Gena Showalter: Unsterblich verliebt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 12. Juli 2011 22:42

Gena Showalter
Unsterblich verliebt
(Intertwined, 2009)
Übersetzung aus dem Englischen von Peer Mavek
Titelbildgestaltung von pecher und soiron
Mira, 2011, Taschenbuch, 348 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-389941-872-9 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Der deutsche Leser kennt Gena Showalter durch ihre Serie um „Die Herren der Unterwelt“. Ähnlich magisch macht sie nun in ihren Geschichten um Aden und Mary-Ann weiter, auch wenn sich das erste von bisher fünf im Original erschienenen Bücher deutlich an ein jüngeres Publikum richtet, denn nicht nur die Protagonisten sind sehr jung, auch der Tenor der Geschichten ist mehr auf Teenager ausgerichtet.
Im Mittelpunkt von „Unsterblich verliebt“ steht der sechzehnjährige Aden, der, seit er denken kann, von einem Waisenhaus und/oder Pflegefamilie zur anderen weitergereicht wurde. Er gilt als unberechenbar, schizophren und gewalttätig, so dass man ihn unter Medikamente gestellt hat. Nun bekommt er eine letzte Chance in der Stadt Crossroads und auf der D&M-Ranch von Dan, einem ehemaligen Footballspieler, der „missratene“ Jugendliche auf den rechten Weg zu bringen versucht. Doch Aden ist alles andere als wahnsinnig und aggressiv. Niemand will ihm glauben, dass er vier andere Seelen in sich trägt, die keine Facetten seiner selbst sind, sondern tatsächlich die Geister von ehemaligen Menschen. Nur können sich die vier Stimmen in seinem Inneren nicht unbedingt an ihr früheres Leben erinnern. Außerdem besitzt jede Seele auch noch besondere Fähigkeiten oder Charakterzüge, die ihn zusätzlich in Schwierigkeiten bringen, wenn es ihnen gelingt, seinen Körper unter ihre Kontrolle zu bekommen. Julian kann beispielsweise Tote wieder zum Leben erwecken, Elijah in die Zukunft sehen, Caleb ist sehr sprunghaft und kann die Körper anderer durch Berührung kontrollieren, Eve schließlich vermag in die Vergangenheit zu gehen und ist zudem sehr stur.
Eines Tages begegnet er Mary Ann Gray. In ihrer Nähe sind die Seelen plötzlich still und verstummt, er ist zum ersten Mal frei von ihren Stimmen und ihren Wünschen. So sucht er ihre Nähe und Freundschaft. Dazu kommen im Verlauf der Zeit in Crossroads auch noch Victoria, die ihres Zeichens eine Vampirin ist, und Riley, ein Werwolf, der Aden zunächst als Rivale ansieht. Diese drei beginnen ihn zu unterstützen und dem Rätsel in seinem Inneren auf die Spur zu gehen. Zum ersten Mal ist er damit nicht alleine – ein neues Gefühl, das ganz anders ist als die üblichen Vorurteile und Demütigungen.
Ein junger Mann mit einem düsteren Geheimnis und einem traurigen Schicksal, ein Mädchen, das ihm helfen kann ... und eine Autorin, die nicht den offensichtlichen Weg und das vorherbestimmte Pärchen wählt – das sind die Zutaten, die „Unsterblich verliebt“ reizvoll machen.
Es ist schon interessant, wie sich Aden und Mary Ann aufeinander zu bewegen, aber auch erfrischend, dass sich zwischen ihnen wirklich eine Freundschaft entwickelt und die Liebe eher auf anderer Ebene funktioniert. Zwar gesteht die Autorin den Lesern gleich zwei Romanzen zu, wesentlich spannender aber sind die Einblicke in die Gefühlswelt der jungen Helden. So werden die Kapitel auch absichtlich aus der Sicht von Mary Ann und Aden erzählt, während man Victoria und Riley nur durch ihre Augen und Wahrnehmung kennenlernt.
Die Geschichte spielt zwar mit gängigen Außenseiter-Klischees – der Held bekommt es in dem neuen Heim mit hirnlosen Schlägern zu tun, die ihn in der Rangordnung zurechtstutzen wollen und leider auch unterschätzen, aber das ist nur eines der vielen Probleme, denen sich Aden stellen muss. Seine Entwicklung ist glaubwürdig dargestellt – sein Misstrauen schwindet nur langsam, genauso wie bei den anderen, die ebenfalls ihre Zeit brauchen, um ihn genauer kennenzulernen.
Alles in allem kommt durch die vielen eingeflochtenen Probleme und Geheimnisse niemals Langeweile auf, die einzelnen Themen werden geschickt und glaubwürdig miteinander verwoben. Die Geschichte ist flüssig geschrieben und unterhaltsam, wenn auch nicht unbedingt erwachsene Themen eine Rolle spielen. Einzig das Ende bleibt relativ offen, da zwar einige Fragen beantwortet, aber genug neue aufgeworfen werden.
„Unsterblich verliebt“ ist eine der paranormalen Romanzen, die dem ganzen Genre doch irgendwie immer noch neue Seiten abzugewinnen weiß. Wer auch einmal auf Lust und Leidenschaft verzichten kann, wird seinen Spaß an der ungewöhnlichen Geschichte um zwei übersinnlich begabte Teenager, eine Vampirin, einen Werwolf und das Schicksal haben, das sie mehr als gedacht miteinander verbinden wird.