Sarah Scheumer: Herz aus Moos und Schatten (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 09. Oktober 2025 11:24

Sarah Scheumer
Herz aus Moos und Schatten
Piper, 2025, Paperback, 448 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Eine heruntergekommene Hafenstadt, erbaut auf einem uralten magischen Reich, in dem einst viele kleine Götter wandelten und Menschen, die nicht ahnen, dass bald eine Flut kommen wird, die alles hinwegschwemmt und die Unsterblichen in ihr Ewigreich bringt. Das ist das Szenario, in das Sarah Scheumer den Leser in „Herz aus Moos und Schatten“ entführt.
Nor steht zwischen den Welten. Die junge Frau ist halb Göttin, halb Mensch und kennt das Geheimnis, wenn auch viele andere Dinge nicht. Um mit den anderen Unsterblichen in die Ewiglande einzugehen, erledigt sie viele Aufträge für ihren Ziehvater, ohne sich zu beklagen.
Eines Tages aber lernt sie nicht nur den jungen Henry kennen und lieben, es kommen auch unerwartet dunkle Erinnerungen an ihre leiblichen Eltern hoch, deren Tod bis heute ungeklärt ist; und sie beginnt, an ihrem Weg zu zweifeln.
Welten, in denen kleine Götter, die meist ein Teil der Natur sind, aber zum Teil entwurzelt wurden, so dass sie jetzt Unheil in den Siedlungen der Menschen stiften, sind eigentlich eine Spezialität japanischer Animes und Mangas. Sandra Scheumer aber macht sich genau die Atmosphäre zu eigen, die auch viele der Ghibli-Filme haben, beschreibt eine liebenswerte Koexistenz, in der die beiden Gruppen doch irgendwie zusammen leben.
So ist die Handlung auch überraschend unspektakulär und leise. Die alltäglichen Erlebnisse stehen im Mittelpunkt; durch Nor und ihre Aufträge bekommen Leser die Gelegenheit, das Setting genauer kennenzulernen.
Viel aber wird nicht erklärt, was auch gar nicht nötig ist, denn die Geschichte kommt auch so gut voran und bleibt durch die vielen kleinen Wendungen und den roten Faden - die Geheimnisse um den Tod von Nors Eltern - durchaus spannend. Tatsächlich entsteht eine warmherzige und kuschlige Atmosphäre mit ein paar Bedrohungen, die man auch aus den Werken von Hayao Miazaki kennt. Die kauzigen Figuren - und die manchmal etwas schrägen Begebenheiten - schaffen die passende Atmosphäre.
Und auch wenn eine Liebesgeschichte mitschwingen darf, so ist sie doch nur ein Teil des Ganzen und bleibt zurückhaltend, ebenso wie Action.
„Herz aus Moos und Schatten“ braucht Leser, die offen für eine eher ruhige und alltägliche Handlung sind, in der kleine Begebenheiten für Spannung sorgen und die Geschichte vor allem durch die eigenwilligen Charaktere und die leise Magie getragen wird, weniger durch großes Drama oder Gewalt.