Ilsa J. Bick: Brennendes Herz – Ashes 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 25. August 2011 11:26
Ilsa J. Bick
Brennendes Herz
Ashes 1
(Ashes)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Robert A. Weiß, Gerlinde Schermer-Rauwolf und Sonja Schuhmacher
Titelillustration von Hanna Hörl
Ink, 2011, Hardcover, 502 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-86396-005-6 (auch als eBook erhältlich)
Von Carsten Kuhr
Romane über Endzeit-Szenarien sind en vogue. Zombies, entvölkerte Landstriche und der alltägliche Kampf ums nackte Überleben stehen seit einiger Zeit wieder hoch im Kurs der Leser. So ist es kein Wunder, dass auch der neu von Egmont ins Rennen geschickte Jugendbuch-Ableger Ink sich der düsteren Zukunftsversion annimmt und im ersten Programm einen entsprechenden Band ins Rennen schickt.
Alex ist 17 Jahre alt, und vom Schicksal mehr als gebeutelt. Ihre Eltern starben bei einem Unfall, sie selbst hat einen unheilbaren Gehirntumor und genug von der Chemo und dem Leiden. Sie hat ihre Entscheidung getroffen – statt sich weiter die Seele aus dem Leib zu kotzen und auf ein Wunder, das doch nie eintritt, zu hoffen, will sie ihr Leben lieber in Ruhe und Würde beenden. Bevor es dafür zu spät ist, will sie noch einmal die majestätische Einsamkeit der Natur des Gebirges in sich aufnehmen, ehe sie dann ihr Leben im Krankenbett beenden wird.
Auf ihrem einsamen Treck abseits der gängigen Routen der Hiker trifft sie auf die ach-jährige Ellie und deren Großvater Jack. Am Lagerfeuer sitzend überfällt die Drei dann eine mysteriöse Druckwelle. Danach funktioniert kein elektronisches Gerät mehr – auch der Herzschrittmacher Jacks setzt dessen Leben ein abruptes Ende –, die Tiere spielen verrückt, der Mond färbt sich erst blau, dann grün und auch die Menschen wurden von dem Blitz, wie Alex die Welle nennt, verändert. Während sich die meisten Jugendlichen in mordlüsterne Kannibalen verwandelt haben, versuchen die Erwachsenen schlicht zu überleben – koste es, was es wolle. Auf ihrer Flucht in Richtung Zivilisation stoßen die beiden Mädchen auf den ehemaligen Soldaten Tom, der sie zunächst unterstützt. Als er verletzt wird, macht sich die durch den Blitz von ihren Tumor genesene Alex auf, Hilfe zu suchen. Doch als sie zurückkehrt fehlt von Tom jede Spur…
„Brennendes Herz“ weist als Buchtitel auf eine Romanze hin. Wer mit entsprechenden Erwartungen an den Roman geht, der wird tief enttäuscht sein. Zwar zeichnet sich ein zartes Pflänzchen einer eventuell zukünftigen Liebe am Horizont ab, das Buch aber spielt ganz klar in einer anderen Liga. Geboten wird ein Endzeit-Szenario mit Horror- ja Splattereffekten, das für die Zielgruppe von 14 bis 17 Jahren harten Tobak bereithält. Ausgehend von den sehr überzeugend beschriebenen Figuren eröffnet sich dem Leser das Bild einer Zivilisation, die schnell alle Errungenschaften über Bord wirft. Es geht schlicht darum zu überleben, koste es, was es wolle. Da wird betrogen, gestohlen, verfolgt und gemordet, da fällt die dünne Patina von Mitgefühl und Zusammenhalt.
Geschickt zeichnet die Autorin, die als ehemalige Soldatin im Dienste der USA weiß von was sie schreibt, ein erschreckend düsteres, realistisch wirkendes Bild einer Welt, die ihre Menschlichkeit verliert. Die Gefühle, die unsere Protagonisten, alle voran Alex, bewegen, die Angst, Hilflosigkeit, Unsicherheit und Verzweiflung, aber auch der Mut mit der sie versuchen, sich der neuen Situation anzupassen, sind sehr gelungen ausgeführt. Schon zu Beginn zeichnet sich ab, dass der Roman anders ist, als die sonst so austauschbaren Titel. Ein leidendes Mädchen in den Mittelpunkt zu stellen, das von ihrem Martyrium gezeichnet ist, das ihren Geruchs- und Geschmackssinn durch den Tumor verloren hat, von der Behandlung gezeichnet ist, fordert nicht nur viel Einfühlungsvermögen, sondern auch eine gehörige Portion Mut – sowohl von der Autorin, als auch vom Leser. Das ist anders, oft brutal und erschreckend aber auch intensiv und wirklichkeitsnah. Dazu gesellt sich dann die Endzeithandlung. Natürlich hat man Vergleichbares in so manchen Filmen und Büchern gesehen und gelesen. Dennoch gelingt es der Autorin, ihre Leser mit der Erzählung und den Schicksalen ihrer Gestalten zu packen und bis zum Cliffhanger-Finale fest an die Hand zu nehmen.
Ein Buch, das was die Beschreibung der Horror-Szenen anbelangt sicherlich an die Grenze dessen geht, was für die Zielgruppe geeignet ist, das von seinen vielschichtigen Gestalten lebt und spannend zu unterhalten weiß.