Tobias Bachmann: Konzerte (Buch)

Tobias Bachmann
Konzerte
Edition Dunkelgestirn, Hardcover, 216 Seiten, 35,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Der Herbst ist da - die Jahreszeit, in der die Tage kürzer, die Nächte länger und kälter werden und wir uns gerne mit einem guten Buch und einem heißen Getränk auf die Couch zurückziehen. Eine Zeit, in der Nebel und Stürme unser Wetter prägen, für eine düstere, unheimliche Stimmung sorgen und wir dem Übernatürlichen aufgeschlossener gegenüberstehen als im Hochsommer.

Eine Zeit, in der Eric Hantsch uns immer wieder herausragende Bücher präsentiert.

Vorliegend erwartet uns ein großformatiger Band, der in blutrotes Leinen eingebunden ist und mit Deckel- sowie Rückenprägung und einem Lesebändchen ausgestattet wurde. Zehn Geschichten harren auf uns, jeweils begleitet von einer zur Erzählung passenden Farbillustration. Der Band ist auf 125 Exemplare limitiert und von Verfasser sowie Illustrator signiert. Dem Buch beigegeben ist zudem eine CD der Dunkelpoet-Musiker, die alle Geschichten vertont haben.

Tobias Bachmann ist uns als versierter Verfasser übernatürlicher und unheimlicher Stoffe bekannt. Weniger bekannt ist, dass er auch als Musiker tätig ist. So war es ihm ein Anliegen, beide Schaffensbereiche zu verbinden und uns eine Sammlung unheimlicher Kurzgeschichten vorzulegen, die alle eine direkte Beziehung zum Thema Musik haben.


Er entführt uns zu einer Punk-Veranstaltung, bei der sich am Totensonntag die Tore zum Reich der Verblichenen öffnen; zu Notre-Dame, der Kathedrale von Paris, in der im April 1919 ein Chor ein Werk eines gewissen Erich Zann aufführt - mit drastischen Folgen, versteht sich; zu einem Organisten, der Bachs unvollendete Quadrupelfuge fertigstellt und mittels einer eigens konstruierten Riesenorgel aufführt. Wir begegnen einer Dark-Rock-Band, deren Leadsänger ein altes Schloss in Versailles erwirbt und im Keller nicht nur ein Konzeptalbum aufnimmt, sondern auch auf Überbleibsel der dem Namen nach äußerst bekannten Erstbesitzer stößt. Es folgt die Geschichte einer Hammond-Orgel, die entweiht wurde und einen ungezügelten, ja dämonenhaften Appetit entwickelt; dann begegnet uns ein Saxofonist, der abgestürzt ist und seinem alten Ruhm nachtrauert. Ein KZ-Insasse, der ein Requiem komponiert hat, das selbst gestandene SS-Kommandeure zum Weinen bringt, gibt sein Erbe weiter. Schließlich lernen wir in einem Text-/Comic-Beitrag die mittels einer magischen Flöte beschworenen Wüstenfische kennen, die einen Nomaden-Stamm vor den Horden der Großen Alten schützen. Einzig ein gewisser Alhazred verweigert die Flucht - schreibt er doch an einem Werk über das Dämonische…


Zehn ganz unterschiedliche Beiträge erwarten uns. Die Geschichte des jüdischen KZ-Insassen sowie die Novelle um die Hammond-Orgel - die am Ende einen Hinweis auf möglicherweise weitere Storys um den ermittelnden Kommissar und seinen Exorzisten-Freund enthält - haben es mir dabei besonders angetan.

Allen Beiträgen gemein ist, dass sie interessant, spannend und überraschend wirken. Immer wieder spielt der Autor mit Reminiszenzen an Lovecraft und Poe, bleibt dabei aber stets in seiner jeweiligen Erzählung verankert.

So ist auch dies wieder ein Buch, das durch seine Ausstattung herausragt, inhaltlich zu überzeugen weiß und uns für einige Stunden in andere, oftmals dunkle Welten und Abgründe entführt.