Rainer Eisfeld: Abschied von Weltraumopern – Science Fiction als Zeitbild und Zeitkritik (Buch)

Rainer Eisfeld
Abschied von Weltraumopern – Science Fiction als Zeitbild und Zeitkritik, Kommentare aus 25 Jahren
Verlag Dieter von Reeken, 2011, Paperback, 160 Seiten, 17,50 EUR, ISBN 978-3-940679-47-5

Von Carsten Kuhr

Über die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte hat der emeritierte Professor für Politikwissenschaft an der Universität Osnabrück immer wieder, in unterschiedlichsten Publikationen zu aktuellen Entwicklungen in der Phantastischen Literatur Stellung genommen. Nachdem viele der Publikationen mittlerweile nicht mehr verfügbar sind, legt der Verlag Dieter von Reeken in seiner Sekundärwissenschaftlichen Sparte die Aufsätze und Expertisen in gesammelter Form vor.

Den Auftakt macht ein Aufsatz, den Jörg Weigand 1983 aus Anlass der Indizierung von Norman Spinrads „Der stählerne Traum“ verfasst hat. Mittlerweile, nach einem Rechtszug über drei Instanzen, wurde die damals ausgesprochene Indizierung aufgehoben, so dass man heute, angesichts um sich greifender ultra-rechter Pseudo-SF Pamphlete die zunehmend über den Leser hereinbrechen, über die Entscheidung der Prüfstelle nur verwundert den Kopf schütteln kann. Da stritten Beamte, Rechtsanwälte und Literaturprofessoren um die Zulässigkeit und das Vorliegen einer Hitler-Persiflage, während mittlerweile Fremdenfeindlichkeit und Verherrlichung des Dritten Reiches fast schon zum Alltagsbild eines Verlages zählen.

In einem weiteren Abschnitt des Buches beschäftigt sich der Essayist dann mit der dunklen Seite der Raumfahrt. Als Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora weiß der Autor, von was er hier schreibt. In eindringlichen Ausführungen, die mir zumindest neu waren, zeigt er auf, dass auch die hochgelobten Wissenschaftler die in Penemünde an der Entwicklung der V2 arbeiteten, ihre Forschung auf dem Rücken und dem Leben der Häftlingen aus den Konzentrationslagern aufbauten.

In weiteren Artikeln widmet sich der Autor dann unter anderem der verkannten Novelle „Expresszug nach Belsen“ von Fritz Leiber, beschäftigt sich mit Thea von Harbou und Fritz Leiber ebenso wie mit Werken Ray Bradburys und zeigt auf, dass die Zeit der spacigen Wild-West-Revolverhelden mit der Ein- und Umkehr zur Inner-Space abgelaufen war. Den Grenzen des Genres geht er bei fundierten Untersuchungen und Gedanken zu Werken aus der Feder Chad Olivers, A. E. van Vogts, Jack Williamsons und Carl Sagans auf den Grund.

All diese Artikel zeichnen sich durch profundes Fachwissen, einer wissenschaftliche Herangehensweise und einer lesbare Umsetzung aus. Das ist sicherlich nichts für den Gelegenheitsleser, dafür aber umso interessanter für all diejenigen, die sich eingehender mit der Science Fiction und ihrem Umfeld beschäftigen wollen. Hier bekommt man Denkanstöße, erfährt der Leser Neues und wird auf Texte hingewiesen, die einem in der Vielzahl der Publikationen vielleicht bislang entgangen sind.