Kai Meyer – Das Wolkenvolk: Himmelsberge – Lanze und Licht 4 (Comic)

Kai Meyer
Das Wolkenvolk: Himmelsberge
Lanze und Licht 4
Textadaption: Yann Krehl
Zeichnungen: Ralf Schlüter
Splitter, 2011, Hardcover, 72 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-868669-068-2

Von Frank Drehmel

Nachdem sie gefangengenommen wurden (vgl. Band 3, „Drachenfriedhof“), werden Whisperwind und Feiqing auf das Luftschiff des Gildenmeisters der geheimen Händler verfrachtet, jenem Volk von Eulenmenschen, dem auch der in seinem Akrobaten-Kostüm gefangene Verbannte angehört.

Obwohl die Händler Feiqing als Verbrecher verstoßen haben, nimmt man die beiden Gefangenen vergleichsweise höflich und freundlich auf, tritt in einen regen Informationsaustausch, in dessen Verlauf Whisperwind und ihr Freund auch das Ziel ihrer Wächter erfahren. Die geheimen Händler suchen die zu früh aus ihrem sechshundertjährigen Schlaf erwachten Riesen, um von ihnen, die zumindest Teile der Weisheit eines Weltenschöpfers besitzen sollen, mehr über den Aether und die Xian zu erfahren.

Unterdessen sucht Nugua weiterhin nach den Drachen, da sie die einzigen Wesen sind, die das sich ausbreitende Übel auf ihrer Brust, mit dem sie Lotusklaue während ihres Kampfes infizierte und das sie irgendwann töten wird, zu heilen.

Prinzessin Alessia versucht derweil innerhalb der Wolkenstadt, ihr Volk und insbesondere den Fürsten, ihren Vater, vor den Intrigen und dem Verrat des Schattendeuters Capri zu warnen, gerät dabei jedoch in tödlich Gefahr, als sich seltsame, monströse Wesen in die Stadt einschleichen und Jagd auf das Mädchen machen.

Niccolo hingegen befindet sich auf der Suche nach Mondkind, die er schließlich als zu Tode verwundete Gefangene Guo Laos, des letzten der Xian, findet, welcher das Mädchen, das ihn ihm Auftrag des Aethers töten sollte, besiegen konnte. Mit einigem Verhandlungsgeschick gelingt es dem Jungen, dem Xian das Versprechen abzuringen, dass er sie ziehen lassen werde, wenn Mondkind ihm Gewissheit über das Schicksal Lis gibt und Niccolo ihm das Vermächtnis Tieguais übereignet. Zunächst sieht es auch so aus, als würde Guo Lao seinen Schwur halten, doch Mondkind ist viel zu gefährlich, als dass er sie am Leben lassen könnte.

Auf der künstlerischen Seite entwickelt sich die Serie zu einer wahren Wundertüte. Auch diesmal sind im Artwork signifikante Änderungen zum Vorgängerband vor allem im Bereich der Koloration erkennbar: zeichnete sich das dritte Album durch eine wischiwaschiweiche Farbgebung und blasse Farben aus, so bedienen sich die Digikore-Leute diesmal einer deutliche kräftigeren, intensiveren Koloration und verzichten weitgehend auf enervierendes Weichzeichnen und allzu softe Farbverläufe. Dadurch wirkt das Artwork zwar deutlich rauer, aber auch ausdrucksstärker und dynamischer. Zu diesem Eindruck trägt auch der grafische Zeichenduktus bei, der sich mit seinen harten Konturen von dem deutlich zarteren Erscheinungsbild des ersten Zyklus endgültig verabschiedet zu haben scheint. Um die Rauheit des Artworks quasi handfest zu unterfüttern hat man sich verlagsseitig zudem für deutliches matteres Papier als in den ersten drei Alben entschieden.

Handlungsseitig ist zumindest gegenüber Band 3 eine deutliche Steigerung spürbar. Zwar gehört der Handlungsbogen um Alessia nach wie vor in die Kategorie „nervtötend & überflüssig“, scheint sein primärer Zweck doch im Anbieten einer Identifikationsfigur für Abenteuer suchende Mädchen zu bestehen, aber immerhin geht es in den übrigen drei Handlungssträngen, von denen der um Nugua rein vom Umfang her bedauerlicherweise deutlich „hinten runter fällt“, nicht nur merklich voran, sondern die Niccolo-Mondkind-Schmonzette erreicht auch ein erträgliches Niveau, während gleichzeitig die Beziehung zwischen Whisperwind und Feiqing an Intensität und Tiefe gewinnt.

Fazit: Das kraftvolle und ausdrucksstarke Artwork sowie die action- und faktendominierte Story machen trotz einiger kleinerer Schwächen das vierte Album zu einer Empfehlung für Freunde östlich angehauchter Fantasy.