Siebengestirn 1: Die gelbe Zone (Comic)

Siebengestirn 1
Die gelbe Zone
(Septentryon: La Calotte Jaune)
Text & Zeichnungen: André Houot
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-327-0

Von Frank Drehmel

Unter der Besuchergruppe, die vom Observatorium Nord aus ihren Blick über die verseuchte Wüste von Anteden schweifen lässt, welche ein Siebtel des Planeten umfasst und deren Betreten bei Todesstrafe verboten ist, befindet sich ein älterer; weißhaariger Mann.

Während der Führung bekommt dieser Mann nicht nur mit, wie ein alter Einheimischer, der gegen das totalitäre Regime des Planeten agitiert und dessen Enkel von der Polizei drangsaliert werden, sondern gerät unversehens selbst ins Visier der Staatsmacht, wird unmittelbar nach einer seltsamen Vision inhaftiert und findet sich nach einem Schnellverfahren in einem Folterkeller des Regimes wieder. Obgleich die Lage prekär, wenn nicht sogar aussichtslos erscheint, gelingt dem Weißhaarigen die Flucht, wobei er Unterstützung durch den Enkel des Alten erhält. Gemeinsam erreichen sie die verseuchte Wüste und schließen sich einer vorbeiziehenden Karawane von Wüstenbewohnern an. Fortan erweist sich Chronover – so der Name, den die Vagabunden dem Mann verleihen – als brillanter Taktiker und Kämpfer in der Auseinandersetzung mit den für ihn unbekannten Gefahren der Zone. Doch es sind nicht nur die Kampf-Fertigkeiten, die ihm die Aufmerksamkeit der Mächtigen der Wüste sichern, es ist das Geheimnis, das ihn umgibt.

Beginnen wir mit dem Artwork: in Bezug auf die Formensprache und Bildkomposition sowie die Darstellung kleiner, schraffurartiger Strukturen beziehungsweise Texturen erinnert Houots feiner Duktus zweifellos an Mœbius (alias Jean Giraud), den Grand Seigneur des französischen (Science-Fiction-) Comics. Ob man das nun bedauern sollte oder nicht, lasse ich dahingestellt, denn trotz aller grafischen Ähnlichkeiten hat Houot – unterstützt durch gleichermaßen farbenfrohe wie lichte und leichte Koloration Charrances – eine exotische, phantastische Welt in detailreiche, dynamische und abwechslungsreiche Bilder gebannt, von denen die Panoramen zwar am Beeindruckendsten sind, aber auch die kleinen Panels visuell spannend daherkommen.

Die Story selbst, die recht linear konstruiert ist, lebt sowohl von dem ungeklärten Geheimnis, das Chonover umgibt, sowie den daraus resultierenden Konflikten und Verwicklungen, bei denen sich letztlich noch nicht abschätzen lässt, worauf alles hinausläuft, als auch generell von ihren exotischen Wesen, Charakteren und Handlungsorten. Überhaupt strahlt die Geschichte in Dramaturgie wie Artwork eine Intensität und Atmosphäre aus, die die 48 Seiten so prall füllen, dass sie einem – im positiven Sinne – wie 96 Seiten vorkommen.

Fazit: Eine dichte, intensive, exotische und in grandiose Bilder gebannte „Science-Fiction“-Story, die dieses erste Album der „Siebengestirn“-Reihe zu einem echten Highlight und einer unbedingten Empfehlung für jeden SF-Fan machen.