Supernatural 1: Der verlorene Sohn (Comic)

Peter Johnson, Rebecca Dessertine, Eric Kripke
Supernatural 1
Der verlorene Sohn
(Supernatural: Rising Son, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Zeichnungen von Diego Olmos, Dan Hipp
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-386607-988-5

Von Frank Drehmel

Fans, die jenseits von vampirischer Emo-Erotik und -Gefühlsduselei gefälligen, humorvollen Mystery-Horror suchen, machen in unserer spaßfreien „Twilight“-Zeit regelmäßig dicke Backen, denn – seien wir mal ehrlich – seit „Buffy“ und „Angel“ ist dieses besondere Genre faktisch so tot, dass eine TV-Show wie „Supernatural“ regelrecht ein Labsal für die Seelen der nach Unterhaltung Hungernden darstellt. Seien wir noch ein Stückchen ehrlicher: 23 Folgen pro TV-Staffel sind für einen echten Mystery-Junkie selbstredend viel zu wenig, als dass es auf Dauer befriedigt; Romane und Comics sind daher ein Muss.

Dieses erste Comic-Tradepaperback nun führt den Leser in das Jahr 1990 zurück: John Winchester zieht nach dem gewaltsamen Tod seiner Frau Mary, die einem unbekannten Dämon zum Opfer fiel, mit seinen beiden kleinen Söhnen Dean und Sam auf der Suche nach Rache ruhelos durch ein Amerika, in dem bösartige Mächte allerorten die Menschen aus dem Verborgenen heraus drangsalieren und in dem sich Männer – Jäger – wie er, dem Kampf gegen diese Ungeheuer und Schrecken verschrieben haben.

Während John sich nach einem sicheren Ort für sich und seine beiden Söhne sehnt, jedoch, egal wo hin er kommt und wie freundlich die Leute auf den ersten Blick auch wirken, ein ums andere Mal auf Dämonen trifft, wächst Dean allmählich selbst in die Jagd hinein und zum Jäger heran. Lediglich Sam wirkt zunächst relativ unbelastet, da er noch zu klein ist, um die Tragik und das Grauen zu begreifen, das die Winchesters an jeder Ecke erwartet.

Doch als auch fremde Jäger beginnen, Sam zu jagen, weil sie ihn für die Inkarnation des Bösen halten, können Dean und John nicht länger die Illusion von Normalität aufrecht erhalten.

Von der Dramaturgie her erinnert „Der verlorene Sohn“ deutlich an das TV-Show-Konzept, das – zumindest zu Beginn der Serie – „Monster of the Week“-Episoden nur lose durch einen roten Faden verbindet. Auch im Comic stehen Begegnungen mit unterschiedlichen Widersachern im Mittelpunkt der Erzählung, wobei das Zusammenhaltende zum einen ein gewisser Road-Movie-Ansatz ist und zum anderen die Frage nach Sams vermeintlicher Bestimmung. Alles in allem sind die einzelnen Abschnitte der Reise der drei Winchesters dynamisch und spannend inszeniert, auch wenn ihnen eine gewisse Vorhersehbarkeit nicht abgesprochen werden kann und die Figuren letztlich nicht allzu tief ausgearbeitet sind. Immerhin machen die Heldenhaftigkeit und Kompromisslosigkeit, mit der er seine Kinder beschützt, John Winchester zu einer sympathischeren Figur als in der zugrunde liegenden TV-Show.

Das zeichnerisch leicht kantige Artwork überzeugt eher durch seine Dynamik sowohl in der Linien- und Blickführung als auch in den Hell-Dunkel-Kontrasten, als durch einen extrem hohen Detailreichtum.

Fazit: Die Werbung auf dem Backcover verspricht nicht zu viel: „Die perfekte Ergänzung zur TV-Kultserie!“ Für Fans der Serie ein Must Have.