Carmen Mayer: Adelindis - Die toten Äbte (Buch)

Carmen Mayer
Adelindis - Die toten Äbte
Bonifatius, 2025, Paperback, 392 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Carmen Mayer schreibt Krimis und Historische Romane. Für „Adelindis - Die toten Äbte“ entschied sie sich dazu, beide Genres miteinander zu vermischen und zu einer spannenden Geschichte zu spinnen.


Adelindis wurde von den Frauen des abgelegenen Klosters Bochaugia am Verdersee aufgezogen, nachdem jemand sie dort aussetzte. Schon in jungen Jahren begeistert sie sich für alte Schriften aber auch die Heilkunst, die sie in ihnen entdecken darf.

Dieses Wissen kommt ihr zugute, als sie mit ihrer Lehrerin in das Kloster auf der Insel Reichenau geschickt wird, um eine alte Urkunde zu holen. Dort entdeckt sie, dass der Abt ermordet wurde und gerät mehr und mehr in ein Netz aus Intrigen und Lügen, das auch sie in den Abgrund reißen könnte.


Das ist der Aufhänger für eine Handlung, die sich aber auch sehr viel Zeit nimmt, das damalige Leben der Klosterfrauen zu beschreiben, gerade wenn sie nicht hinter starken Mauern und in einer von den Männern anerkannten Gemeinschaft leben.

Genau mit diesen Schwierigkeiten haben auch die Frauen von Bochaugia zu kämpfen, die zwar nach den Regeln der Benediktinerinnen leben, aber teilweise nicht einmal den Schleier genommen haben.

Und so ist der Mord nur ein Aspekt der Mauscheleien und Intrigen, in denen auch die Ziehmutter von Adelindis verwickelt zu sein scheint, etwas, was das junge Mädchen stark verändert, denn sie muss an den Schwierigkeiten wachsen und wichtige Entscheidungen treffen, dabei aber auch ihr Herz nicht vergessen.

Um die Spannung zu erhöhen, gibt es natürlich auch noch eine Widersacherin in den eigenen Reihen, die dem jungen Mädchen das Leben schwermacht.

Facettenreich und lebendig sind aber auch die anderen Figuren, mit denen Adelindis zu tun bekommt. Die Geschichte bleibt zudem eher nahe an den einfachen Menschen, was das Ganze noch ein wenig bodenständiger und nahbarer macht.

Die Ermittlungen selbst mögen dadurch zwar deutlich in den Hintergrund rücken, dafür bekommt man aber eine abwechslungsreiche und atmosphärische Handlung mit vielschichtigen Charakteren und lebendigen Alltagsmomenten, dramatischen Wendungen und interessanten Enthüllungen. Zudem ist das Buch in sich geschlossen, auch wenn sich die Autorin eine Tür offenlässt, um die Geschichte ihrer jungen Heldin weiter zu erzählen.

„Adelindis - Die toten Äbte“ ist vielleicht kein Mittelalter-Krimi im üblichen Sinne, dafür aber eine lebendige Schilderung des Lebens der Nonnen, die nicht in einem sicheren Kloster oder Frauenstift leben und sich so gegen manch ein Problem behaupten müssen, begleitet von einem Findelkind, das seinen Weg im Leben noch finden muss.