat nach der ersten vorgelegt wird, vergeht den Bewohnern von Camelot das Lachen, denn düstere Wolken ziehen am Horizont herauf. Morgause, die Halbschwester von Morgana, taucht überraschend auf. Mit einem Trick lockt sie Arthur in ihr Schloss, um ihm die Wahrheit über seine Geburt aufzutischen. Und das ist kein geringer Schock für den jungen Prinzen, der dadurch voller Wut und Hass zu seinem Vater zurückkehrt. Zudem sucht sie die Freundschaft zu Morgana und bringt sie behutsam dazu, ihre Gaben anzuerkennen und sich ihnen zu öffnen. Wie sehr Morgana in die Welt der Druiden, Hexen und Zauberer abzugleiten beginnt, wird deutlich, als sie dem Druidenjungen Mordred begegnet.

Aber auch Merlin muss in diesen Folgen einiges einstecken – denn neben dem Versuch ein Mädchen zu retten, das als Hexe angeklagt wird, muss er auch noch zum Mörder werden, um Camelot zu retten, als die „Ritter von Medir“ wieder reiten und die Bewohner des Reiches durch eine unbekannte Seuche in tiefen Schlaf gefallen sind. Zudem hat er keine andere Wahl den unter dem Schloss gefangenen Drachen Kilgarrah zu befreien, da dieser ihm zum wiederholten Male mit Rat zur Seite gestanden hat und nun nicht länger bereit ist, sich hinhalten zu lassen. Doch dessen Rachegelüste führen letztendlich nur dazu, dass Merlin nicht nur die Wahrheit über seinen Vater erfährt, den er viel zu lange für tot gehalten hat, sondern auch ein weiteres schweres Erbe antreten muss.

Nur eine Folge hebt sich durch ihren Humor etwas aus der Staffel heraus. Denn in „In Liebe verzaubert“ will ein König den Erfolg von Friedensverhandlungen auf Camelot vereiteln, in dem er einen eifersüchtig über seine Tochter wachenden Vater wütend machen möchte. Als Mittel zum Zweck dient ihm ausgerechnet Arthur, der – ehe Merlin es bemerkt – schon längst einem Liebeszauber verfallen ist.

Man merkt gerade in diesen Folgen, dass die Zeit des freundlichen Geplänkels vorbei ist und sowohl die Gefahren als auch die Gegenspieler nicht mehr so leicht zu besiegen sind. Morgause wird zu einer wiederkehrenden Figur, die zwar auch Rückschläge einstecken muss, aber sich nicht geschlagen gibt, um an Uther Rache zu nehmen und ihn immer wieder an die Fehler und Schwächen seiner Vergangenheit zu erinnern, indem sie nun seinen Kindern die Wahrheit über die Geburt oder sich selbst verrät. Da sie Grund hat, Rache zu nehmen, wird sie zu einer interessanten Feindin, die immer wieder neue Facetten ihres Wesens zeigt. Gerade am Anfang wirkt sie noch sehr neutral – wie der „Grüne Ritter“ prüft sie erst die Ehrenhaftigkeit und den Mut des jungen Mannes bis hin zu dem Befehl, den Kopf auf den Richtblock zu legen, ehe sie ihm die Geheimnisse enthüllt, die Uther vor Arthur verborgen hat. Für Morgana wird sie zur Mentorin und hilft der jungen Frau dabei, sich selbst und das Ausmaß ihrer Macht zu entdecken.

Aber auch die anderen Beziehungen entwickeln sich weiter. Auch wenn Merlin immer noch nur der Diener des Prinzen und von einfacher Geburt ist, katzbuckelt er nicht vor Arthur, sondern erscheint manchmal sogar respektlos. Arthur wahrt zwar den Abstand, aber man merkt, dass auch er Merlin mittlerweile mehr als Gefährten, auf den er sich verlassen kann, sieht. Die beiden Schauspieler wissen genau die Nuancen dieser Freundschaft auszuleuchten und ohne Worte deutlich zu machen, wie der eine eigentlich zum anderen steht. Auch gegenüber Gwen wird Arthur mittlerweile immer ehrlicher, auch wenn sie weiterhin die Realistin bleibt und ihrer gemeinsamen Liebe keine Chance gibt. Morgana hingegen driftet immer weiter zur dunklen Seite ab – der Prozess wird gerade in diesen Folgen immer deutlicher sichtbar und gipfelt in der Konfrontation mit Merlin in die „Ritter von Medhir“. Diese Folge markiert den Beginn der Feindschaft zwischen den beiden Zauberkundigen – überraschenderweise ohne einen Hauch von Magie.

Alles in allem haben es diese sechs Folgen in sich, verbinden sie doch spannende und actionreiche Abenteuer mit vielen keltisch-britannischen Mythen und markieren den Beginn der Konflikte, die auch später den Sagenkreis überschatten. Es gibt zudem viele überraschende Enthüllungen, die das Leben der Figuren maßgeblich verändern und mit Morgause eine Gegenspielerin, die genau weiß, welche Narben Uthers sie wieder aufreißen und wie sie ihm am meisten Schaden zufügen kann. Da auch sie eine Vorgeschichte hat, versteht man ihr Handeln – und gerade dass macht sie lebendiger als alle Feinde zuvor. Natürlich werden auch die düsteren Folgen durch den ein oder anderen amüsanten Wortwechsel aufgelockert, alles in allem kommt aber der Rest der zweiten Staffel schon viel düsterer daher, ein Trend, der sich auch in der dritten fortsetzen wird.

Wie schon in Vol. 3 gibt es als Extra zu jeder Folge eine Featurette, die von den Dreharbeiten erzählt oder eine Figur bzw. Aspekt der Handlung genauer erläutert. Wenn jetzt nur noch ein kleines Booklet mit einer Übersicht der Folgen beiläge, wäre die Box jedenfalls perfekt.

Alles in allem kann auch Vol. 4 von „Merlin – Die neuen Abenteuer“ sich sehen lassen und machen Lust auf mehr, da die Mischung aus Abenteuer, Mythen, Spannung und Humor stimmt. Die Serie mag vielleicht die Saga um König Artus freier auslegen als es Puristen gefällt und auch historisch nicht ganz korrekt sein, sie bietet aber einen in sich stimmigen Kosmos, der immer wieder für neue Überraschungen gut ist und durchweg für kurzweilige Unterhaltung sorgt.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
Featurettes