Ganarah 3: Stimmen der Vergangenheit (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 24. April 2011 13:59
Ganarah 3
Stimmen der Vergangenheit
(Ganarah: Les Voix du Passé)
Text & Zeichnungen: Fabrice Meddour
Farben: Stéphane Paitreau
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-939823-63-6-8
Von Frank Drehmel
Normalerweise fällt es mir leicht, eine Inhaltsangabe zu verfassen. Eine Voraussetzung dafür ist jedoch, dass ich die Geschichte verstanden habe. Und exakt das ist bei diesem abschließenden Album der „Ganarah“-Trilogie nicht der Fall. Selbst dreimaliges Lesen und ein sukzessives, retrogrades Erweitern des Betrachtungszeitraumes durch (erneute) Lektüre zunächst des zweiten und später des ersten Bandes ließen kaum mehr als eine vage Ahnung davon aufkommen, was Fabrice Meddour gemeint haben könnte. Ich will als ehrgeiziger Mensch dennoch den Versuch einer kurzen Inhaltsangabe wagen.
Ganarah ist dem Wahnsinn verfallen und macht in Begleitung einer Bande ehemaliger Maskenträger, die ebenfalls des Wahnsinns kesse Beute wurden, die Gegend in und um Armon Surath dadurch unsicher, dass sie Menschen jagt und diese dann an Ort und Stelle verspeist. Dzeroff, der kleine Toma sowie Tchenee, die neue Herrscherin der Stadt, beobachten Ganarahs Treiben zwar mit Argwohn und Furcht, aber insbesondere Tchenee treibt eine andere Sorge, die mit dem Erwachen der Magie in den Fluxträgern zusammenhängt. Daher sendet sie eine Botin mit einer Einladung und der Bitte um Vergebung für vergangene Vertreibungen in die Provinz Quintanaro, auf dass die dortigen Helden die Arena von Armon Surath mit neuem Leben füllen. Obgleich man in Quintanaro eine Falle der Herrscherin vermutet, schickt man eine Delegation aus Fluxträgern und Kriegern, die prompt in einen tödlichen Hinterhalt gerät – denn Tschenee hat in der Tat Ganarah als Erlöserin Armon Suraths erkoren. Doch die Kriegerin begeht, gefangen in Visionen ihrer Vergangenheit, nach wie vor die abscheulichsten Verbrechen.
Nährten die ersten beiden Alben noch die Hoffnung, dass Meddours Trilogie als fantasievolle, exotische, originelle und rundum unterhaltsame Serie in die Annalen des Phantastischen Comics eingehen werde, so zerstört dieser dritte Band den ehemals positiven Eindruck so brutal und rigoros, dass es fast schon beängstigend ist. Handlungslücken – insbesondere die Ereignisse, die zwischen dem Ende des zweiten und dem Beginn des dritten Albums stattgefunden haben müssen, bleiben in einem schwarzen Erklärungsloch verschwunden. Zeit- und Ortssprünge, fehlende Erläuterungen für zentrale Zusammenhänge, nicht nachvollziehbare Figurenentwicklung, Personen und Szenen, die wie aus dem Nichts auftauchen, um gleich darauf im Nichts zu verschwinden, der weitgehende Verlust an exotischer Atmosphäre sowie das generelle Fehlen eines roten beziehungsweise irgendeines Handlungsfadens hinterlassen beim erwartungsvollen Leser nichts als Frust.
Bedauerlicherweise trägt das Artwork trotz seiner nach wie vor vorhandenen Qualitäten zur allgemeinen Verwirrung dadurch bei, dass insbesondere weibliche Protagonistinnen in vielen Szenen wenig markant dargestellt sind, man sich also öfter als einmal fragt, wer da in welcher Funktion spricht.
Fazit: Das unterm Strich stimmige Artwork kann die desaströs zerrissene, kaum nachvollziehbare Geschichte nicht einmal ansatzweise retten. Das Beste wäre, Meddour würde einen völlig neu konzipierten Abschlussband abliefern und das vorliegende Album der Vergessenheit anheim fallen lassen.