Wieland Freund: Die Kathedrale der Vögel (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 13. Oktober 2025 11:13

Wieland Freund
Die Kathedrale der Vögel
Titelbild: Melanie Korte
Hobbit Presse, 2025, Hardcover, 400 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Es gibt sie noch, die stillen und ruhigen Fantasy-Romane, deren Magie sich erst nach und nach erschließt. Wieland Freund erzählt in „Die Kathedrale der Vögel“ genau so eine Geschichte. Wie auch schon in „Dreizehnfurcht“ durchbricht er dabei klassische Konventionen.
Munk sticht mit seinen dunklen Haaren wie die eines Raben und den Augen eines Uhus seit jeher unter den Inselbewohnern hervor. Er hat zudem eine besondere Verbindung zu den Toten. Das lockt seltsame Krieger an, die ihn auf Geheiß ihres Herrn verschleppen.
Während er in der Festung dem Greifen von Amser dienen muss und dabei das Geheimnis der Kathedrale der Vögel erfährt, macht sich seine Schwester Enna auf, um ihn zu retten. Unterstützung bekommt sie dabei von Menschen, die um die Macht der Andervögel wissen.
Eigentlich passiert nicht viel in der Geschichte, denn es wird einfach nur ein Junge mitgenommen und in eine düstere Festung verschleppt. Der Greif und seine Krieger scheinen unbesiegbar zu sein, ihre Macht ist die Grausamkeit. Und das kann seine Schwester nicht auf sich sitzen lassen. Sie macht sich auf die Suche nach ihm, will ihn retten und erlaubt den Lesern so, mehr von der Welt zu erfahren und dem Eindruck, den die Greifenkrieger hinterlassen.
Die Geschichte wird sehr bodenständig erzählt, auch die Magie wird eher selten und verhalten eingesetzt, dafür ist aber das Vogelmotiv allgegenwärtig, die gefiederten Wesen spielen eine immens wichtige Rolle, wie sich schon bald zeigt. Und auch wenn Grausamkeit und Gewalt ein Thema sind, so werden diese doch nur punktuell eingesetzt, die düstere und beklemmende Atmosphäre, die an einen wolkenverhangenen Tag erinnern, ist eher allgegenwärtig.
Die Figuren erhalten bis zu einem gewissen Grad Profil, bleiben aber dennoch gegenüber dem Leser sehr distanziert, was leider auch dem Mitgefühl des Lesers schadet. Immerhin sind sie erfrischend normal, selbst mit ihren besonderen Kräften bleiben sie bodenständig. Alles in allem wird die Geschichte sehr ruhig erzählt, es gibt aber dennoch keine Längen, da immer wieder Kleinigkeiten geschehen oder Hinweise auftauchen, die die Handlung vorantreiben. Allerdings bleibt die Spannung auf einem eher niedrigen Niveau.
„Die Kathedrale der Vögel“ ist kein Buch zum dramatischen Mitfiebern, sondern eher eines, dessen Zauber sich langsam entfaltet, das von der Atmosphäre und den fast schon poetisch zu nennenden Enthüllungen lebt und deshalb vor allem die Fans ansprechen dürfte, die eher die Fantasy der leisen Töne und stillen Magie mögen.