Owen, Joanne: König der Marionetten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Dezember 2009 00:00
Joanne Owen
König der Marionetten
(Puppet Master)
Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Abedi
Titelillustration von Maria-Franziska Löhr
Innenillustration von Mutt Ink
Loewe, 2009, Hardcover, 210 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-7855-6825-5
Von Carsten Kuhr
Prag, die prunkvolle Stadt an der Moldau, im Jahre des Herren 1898. Milena, die Tochter des viel zu früh verstorbenen Marionettenspielers der Stadt, steht einmal mehr vor dem geschlossenen Theater ihres Vaters. Ein Tag hat damals ausgereicht, ihr glückliches und behütetes Leben aus der Bahn zu werfen.
Der Unfall ihres Vaters, das anschließende Verschwinden ihrer Mutter, lässt die Kleine aber nicht ganz alleine zurück. Zwar ist ihr fürderhin die faszinierende Welt der Puppen und ihrer Spieler verwehrt, doch ihre Baba, aber auch die beiden Schwestern ihrer Mutter, kümmern sich aufopfernd um die Waise. Dass sie auch nach Jahren den Verlust ihrer Mutter nicht akzeptieren will, macht ihrer Baba, die um die besonderen Gaben, die Milena von ihren Vorfahren geerbt hat, Sorgen. Wird es für das Mädchen nicht zu viel, auch noch die prophetische Gabe ihrer Mutter zu erben? Als ein Wandertheater in der Stadt gastiert, ein dubioser Marionettenmeister sie in die Vorstellung einlädt, muss sich erweisen, ob und wie Milena ihr Glück in die eigenen Hände nehmen kann …
Was ist dies für ein fulminantes Buch, das der Loewe Verlag da vorlegt! Schon das Gewicht des eigentlich schmalen Bändchens weist darauf hin, dass der Leser etwas Besonderes in Händen hält.
Dickes Kunstdruckpapier, fast auf jeder Seite kongeniale Illustrationen zum Text, dazu Glossar und Nachwort, Rezepte und Geschichten in der Geschichte, es ist eine wahre Pracht, das Buch durchzublättern. Hier merkt man dem Band an, mit wieviel Liebe und Sorgfalt die Macher im Verlag das Projekt begleitet haben.
Damit nicht genug, verzaubert der Inhalt seine Leser im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere junge Erzählerin nimmt uns mit ihrem Mut, mit dem sie ihr schweres Schicksal akzeptiert, gefangen, die bedrückend, gleichzeitig aber auch faszinierende Kulisse des alten Prag trägt weiter dazu bei, dass man förmlich in das Buch hineingezogen wird.
Das ist weit von den gängigen Fantasy-Epen entfernt, das erinnert an Märchen und Sagen, verzaubert den Leser und berührt ihn innerlich.
So sollten Bücher öfter sein, allen Marktgepflogenheiten zum Trotz, mit Liebe im Detail gemacht für Leser, die das Träumen nicht verlernt haben.