Gini Koch: Aliens in Armani (Buch)

Gini Koch
Aliens in Armani
(Touched by an Alien)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Diana Bürgel
Titelillustration von Dan Dos Santos
Piper, 2011, Taschenbuch , 452 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-492-26816-5

Von Carsten Kuhr

Nach einer Anhörung vor Gericht will die siebenundzwanzigjährige Kitty eigentlich schnellstmöglich zurück ins Büro, um die liegen gebliebene Arbeit in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg ins Parkhaus beobachtet sie einen Familienstreit, der schnell eskaliert. Im Verlauf der lautstarken Auseinandersetzung bricht der Rücken des Ehemannes auf, schwarze Flügel wachsen ihm, und schon geht er, mit den ebenfalls gewachsenen Reißzähnen, auf seine Frau los.

Damit nicht genug, feuert er Federdolche auf das Gerichtsgebäude ab, Menschen schreien, Unschuldige sterben, Kitty glaubt ihren Augen nicht zu trauen. Doch ganz umsonst hat sie ihre Selbstverteidigungskurse nicht belegt. Tatkräftig zückt sie ihren Mont-Blanc-Füller und rammt diesen dem unheimlichen Wesen in den Rücken.

Was zunächst anmutet wie der Drehort eines neuen Action-Horror-Movies, das entpuppt sich als grausame Wirklichkeit. Doch schon sind die Männer in Grey da, die dafür sorgen, dass die öffentliche Aufmerksamkeit abgelenkt, der Vorfall vertuscht wird und alles seinen geregelten Gang geht. Nur für Kitty gibt es kein Zurück in die Normalität. Dabei sind die allesamt umwerfend aussehenden Herren in ihren grauen Armani-Anzügen höflich, ja mehr noch, sie tragen Kitty auf Händen. Als sie dann aber erfährt, dass die vermeintlichen Regierungs-Agenten in Wirklichkeit Aliens sind, die die Menschheit vor der Invasion außerirdischer Invasoren, die ihre Wirte in Überwesen verwandeln beschützen und sie selbst als neue Rekrutin vorgesehen ist, werden ihre hübschen Beine zu Wackelpudding. Damit nicht genug, entpuppt sich ihre Mutter als ehemalige Mossad-Agentin und Terrorismusexpertin, einer der reichsten Männer des Landes als Anführer einer Terrorgruppe und die Invasoren als nachtragend – heißt, sie sind auf der Jagd nach Kitty und diese ahnt, dass sie in Schwierigkeiten steckt. Dass einer der umwerfenden Agenten sie nach allen Regeln der Kunst anbaggert trägt auch nicht eben zur Beruhigung ihres Hormonhaushalts bei…

Romance Fantasy hat nach wie vor Hochkonjunktur. Quer durch alle Verlage werden die entsprechenden zumeist in Serienform erscheinenden Werke aufgelegt und verkauft wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Gini Kochs Roman wandelt das Vampir/Werwesen/Engel- oder Dämonen-Grundthemata dabei ein wenig ab. Hier geht es um eine Invasion der Erde durch heimtückische Wesen, die Menschen als Wirte besetzen und diese mit besonderen Gaben und Kräften ausstatten. Ihnen gegenüber stehen nicht etwa die aufrechten Kämpfer für Recht und Ordnung, sondern Retter von Alpha Centauri, die nicht nur umwerfend aussehen, sondern auch sonst noch so einiges auf dem Kasten haben. Aus der Perspektive einer auf den ersten Blick etwas naiv wirkenden Ich-Erzählerin, die, wie kann es auch anders sein natürlich im Zentrum des Geschehens steht, geht es zum einen um den Kampf gegen die Bösen – hier Invasoren und Terroristen –, aber auch um die körperliche Faszination, die von den außerirdischen Rettern ausgeht.

Die entsprechenden Sex-Szenen sind zwar deutlich, aber im Rahmen – zumal sie nur relativ sparsam in die Handlung eingestreut sind. Beherrscht wird das Buch durch den sehr nett zu lesenden saloppen Tonfall der Erzählerin, die voller Drive und Selbstironie ihre Geschichte berichtet. Das erinnert von der Art der Erzählung her ein wenig an die Bestseller-Romane um Betsy Taylor, geht aber inhaltlich ganz eigene, andere Wege.

Amüsant und kurzweilig zu lesende Mischung aus Urban Fantasy und Romance Fantasy. das die Fans des Sub-Genres ohne großen Tiefgang aber spannend zu unterhalten weiß.