Davidson, Mary Janice: Traummann an der Angel (Buch)

Mary Janice Davidson
Traummann an der Angel
(Sleeping with Fishes)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Stefanie Zeller
Titelillustration von Shutterstock
Lyx, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 304 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8250-9

Von Alexandra Balzer

Die Autorin, bekannt durch »Weiblich, ledig, untot«, hat eine neue Serie begonnen: Diesmal sind also Jungfrauen an der Reihe. Genauer gesagt: eine Halbjungfrau. Frederika Bimm, genannt Fred, ist 29 Jahre alt, Meeresbiologin, notorisch schlechtgelaunt und resistent gegen männliche Anziehungskraft. Man könnte auch sagen, sie ist prüder als jede Nonne; den Eindruck vermittelt zumindest der Einstieg in die Geschichte.

Freds einziger Freund ist Jonas, der vermutlich weltweit einzige nicht-schwule Frauenversteher, der als Ingenieur in der Forschungsabteilung einer Kosmetikfirma arbeitet, davon träumt, das perfekte Shampoo zu entwickeln, sich schon mit 7 Jahren perfekt die Nägel maniküren konnte, gerne einkaufen geht, aussieht wie ein Filmstar und unglücklich in Freds Chefin verknallt ist.
Fred kennt er seit der 2. Klasse, als ein paar Jungs der Meinung waren, Jonas’ Bekenntnis zu seiner weiblichen Seite verdiene Prügel. Die dadurch entstehende Hektik störte Fred beim Lesen, also hat sie das Problem mal kurz mit dem Kopf voran im nächsten Sandkasten entsorgt. Als Hybride ist Fred nämlich stärker als Pippi Langstrumpf, hat allerdings blaue Haare – eigentlich grüne Haare, aber das bemerkt nur Thomas.
Thomas ist neu in der NEA, wo Fred arbeitet. Thomas sieht umwerfend gut aus, lässt sich von blonden Praktikantinnen überhaupt nicht beeindrucken und träumt seit seiner Kindheit von Meerjungfrauen. Er entdeckt auch sehr schnell, dass Fred eine solche (beinahe) ist und verfolgt sie von da an recht aufdringlich mit seiner Liebesbegierde.
Fred kann dieses Problem diesmal nicht einfach auf die Intensivstation prügeln, da sie auf Thomas angewiesen ist: Der untersucht nämlich gerade einen rätselhaften Fall von Toxinen im Hafenwasser. Aus dem gleichen Grund stellt Großprinz Artur vom Schwarzen Meer Fred nach – ein echter Meermann. Artur ist völlig hingerissen von Freds sprödem Widerstand gegen seine an sich unwiderstehliche Schönheit. Da sie, egal wie widerwillig, seine Untertanin ist, muss sie sich jetzt gleich zweier liebestollen Männern erwehren.
Ausgerechnet jetzt dreht ihr sonst so zuverlässiger Freund Jonas durch, ihre Eltern genießen nicht nur ein ausschweifendes Sexleben (Frechheit!), sondern wollen auch noch ein Kind adoptieren, und überhaupt: Ist doch alles Blödsinn hier, oder?

Fred ist schon eine merkwürdige Heldin: Sie arbeitet zwar als Meeresbiologin, reagiert aber allergisch auf Fisch, und auf Booten wird ihr so schlecht, dass Mannschaft und Schiff Existenzgefahr droht. Ihre Frigidität, ihre rotzige ›ist mir doch egal!‹-Lebenseinstellung wirken nicht unbedingt sympathisch. Auch ihre vor lauter Schönheit und Machogehabe fast schon lächerlichen Begleiter sind, gelinde gesagt, merkwürdig.
Doch die Autorin erzählt frisch und locker, wodurch all diese schrägen Typen unterhaltsam rüberkommen. Über gewisse Dinge sollte man eben nicht nachdenken. Etwa, wie Fred ihre Ausbildung überleben konnte, ohne ganze Flotten zu versenken. Oder was sie da genau als Meeresbiologin leistet, was nicht auch eine Friseurin als Nebenjob erledigen könnte. Warum sich diese rätselhaften Toxine mittendrin in stinknormale Substanzen … oder warum mehr als ein Dutzend schwer bewaffneter Mafiosi – egal. Hier geht es nicht um Logik, nur um den Spaß.
Wer also leichte Unterhaltung sucht, schrullige Typen und wirre Dreiecksbeziehungen mag, kann hier unbesorgt zugreifen. Das Ende ist offen, die Fortsetzung dazu schon erschienen.

Vorsicht: Die Geschichte ist kürzer, als es scheint, da noch eine Bonusgeschichte zugelegt wurde. »Monsterliebe« stammt von derselben Autorin. Hier geht es um einen einsamen Vampir, der zwar viel Spaß an seinem untoten Dasein, aber keine robuste Frau an seiner Seite hat, die dieses mit ihm teilen könnte. Ganz schön unfair.