Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln – Vampirjäger (Buch)

Seth Grahame-Smith
Abraham Lincoln – Vampirjäger
(Abraham Lincoln – Vampire Hunter)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Carolin Müller
Titelillustration von Nele Schütz
Heyne, 2011, Taschenbuch, 484 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-52832-1

Von Carsten Kuhr

Er gilt als einer der Gründerväter des American Way of Life. Abraham Lincoln, der sechzehnte Präsident der USA, der nicht nur die Sklaven aus ihrem Joch in die Freiheit führte, sondern auch den Sezessionskrieg gewann. Unzählige Bücher wurden über den charismatischen, großgewachsenen Politiker geschrieben, sein Leben, sein Wirken gewürdigt und seine Fähigkeit, packende Reden zu schwingen, gelobt. Doch all diese Autoren, Biographen und Wissenschaftler ahnten nicht, dass Abraham Lincoln, dieser mustergültige Rechtsanwalt und Politiker, eine andere Seite sein eigen nannte – eine Facette seines Charakters, die er einzig seinem Tagebuch anvertraute.

Man weiß alles über seine tragische Kindheit, sein angespanntes Verhältnis zum Vater, die Zuwendung zur Stiefmutter und die Verehrung der zu früh verstorbenen leiblichen Mutter. Was bislang keiner ahnte, was ein wohlgehütetes Geheimnis war, ist, dass ausgerechnet der Mann, der nach seiner ersten, erfolgreichen Jagd auf Geflügelvieh sich fürderhin weigerte, Tiere zu töten, als einer der erfolgreichsten Jäger in die Geschichte seines Landes, ja der Welt Eingang fand. Nicht etwa Rotwild oder Bären, keine Pumas und auch keine Wolfsrudel stellte seine Beute dar, Lincoln pirschte sich an ein weit gefährlicheres Opfer heran – den Vampiren galt sein Jagdinstinkt, die untoten Bluttrinker brachte er zur Strecke. Wie es dazu kam, wer ihn bei seinen Beutezügen anleitete und begleitete, das lesen Sie am besten selbst im Buch nach – Sie würden es mir nicht glauben, wenn ich es ihnen nur erzählen würde…

Mit „Stolz- und Vorurteil und Zombies“ legte der Autor seine eigenwillige phantastische Hommage an Jane Austens Klassiker vor. Nun also erwartet den Leser der zweite Geniestreich aus dem Hause Graham-Smith. Dieses Mal geht es nicht darum, einen der bekannten literarischen Klassiker auf phantastisch zu trimmen, vorliegend nimmt sich der Autor eines der bekanntesten Präsidenten der Vereinigten Staaten an.

In einer fiktiven Biographie, in der er immer wieder Lincoln selbst in Form von Zitaten aus dessen Tagebuch zu Wort kommen lässt, berichtet er uns von dessen Werdegang. Dabei hält er sich minutiös an die bekannten Stationen, füllt die Lücken dabei gekonnt und sehr unterhaltsam mit den übernatürlichen Vorkommnissen. Es gelingt ihm dabei nicht nur, seine Hauptperson zu Leben zu erwecken, dessen Motivation und Ehrgeiz sowohl auf politischem wie vampirischen Gebiet zu portraitieren, sondern seinen Leser auch spannend und abwechslungsreich zu unterhalten. Selbst wenn man vom Leben Abraham Lincolns bislang nichts wusste, wird man der Handlung gerne und aufmerksam folgen, liest sich die Story wie von selbst.

Das hat unbestritten Tempo und Pepp, überrascht mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Fakten und Phantasie und liest sich stringent und spannend an einem Stück durch.