True Blood 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 15. Mai 2011 16:34
True Blood 1
(True Blood #1-6, 2010)
Story: Alan Ball, Kate Barnow, Elisabeth Finch
Script: Mariah Huehner & David Tischman
Titelillustration von David Messina
Zeichnungen von David Messina, Claudia Balboni & Gaetano Carlucci u. a.
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-067-7
Von Christel Scheja
Während sich die „Twilight“-Saga in erster Linie an romantische Gemüter gerichtet hat, die Schmuse- und Kuschelvarianten phantastischer Wesen vorzog, war bereits die „True Blood“-Romanserie von Charlaine Harris vor allem für die Leser gedacht, die auch die dunkle und erregende Seite von Vampiren und Werwölfen nicht missen wollen, das in ihnen schlummernde Biest.
Die mittlerweile über zehn Romane umfassende Serie fand soviel Anklang, dass man sich dazu entschloss, sie auch in ein anderes Medium umzusetzen. Die Fernsehserie „True Blood“ fand ebenfalls Anklang, da man den Tenor der Bücher beibehielt und so bewusst einen Kontrapunkt zu den „reumütigen“, „edlen“ Vampirhelden setzte, die bisher über die Bildschirme flimmerten. Bill und Eric stehen zu ihren Taten als Vampire und scheuen sich auch heute nicht, Blut von lebenden, unschuldigen Menschen zu nehmen. Sie haben die Bestie in sich nicht in Ketten gelegt.
Die erste Graphic-Novel der Comicserie schlägt nun eine Brücke zwischen Romanen und Fernsehfolgen. Sie ist irgendwann in den Staffeln angesiedelt und dient dazu, die einzelnen Figuren im Design der Serie ein wenig mehr zu beleuchten.
Eigentlich scheint alles so wie immer zu sein in Sam Merlottes Bar in der verschlafenen Kleinstadt Bon Temps im schwülen Süden der USA. Doch dann erweist sich einer der Gäste als Wesen, das selbst Gestaltwandlern und Vampiren überlegen ist. Es handelt sich um einen Imp Shaloop, einen Geist aus den Sümpfen und alter indianischer Zeit, der sich von der Scham der Menschen ernährt. Wer sich gegen ihn wehrt, erleidet einen schmerzhaften Tod durch seine Tentakel. Da nicht einmal der alte Vampir Eric gegen ihn ankommt, haben die Gäste in der Bar keine Wahl, die Momente preiszugeben, in denen sie den meisten Schmerz und die größte Scham in ihrem Leben verspürt haben. Die anderen Anwesenden hören mit und erfahren so düstere Geheimnisse, die eigentlich vor ihnen hätten verborgen werden sollen und durchaus Einiges verändern könnten. Sookie macht den Anfang und berichtet von dem Tag, an dem sie ihre Eltern zum letzten Mal sah und ihren Gefühlen, von ihnen verraten worden zu sein. Doch das ist nicht die düsterste Geschichte, die noch erzählt werden soll.
David Messina gehört zu den wenigen Comic-Zeichnern, die es schaffen, den Figuren nicht nur seinen eigenen Stempel aufzudrücken, sondern auch äußerlich fast wie die Schauspieler aussehen zu lassen. Das verleiht seinen Werken, wie jetzt auch „True Blood“ eine besondere Qualität. Vermutlich werden Fans der Serie dadurch noch mehr Spaß haben, nach dem Band zu greifen.
Auch inhaltlich kann sich die Geschichte sehen lassen. Die Rahmenhandlung ist zwar sehr ruhig und stagniert, die einzelnen Erzählungen erhalten dadurch aber noch mehr Schärfe und Tiefe. Man merkt, dass die Macher es nutzen, hier Elemente aus der Vergangenheit der Figuren einzubinden, die in den Büchern, vermutlich aber nicht in der TV-Serie erzählt wurden. Es ist interessant zu sehen, was für wen schmerz- und zugleich beschämend war – während sich Sookie immer noch grämt, ihrer Mutter „Ich hasse dich“ nachgeschrieen zu haben, hadern andere mit viel schlimmeren Taten, die von Verrat bis hin zu Mord gehen. Dabei werden aber auch die besonderen Zutaten der Serie nicht außer Acht gelassen: Die schwülstige und etwas düstere Atmosphäre, in der jeder seine dunklen Seiten hat und keiner ein Unschuldsengel ist, nicht einmal Sookie und der immer wieder eingebaute leidenschaftliche Sex.
Die erste Graphic Novel zu „True Blood“ zeigt daher, wie Comics zu Filmen und Büchern aussehen sollten – zeichnerisch und inhaltlich treffend, aber doch eigenständig genug um sich ein wenig von beidem abzuheben. Gerade weil den Figuren durch die Geschichten Tiefe verliehen wird, bleibt der Band auch noch nach dem Lesen im Gedächtnis haften.