Ulrike Schweikert: Das Herz der Nacht (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 26. August 2011 09:03

Ulrike Schweikert
Das Herz der Nacht
Titelgestaltung von HildenDesign unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock
Vignette von Eva Widermann
Lyx, 2009, Hardcover, 472 Seiten (plus 6 Seiten Leseprobe aus Ulrike Schweikerts „Feuer der Rache“), 19,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8223-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Wien, 19. Jahrhundert: Die Truppen Napoleons haben sich geschlagen zurückgezogen, und die Reichen, Mächtigen und Schönen feiern wieder ausgelassen Bälle. Auf diesen ist der attraktive András Petru Báthory, der sich erst vor kurzem in einem herrschaftlichen Anwesen niederließ, ein gern gesehener Gast.
Durch die Fürstin Therese Kinsky, die ihm ihr Leben verdankt, lernt er einflussreiche Personen kennen – und die begabte Pianistin Karoline Wallberg. Als er feststellt, dass sie hinter den Erfolgen steht, die ihr Bruder feiert, bittet er sie, ihn zu unterrichten. Für die ledige Mutter eröffnen sich dadurch völlig neue Perspektiven.
András ist Karoline, ihrer blinden Tochter Sophie, die ihn als einzige durchschaut, und auch Therese sehr zugetan. Als plötzlich eine Mordserie Wien erschüttert und auch er selbst angegriffen wird, beginnt er, um die Menschen zu fürchten, die ihm am Herzen liegen. Zwar ist er ein Vampir und gerät zunehmend unter Verdacht, doch der wahre Täter ist ein anderer, der hinter András her ist. Dieser muss schon bald einen tragischen Verlust verkraften…
Von Ulrike Schweikert sind in den letzten Jahren mehrere historische und Fantasy-Romane erschienen. Den Freunden der Phantastik ist sie jedoch vor allem durch ihre Vampir-Bücher bekannt, die „Erben der Nacht“- und die „Peter von Borgo“-Reihe (fünf Bände bei cbt beziehungsweise zwei bei Lyx). Man kann sagen, dass „Das Herz der Nacht“ die Brücke zwischen beiden Serien schlägt, denn Wien und Hamburg sind stets wichtige Schauplätze, und es gibt noch einige Gemeinsamkeiten mehr. Auf diese einzugehen, würde jedoch den Überraschungsmoment kosten. Wie man es von der Autorin gewohnt ist, wartet sie mit sehr detailtreuen Schilderungen der Lokalitäten, die sie selber besuchte, und des Milieus auf. Obwohl der Vampir András die Hauptfigur ist, haben auch andere Charaktere wesentliche Handlungsanteile und bringen Themen ins Spiel, die heute noch beschäftigen, insbesondere die Rolle der Frau.
Die gebildete Therese wird von ihrem Mann gedemütigt, betrogen und misshandelt, sodass es nicht wundert, dass sie sich András zuwendet, der sie liebt, sich von ihr nährt und sie retten möchte. Das Schicksal von Karoline kann er tatsächlich verbessern, indem er sie als Klavierlehrerin engagiert, teils durch die finanzielle Unterstützung, teils dadurch, dass er ihr Talent anerkennt – für eine Frau war es nicht schicklich, in der Öffentlichkeit aufzutreten, sodass ihr Bruder ihre Kompositionen als die seinen ausgab und vortrug – und kein Aufhebens darum macht, dass sie ein Kind hat, ohne verheiratet zu sein. Er bringt Licht in den dunklen Alltag von Karoline und Sophie. Allerdings holt die Vergangenheit András ein, und er kann sein unerwartetes Glück nicht festhalten. Es beginnt ein Katz‘ und Maus-Spiel zwischen ihm und dem unbekannten Vampir, der eine offene Rechnung mit ihm begleichen will und gezielt die Menschen bedroht, die András liebt und von denen er trotz seiner Natur jeglichen Schaden fernhalten will. Die Tragödie nimmt schließlich ihren Lauf, und der Vampir muss die Konsequenzen ziehen, doch der Jäger bleibt ihm auf der Spur.
Obwohl es zum Showdown kommt und das Buch in sich abgeschlossen wirkt, hat man das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Also heißt es: geduldig warten!
Schätzt man spannende Horror- beziehungsweise Vampir-Romane, die mit einem reizvollen Setting und atmosphärischen Milieu-Beschreibungen überzeugen, sich entwickelnde Charaktere und nur so viel Romantik und Blut wie unbedingt nötig bieten, wird man von Ulrike Schweikerts Titeln bestens unterhalten und sollte auch bei „Das Herz der Nacht“ zugreifen.