God of War 1 (Comic)

God of War 1
(God of War 1 – 6)
Autor: Marv Wolfman
Artwork: Andrea Sorrentino
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-007-6

Von Frank Drehmel

Die "God of War"-Spiele, welche die SCE Studios Santa Monica für die Play Station 2 und 3 entwickelten, gehören nicht ohne Grund seit nunmehr rund sechs Jahren zu den erfolgreichsten Hack & Slay Adventures zweier Konsolen-Generationen: neben dem reinen Gameplay und der Grafik ist es der besondere mythologisch-historische Hintergrund, der die Spiele zu einer Genre-Referenz an sich macht, ein Hintergrund, der sich für eine Adaption in Roman und Comic geradezu aufdrängt.

Nachdem der Roman zum Spiel, für den Matthew Stover und Robert E. Vardeman zwar verantwortlich zeichneten, für den sie jedoch erstaunlicherweise straffrei blieben, in der Reihe der unsäglichsten Machwerke auf dem großen Markt der Game-Novelizationen einen der vorderen Plätze belegt, wollte im Hinblick auf das Comic zumindest bei mir keine allzu große Vorfreude aufkommen. Und in der Tat hinterlässt das Tradepaperback einen ambivalenten Eindruck.

Marv Wolfmans Story ist es nicht wert, mit irgendeiner Pfeife auch nur flüchtig in Kontakt zu kommen: der Spartaner Kratos, der Ares erschlug und so zum neuen Kriegsgott des griechischen Pantheons avancierte, versucht zum zweiten Mal in seinem Leben, dem göttlichen Äskulap das Ambrosia abzujagen, jenes Mittel, mit dem sowohl sämtliche Leiden geheilt werden, als auch der Tod selbst besiegen werden kann. Dabei muss sich Kratos nicht durch eine Heerschar mythischer, monströser und menschlicher Feinde metzeln, schlachten und morden, sondern schweift in seinen Gedanken immer wieder in eine Zeit ab, in der er als Sterblicher zum Spielball der Götter in einem perfiden Wettstreit wurde.

So weit, so vorhersehbar und uninspiriert. Charaktertiefe und -schärfe, überraschende Wendungen oder Dialoge jenseits pathetischen Gestammels sind offenkundig nicht das Anliegen des Autors und die Stärke des Comics. Es ist das Artwork Andrea Sorrentinos, dessen kraftvoller Stil den Leser von der ersten Seite in seinen Bann zieht. Grundlage zahlreicher Bilder sind Fotos, die er verfremdet, indem er sie zu Collagen montiert, sie mit seltsamen Texturen unterlegt, ihnen expressive Farben und farbliche Akzente verleiht und sie durch handgemalte Elemente ergänzt. Der Gesamteindruck des Artworks ist dunkel und düster, hochdynamisch und voll archaischer Kraft, wobei insbesondere die Visualisierung der Götter aber auch der mythologischen Figuren schlichtweg mitreißend ist.

Alleine Sorrentinos grandioses Artwork macht dieses Tradepaperback selbst für jene Dark-Fantasy-Freunde genießbar, die mit der Story aufgrund der inhaltlichen Leere – aber auch der nicht immer problemlos nachvollziehbaren Wechsel der Handlungsebenen – wenig bis gar nichts anfangen können.

Fazit: Wie schon für die Comic-Adaption des Action-Reißers „Dante's Inferno“ gilt auch für „God of War“: Story pfui, Artwork hui! Wem kraftvolle, ausdrucksstarke und düstere Bilder genug sind, der kann bedenkenlos zugreifen.