George Mann: Affinity Bridge (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 22. September 2011 19:59
George Mann
Affinity Bridge
(The Affinity Bridge)
Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Langowski,
Titelillustration von Alex Broeckel
Piper, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 448 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 979-3-492-70238-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
London, der Mittelpunkt der Britischen Weltreiches, eine der faszinierendsten Metropolen der Welt. Hier werden Vermögen gemacht und verloren, wird das Geschick ganzer Kontinente entschieden und die Zukunft der Welt bestimmt. Auch wenn die fast allmächtige Herrscherin, Queen Victoria, an ihren mechanischen Stuhl gefesselt, künstlich beatmet und mittels Infusionen am Leben gehalten wird, regiert sie geschickt und mit energischer Hand über ihr Reich.
Unterstützt wird sie dabei, neben ihren offiziellen Untergebenen von Agenten, die der Krone ebenso treu wie verschwiegen zu Diensten sind. Sir Maurice Newbury ist einer dieser stillen Helfer. Offiziell arbeitet der distinguierte Lord im Britischen Museum, doch immer wieder werden er und seine aufgeweckte Assistentin Veronica Hobbes als Ermittler der Krone ausgesandt, vermeintlich übernatürliche Verbrechen und Geheimnisse aufzuklären.
Seit einigen Wochen grassiert in den Elendsvierteln der Stadt nicht nur eine Seuche, die ihre Opfer zunächst zu wandelnden, alles Lebendige angreifende Zombies degeneriert, bevor ihr Gehirn verflüssigt und sie tot zu Boden sinken, sondern auch ein rätselhafter Serienkiller. Als gespenstischer, blau leuchtender Geist wird der in Whitechapel umgehende Mörder beschrieben, der seine Opfer zu Tode stranguliert und einfach am Tatort liegen lässt. Dann stürzt eines der großen, von einem mechanischen Piloten gesteuerten Luftschiffe ab, alle Fluggäste verbrennen bei lebendigem Leib. Ein Unfall – oder ein Verbrechen? Queen Victoria offenbart ein persönliches Interesse an der Tragödie und entsendet Newbury und seine Assistentin um das Rätsel aufzuklären…
George Mann hat als Drehbuchautor vornehmlich für die britische Kultserie „Dr. Who“ von sich reden gemacht. Dass er es dabei nicht belassen hat, sondern sich auch abseits der Bildschirme produktiv betätigt; erweist sich als Glücksfall für Verlag und Leser.
Mit leichter Hand, stilistisch ansprechend und voller liebevoller Details präsentiert er uns seine ganz eigene Mischung aus viktorianischen Detektivroman in der Nachfolge von Sherlock Holmes und einem Steampunk-Roman, der es in sich hat. Dabei nimmt er gekonnt beide Sub-Genres auf die Schippe, spielt liebevoll mit Stereotypen, reichert diese mit markanten Personen, jeder Menge unerwarteter Wendungen an und verblüfft die Leser ein ums andere Mal mit seinen Einfällen.
Schon die mehr als gelungene äußere Aufmachung weist darauf hin, dass der Käufer ein faszinierendes Buch erwirbt. Zombies kommen darin ebenso vor, wie verrückt-geniale Erfinder, ein eigenwilliges Ermittlerteam – wobei Mrs: Hobbs weit hübschere Beine hat als Dr: Watson, dabei aber von ihrer Anlage her eher an die schlagkräftige Emma Peel erinnert – künstliche Intelligenzen, Wiedergänger und okkulte Praktiken, Luftschiffe und natürlich das famose British Empire mit all seinen Errungenschaften, wie etwa den Clubs der noblen Lords, seinen Lords und Ladies, den Geheimagenten und nicht zu vergessen den Laudiumfressern.
Das hat man sicherlich alles so oder ähnlich schon einmal vergleichbar gelesen, in der Kombination aber strahlt die Handlung Esprit und Frische aus, die selten ist. Das Beste daran: es gibt bereits zwei weitere Romane um das ungewöhnliche Ermittler-Duo, die hoffentlich bald ihren Weg in deutsche Buchhandlungen finden werden.