Rob Thurman: Mondgeister – Cal & Niko 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 11. September 2011 10:35
Rob Thurman
Mondgeister
Cal & Niko 2
(Nightlife, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Barbara Röhl
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung eines Motivs von Chris McGrath
Piper, 2011, Taschenbuch, 412 Seiten, 9,95 EUR, 978-3-492-26735-9
Von Irene Salzmann
Die Halbbrüder Cal und Niko Leandroas sind einstweilen sesshaft geworden und haben Freunde gefunden, die ihnen beistehen, wenn wieder einmal dämonische Kreaturen Jagd auf sie machen, denn Cal ist ein Hybride – halb Mensch, halb Auphe – und scheint in den Plänen ihrer Gegner eine wichtige Rolle zu spielen.
Allerdings sind die beiden durch die feste Bleibe und ihre Helfer auch verletzlicher geworden, zumal nicht alle so wehrhaft und gerissen wie die Vampirin Promise und der Puck Goodfellow sind. Prompt wird das hübsche Medium George entführt – ausgerechnet bevor Cal ihr sagen kann, was er für sie empfindet. Die Chance ist vertan, und vielleicht kommt sie nie wieder. Zusammen mit Niko, Promise und Goodfellow lässt er sich mit einer Bande Werwölfe ein, die etwas über Georges Verbleib wissen könnte. Diesen geht jedoch um weit mehr als den Sturz des gegenwärtigen Anführers, der selbst für einen Werwolf ein wahres Monster ist, und es kommt noch schlimmer...
Man muss „Nachtgeister“, den ersten Band der Serie um Cal & Niko, nicht gelesen haben, um in die Handlung des zweiten in sich abgeschlossenen Romans hineinzufinden, aber die Kenntnisse erleichtern die Lektüre. Als roter Faden hält die Frage, aus welchem Grund ein Auphe mit einer menschlichen Frau eine Hybride zeugte und was die Dämonen mit Cal vorhaben, die einzelnen Teile zusammen.
In den jeweiligen Büchern geht es um kleinere Konflikte mit klassischen Figuren der Fantasy und des Horrors, darunter Vampire, Werwölfe, Pucks, Trolle, Dämonen und andere mehr. Auch diesmal ist nicht alles so, wie es auf den ersten Blick hin scheint. Cal und Niko sollen für einen Werwolf die Kohlen aus dem Feuer holen, indem sie den Anführer ausschalten. Nachdem George zu einem unbekannten Zweck entführt wurde, eskaliert die Situation, und die Brüder stellen fest, dass der Hintergrund ein ganz anderer und ihr Auftraggeber nur ein Strohmann ist. Die Zeit rinnt ihnen davon…
…und wird dem Leser manchmal etwas lang, da die Geschehnisse aus Cals Sicht beleuchtet werden, der nicht mit Kommentaren, wie sie für einen aufmüpfigen Teenager typisch sind, spart, wobei er sich oft wiederholt und in Situationen kalauert, in denen Ernsthaftigkeit angebracht wäre. Um George zu befreien, ist er zu allem bereit, auch sich selbst zu opfern – und seine Kameraden stehen zu ihm, retten ihm mehr als nur einmal Kopf und Kragen.
Beim Lesen hat man oft das Gefühl, dass nicht eine Autorin sondern ein Autor hinter der Story steckt und ein eher männliches Publikum anzusprechen versucht, da das ‚Gefasel‘ der Hauptfigur und die gelegentlich recht blutigen Szenen – auch Cal und Niko foltern ihre Gefangenen, um Informationen zu erhalten, wodurch sie an Sympathiepunkten einbüßen – nicht unbedingt den Nerv der Leserinnen treffen, die sich stattdessen sicher ein wenig mehr Romantik erhofft hätten. Diese hat jedoch nur einen geringen Anteil an dem Gesamten und wird nicht weiter ausgeführt: die Beziehung von Niko und Promise, das Katz‘ und Maus-Spiel von Cal und George. Dafür sind die amourösen, unerfüllten Ambitionen von Goodfellow schon so etwas wie ein Running Gag, der sich zunehmend abnutzt.
Alles in allem bietet „Mondgeister“ eine Menge Action und Spannung, aber auch sehr viel Gerede und nicht immer treffenden Humor. Die Charaktere wahren eine gewisse Distanz zum Leser, teils weil sie sich nicht weiter entwickeln, teils wegen ihres brutalen Vorgehens. Eingefleischte Horror-Fans dürften an der Serie mehr Spaß haben als die von romantischen Vampiren verwöhnten Leserinnen.