Tessa Gratton: Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut – Blood Magic 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Juli 2011 19:51
Tessa Gratton
Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut
Blood Magic 1
(Blood Magic)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Anne Brauner
cbj, 2011, Hardcover, 448 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-570-15286-7 (auch als eBook erhältlich)
Von Irene Salzmann
Die Eltern von Reese und Silla kamen auf grausame Weise ums Leben. Man munkelt, der Vater sei verrückt geworden und habe erst seine Frau, dann sich selbst erschossen. Die Geschwister wollen diese Version nicht glauben und ziehen sich in ihrer Trauer von all ihren Freunden zurück. Als ein geheimnisvoller Mann, der sich nur ‚der Diakon‘ nennt, Silla das Zauberbuch, das ihrem Vater gehörte, zuspielt, entdeckt sie die Magie und kann schließlich auch Reese dazu bewegen, sich an ihren Experimenten zu beteiligen.
Dabei werden sie von Nick beobachtet, der kürzlich mit seinen Eltern ins Nachbarhaus, das dem verstorbenen Großvater gehört hatte, zog. Nick und Silla verlieben sich sofort ineinander, und ihretwegen beginnt der Junge die Magie zu bejahen, die er hatte vergessen wollen, da sie mit düsteren Erinnerungen an seine leibliche Mutter verbunden ist, die pikanterweise einst mit dem Vater der Geschwister zusammen war.
Schon bald stellen die Teenager fest, dass sie nicht die einzigen Magier sind: Jemand macht sich am Grab von Reeses und Sillas Eltern zu schaffen, um das Haus herum finden sie magische Spuren, sie werden von Vögeln attackiert, in den Körper von Sillas Freundin Wendy fährt die gefährliche Gegnerin und droht den Teenagern, von denen sie etwas ganz Bestimmtes will…
Nach den Vampiren und Werwölfen hat man nun auch die anderen Spezies der phantastischen Genres für mehr oder minder gefährliche Abenteuer und romantische Verwicklungen (wieder-) entdeckt, die altersgerecht aufbereitet werden. In „Blood Magic“ stehen drei Teenager im Mittelpunkt der Geschehnisse, die – wie der Titel vorwegnimmt – die Magie im Blut haben und dieses bei ihren Beschwörungen einsetzen.
Durch ‚den Diakon‘, der als Person keinen einzigen Auftritt hat, jedoch zeitweilig als Deus ex Machina wirkt, wird der Stein ins Rollen gebracht. Erst Silla und Reese, später auch Nick entdecken und akzeptieren ihr Erbe. Zunächst ist die Magie nur eine faszinierende Spielerei, doch dann wird sie zum Schlüssel zur Vergangenheit und dem einzigen Mittel, eine wahnsinnige Magierin, die über Leichen geht, zu bekämpfen.
Das Zauberbuch und später auch das Tagebuch des Vaters der Geschwister – die Einträge der verschiedenen Schreiber sind durch unterschiedliche Schrifttypen kenntlich gemacht – bringen immer weitere Puzzleteile ins Spiel, bis sich daraus das Gesamtbild ergibt, welches auch Nick mit einbezieht. Als Leser rätselt man mit den Teenagern, was sich vor Jahren abspielte, was wirklich mit ihren Eltern passierte und hinter welchem Alias sich die Feindin verbirgt, denn es gibt auch falsche Fährten.
Fasziniert beobachtet man, wie aus dem Spiel tödlicher Ernst wird – und nicht alle Protagonisten überstehen unbeschadet die Auseinandersetzung. Parallel dazu entwickelt sich eine komplizierte Romanze, die auf unnötiges Hin und Her verzichtet, um die eigentliche Handlung nicht aufzuweichen.
Junge Leser und vor allem Leserinnen können sich leicht in Silla und Nick hineinversetzen, da sie als sympathische Außenseiter geschildert werden, ganz nachvollziehbare Probleme haben in der Schule, mit der Familie etc. Die Geschehnisse werden im Wechsel aus ihrer Sicht erzählt, und hier kommen leider gelegentlich Längen auf, da manche Nebensächlichkeiten zu ausführlich beleuchtet werden, um den Rhythmus beizubehalten und die kleinen und größeren Höhepunkte noch ein wenig hinauszuzögern.
Alles in allem ist „Weiß wie Mondlicht, rot wie Blut“ jedoch ein sehr unterhaltsamer, spannender All-Age-Roman, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber Abwechslung nach all den Vampiren, Werwesen, Engeln usw. bietet, ohne Harry Potter & Co. zu kopieren. Sucht man nach einer phantastischen Lektüre für die Urlaubszeit, wird man von diesem Titel nicht enttäuscht!