Gruselkabinett 53: Die Herrenlose, William Hope Hodgson (Hörspiel)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. Mai 2011 21:13

Gruselkabinett 53
William Hope Hodgson & Mark Gruppe (Script)
Die Herrenlose
Sprecher: Friedrich Georg Beckhaus, Johannes Berenz, Antje von der Abe, Almut Eggert, u.a.
Musik: Andy Matern
Cover: Firuz Askin
Titania Medien, 2011, 1 CD, ca. 66 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4477-2
Von Christel Scheja
Die Geschichte „Die Herrenlose“ erschien erstmals 1912 und stammt aus der Feder des vielseitigen aber vor allem dem phantastischen Abenteuergenre verhafteten Autors William Hope Hodgson (1877-1918).
Aus gesundheitlichen Gründen will Dr. Dark einige Zeit in Seeluft verbringen. Da er allerdings nicht viele Ersparnisse hat, muss er auch arbeiten. Und so erweist es sich als Glücksfall, dass Kapitän Gannington von der „Bheopte“ gerade einen neuen Schiffsarzt sucht, da sein alter aus persönlichen Gründen an Land bleiben muss. So heuert Dark auf dem Schiff an, dessen nächste Reise mit Passagieren nach Asien gehen soll. Die Überfahrt verläuft auf weite Strecke ereignislos und angenehm, dann aber gerät die „Bheopte“ in einen Sturm.
Kaum ist dieser überstanden, werden die Schäden gesichtet und die Mannschaft beginnt mit den Reparaturarbeiten. Passagiere entdecken derweil ein Wrack, das in mittelbarer Nähe zu ihnen treibt. Da sie sich langweilen, versuchen zwei junge Passagierinnen den Kapitän zu überreden, das Schiff zu erforschen. Der lehnt zunächst ab, lässt sich dann aber von der Überlegung erweichen, dass auf dem anderen Schiff immerhin auch Schätze liegen könnten. Nur aus dieser Erwägung heraus setzt er dann zusammen mit Dark und einigen Passagieren auf das Wrack über. Doch dort erwartet sie das Grauen...
Wie in der Schauerromantik der Jahrhundertwende üblich, nimmt sich die Geschichte erst einmal Zeit, die Figuren einzuführen und vorzustellen. Dadurch wirkt sie recht gemächlich. Das ändert sich, als die Gruppe neugierig das herrenlose Schiff betritt. Das Grauen schleicht sich auf leisen Sohlen heran, dann geht es aber Schlag auf Schlag und eine unangenehme Überraschung folgt der nächsten.
Das Hörspiel baut die Geschichte gekonnt auf. Zunächst ist es nur die Musik, sind es einzelne Geräusche, die die Protagonisten stutzen lassen, dann kommt auch die Angst in den Stimmen zu tragen. Denn nichts ist vorhersehbar und manche fiese Wendung kommt so überraschend, dass man sich auch vor dem Lautsprecher erschrickt. Schon bald kann man nicht anders als gebannt zuzuhören, was nicht zuletzt den gutgelaunten Sprechern zu verdanken ist, die bis in die Nebenrollen hinein sehr erfahren sind und genau wissen, wie sie ihre Figuren zum Leben erwecken können.
Heraus kommt Seemannsgarn wie es sein sollte – kauzig, skurril, böse und unheimlich zugleich. „Die Herrenlose“ ist damit Schauerromantik vom Feinsten, beispiellos umgesetzt durch die erfahrenen Macher der Reihe „Gruselkabinett“.