100% Marvel 56: Wolverine: Waffe X – Die Zukunft stirbt heute (Comic)

Jason Aaron
100% Marvel 56
Wolverine: Waffe X – Die Zukunft stirbt heute
(Wolverine: Weapon X 11 – 16, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Ron Garney
Zeichnungen von Ron Garney, Davide Gianfelice, Jason Keith, Matt Milla, Dave McCaig
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Eine Armee Cyborgs – die Deathlocks – kommt aus der Zukunft, um alle Personen zu eliminieren, die eine Bedrohung für ihre Ära darstellen. Eine junge Frau namens Miranda Bayer, die seit einer geraumen Weile erschreckende Visionen hat, warnt Wolverine, dass das Schicksal der Erde besiegelt ist, wenn es nicht gelingt, den Tod von Captain America zu verhindern.

Aber welcher ist die Schlüsselfigur? Der einstige Sidekick Bucky, der nun das Kostüm trägt, oder dessen ursprünglicher Besitzer, der kürzlich aus der Vergangenheit zurückkehrte? Wolverine nimmt Mirandas Worte ernst und kämpft schon bald Seite an Seite mit beiden Captain Americas und anderen Helden, die zwar nicht verstehen, was los ist, aber die Deathlocks aufhalten wollen. Das Eingreifen beider Gruppen hat schwerwiegende Folgen…

Wolverine trauert um seinen Freund Nightcrawler, der im Kampf um die Zukunft der Mutanten gefallen ist. Während Wolverine den letzten Willen des Verstorbenen erfüllt, erinnert er sich an so Manches…

„100% Marvel“ 56 offeriert mit „Wolverine: Waffe X – Die Zukunft stirbt heute“ zwei voneinander unabhängige, in sich abgeschlossenes Abenteuer. Das eine spielt in zwei Zeitebenen: In der Gegenwart versuchen die sogenannten Deathlocks die Zukunft des Konzerns zu sichern, der sie schuf und der dank ihrer Hilfe die Welt beherrscht. Zu diesem Zweck töten sie alle Personen, die der Entwicklung eine andere Richtung geben könnten. Jahrzehnte später kämpfen jene, die noch am Leben sind, gegen die Deathlocks und Roxxon und bemühen sich, durch geringfügige Manipulationen der Vergangenheit für eine bessere Zukunft zu sorgen.

Storys, die Zeitreisen thematisieren, sind immer eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits faszinieren sie durch den Blick auf eine mögliche Zukunft, auf der anderen Seite sind sie anfällig für logische Fehler und Paradoxa. Leider schaffen es die Autoren nicht, diese zu vermeiden oder wenigstens aufzulösen. Die Zukunft wird weder ausgelöscht noch verändert, obwohl die Helden der Gegenwart durchaus etwas bewirken. Der Kreis schließt sich nur scheinbar, denn einige Fragen bleiben offen, und die Geschichte endet ohne große Überraschungen. Am besten zerbricht man sich nicht den Kopf über das Paradoxon und genießt, sofern man ein Fan von Action und Splatter ist, Wolverine bei dem, was er am besten kann: snikt! Ihm zur Seite stehen Spider-Man, Spider-Woman, The Thing, Powerman, Iron Fist und andere.

In der letzten Episode arbeitet Wolverine den Verlust seines Freundes Nightcrawler auf. Beide Männer waren in vielen Dingen gegensätzlicher Meinung und doch kamen sie bestens miteinander aus. Während sich Wolverine als Killer sieht und tut, was notwendig ist, war Nightcrawler ein gläubiger Christ, der Gewalt verabscheute und sich um das Seelenheil seines Kameraden sorgte. Er erteilt Wolverine noch nach seinem Tod eine Lektion.

Ein Autor und zwei Penciler waren hier am Werk, und der Kontrast zwischen Ron Garney und Davide Gianfelice fällt ziemlich ins Auge. Während der eine eher realistisch-idealistisch zeichnet, arbeitet der andere mit starkem, kantigem Strich, was seine Charaktere fast wie Karikaturen aussehen lässt. Insgesamt wurde Wolverine von anderen Künstlern schon schöner umgesetzt.

Die Stärke des Bandes ist, dass man ihn gut lesen kann, ohne dass man vorherige oder nachfolgende Teile kaufen muss und man erst durch Action, dann durch eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, unterhalten wird. Quereinsteiger und Gelegenheitsleser fassen problemlos Fuß. Treue Wolverine-Fans vergleichen natürlich mit anderen Abenteuern, und wer die Handlung hinterfragt, stolpert zwangsläufig über die Paradoxa und ungelösten Probleme. Trotzdem wird man das Paperback in der Sammlung nicht missen wollen. Wer wählerisch ist, sollte ein wenig in dem Comic blättern, um sich selber ein Bild zu machen, denn es gibt bessere Wolverine-Abenteuer.