Sarah Lukas: Der Kuss des Jägers (Buch)

Sarah Lukas
Der Kuss des Jägers
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung von Motiven von Anke Koopmann, shutterstock und Corbis
Piper, 2011, Hardcover, 378 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-492-70225-6

Von Irene Salzmann

Sophie Bachmann hat ihren Lebensgefährten Rafael verloren. Vergessen sucht sie in Paris und begegnet dort einem Mann, der ein Zwilling des Verstorbenen sein könnte. Der mysteriöse Jean Méric warnt Sophie vor dem Unbekannten und seinen Freunden – und das aus gutem Grund: Rafe ist ein gefallener Engel, aber als es darauf ankommt, entscheidet er sich für das Gute und rettet Sophie das Leben. Er selbst wird damit belohnt, dass er wieder in den Rang eines Engels aufsteigt.

Doch für die junge Frau sind die Gefahren damit keineswegs gebannt. Der Dämon Kafziel, an den sie durch ihr Blut gebunden ist, begehrt sie immer noch als Opfer, um seine finsteren Pläne realisieren zu können. Allerdings muss sie ihr Leben freiwillig geben, und so bedroht er Sophies Angehörige und Freunde.

Auf Jean kann sie diesmal nicht zählen, da er seit den jüngsten Vorkommnissen im Gefängnis sitzt, denn die Polizei, die ihn schon lange im Visier hat, will ihm einen Mord anlasten. Für Raphaël ist sie nur eine von vielen, denen er als Schutzengel beistehen muss, und ihre einst heiße Liebe beginnt zu erkalten, da er erneut fallen würde, ließe er sich mit einer Sterblichen ein. Sophie ist bitter enttäuscht. Unterstützung erhält sie von dem Buchhändler Alex Delamair, einem Freund von Jean, der auch in dessen Aktivitäten, das Übersinnliche betreffend, eingeweiht ist. So beginnt Sophie ein Katz‘-und Maus-Spiel mit der Polizei und Kafziel, während sie nach einem Schlüssel forscht, der dem Dämon unter keinen Umständen in die Hände fallen darf. Unterdessen macht Raphaël Jean ein überraschendes Angebot, das jedoch nicht frei von Konsequenzen ist...

Man sollte den Vorgängerband, „Der Kuss des Engels“, kennen, um sich leichter in die Handlung von „Der Kuss des Jägers“ einlesen zu können, denn die Geschichte geht nahtlos weiter und setzt voraus, dass man mit dem Bisherigen vertraut ist. Zwar wird das Wesentliche kurz zusammengefasst, aber es ist ein Jahr seit dem ersten Roman vergangen, und es handelte sich bei diesem keineswegs um ein Buch, das lange in Erinnerung bleibt, so dass man trotzdem mitunter das Gefühl hat, ein paar fürs Verständnis notwendige Hinweise würden fehlen.

Auch vom Inhalt und Stil her knüpft die Autorin an ihr den ersten Teil an. Im Vordergrund steht die Romanze zwischen Sophie und Rafe, der ihr toter Freund ist – und doch wieder nicht – und sich nach seinem Aufstieg zum Schutzengel immer weiter von ihr zu entfernen scheint. Das ebnet den Weg für Jean, der zuletzt der Verlierer war, und es kommt zum „Kuss des Jägers“. Das offene Ende erlaubt wenigstens noch einen Band, in dem sich das Karussell der Liebe erneut drehen kann und Sophie eine Entscheidung fällen muss. Die eigentliche Handlung liest sich eher zäh und schwerfällig. Nach wie vor sucht Sophie einen Job, denn sie möchte in Paris bleiben. Ihre quengelnden Eltern wollen sie jedoch mit nach Hause nehmen ins spießbürgerliche Schwaben, müssen jedoch unverrichteter Dinge ohne die Tochter heimkehren. Sophies Freundin Lara plant, nach Paris zu fahren, um ihr beizustehen, und bekommt darüber Probleme mit ihrem Freund, doch scheint mehr dahinter zu stecken als eine Beziehungskrise. Und dann wären da noch Kafziel und der ominöse Schlüssel, den Sophie erwartungsgemäß findet, aber...

Die Autorin walzt Details aus und bringt die Handlung nur langsam voran. Statt Antworten zu geben, stellt sie die Weichen für das Kommende, so dass man nach der Lektüre dieses ‚Mittelbandes‘ wenig zufrieden zurückbleibt. Möchte man erfahren, worum es eigentlich geht, welches Ziel Kafziel verfolgt, ob Sophie ihn aufhalten kann und wer der Mann an ihrer Seite wird, muss man schon den nächsten Roman abwarten – falls man die zögerliche, manchmal zu einfach gestrickte Geschichte weiterverfolgen will.

Eigentlich gehört „Der Kuss des Jägers“ eher in die Rubrik der Liebesromane, denn die Phantastik ist lediglich aufgedampft. Die Story hätte auch ohne die momentan populären Engel und Dämonen funktioniert und seine Leser unter jenen gefunden, die Romanzen vor einer opulenten Kulisse und ohne deftige Details bevorzugen.